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Jugend ist im Schloss zu Haus

Der Prietitzer Club am Park hat seit zwei Jahrzehnten sein Domizil im Herrenhaus. Und dort sogar ein Stück Autobahn eingebaut.

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© Kristin Richter

Von Manuela Reuß

Elstra. Hof- und Justitzrat Hieronymus Friedrich von Stammer würde es freuen, dass in seinem Schloss die Jugend zu Hause ist. Obwohl es ja kein richtiges Schloss ist, sondern eher ein Herrenhaus. Doch bei den Prietitzern wird das historische Gemäuer wohl immer das Schloss bleiben.

Längst ist der äußerlich eher schmucklose Bau nicht mehr aus der Dorfgeschichte wegzudenken. Genauso wenig wie der Prietitzer Club am Park. Seit nunmehr zwei Jahrzehnten existiert er schon – so lange, wie kein anderer Jugendclub in Elstra. Das heißt, eigentlich gibts ihn sogar schon länger. Wann genau der Club aus der Taufe gehoben wurde, darüber sind sich Anne, Ronny, Marc, Maik, Denise und Daniel allerdings nicht ganz einig.

„Holt doch bitte mal einer die Kiste mit den Bildern“, ruft Daniel Kreßin. Der 39-Jährige gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins und ist noch immer dabei. Als Ehrenmitglied. Schon als Knirps ging er täglich im Schloss ein und aus. Denn damals war dort sein Kindergarten. Auch Denise Kramer, ebenfalls Club-Gründungsmitglied, kennt das altehrwürdige Gemäuer noch aus Kindergarten-Tagen. „1994 ist der Kindergarten ausgezogen“, weiß die 38-Jährige. Kurz darauf habe der Jugendclub begonnen, die Räumlichkeiten umzubauen. In ihre Bar haben die Prietitzer beispielsweise ein Stück der ehemaligen Bautzener Autobahn  eingebaut. Der Fußboden ist mit alten Granit-Steinen der Schnellstraße gepflastert. Wann genau war das bloß? Die Bilder lassen Erinnerungen aufleben, bringen aber keine endgütige Gewissheit.

Verein feiert seinen 20. Geburtstag

Doch an einem Fakt gibt es kein Rütteln: Seit Anfang Juni 1995 ist der Club am Park eingetragener Verein. Deshalb hat die Prietitzer Jugend dies als Geburtsstunde deklariert. Und das wird gefeiert. Am 8. August steigt die große Geburtstagsparty. Als Zwanzigjähriger kann man es schließlich mal richtig krachen lassen. Doch bis es soweit ist, haben Clubchefin Anne Müller und ihre Truppe noch allerhand zu organisieren. Party-Zelte, Gulaschkanone, Tanzfläche und vieles mehr. Nur um die Musik brauchen sie sich keine Sorgen machen. DJ AK Lustlos wird für die richtige Party-Stimmung sorgen. Sein kurioser Name sei nicht Programm, weiß Anne Müller. „Er macht das richtig gut.“ Und was noch besser ist: DJ AK Lustlos ist Mitglied im Prietitzer Club.

Die 15 Jugendclub-Mitglieder und rund zehn aktiven Vereins-Freunde verstehen sich aber nicht nur aufs Feiern. In ihrem Jahresplaner stehen immer fünf feste Termine. Das sind sowohl Events für die breite Öffentlichkeit, als auch für die eigene Truppe. Die Halloweenparty Ende Oktober ist nach dem Jubiläum der nächste Höhepunkt, den die Prietitzer organisieren. Zur Schlossweihnacht bieten die jungen Leute das Adventsbasteln an. Der Heiligabend wird dann clubintern verbracht. „Nach dem Familienabend gibt es bei uns Feuerzangenbowle. Das wird sehr gut angenommen. Letztes Jahr waren fast 50 Leute da“, so Marc Brock. Im neuen Jahr ist dann das Maibaumsetzen der erste Termin. Das würden immer halbe Dorffeste werden. An den Wochenenden zuvor ist Reißig holen und Rankewinden angesagt. Und natürlich gehen die Prietitzer in der Walpurgisnacht auch gern auf Maibaum-Klau. Ihre Erfolge haben sie an den Wänden der Bar notiert. Mit Ort und Datum. Die Säge, mit der sie alljährlich losziehen, hängt auch da. Und nicht zu vergessen: das Kindercamp. Seit es den Club gibt, wird am ersten Sommerferienwochenende im Schlosspark gezeltet. Die 60 dafür zu vergebenden Plätze gehen stets weg wie warme Semmeln. Inzwischen sind einige Camp-Kinder der ersten Stunde selbst Betreuer. Anne Müller findet das gut. Schließlich brauche der Club Nachwuchs. „In zwanzig Jahren will ich nicht mehr Clubchefin sein“, sagt die 23-Jährige lachend. Deshalb soll es diesen Herbst noch ein Billardturnier  mit Teenie-Disko geben. Quasi zum Neugierig machen.