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Jugend braucht Alternativen statt Verbote

Der Dreck auf dem Schulhof am Gymnasium in Niesky ärgert Schüler und Lehrer. Sie sehen die Stadt in der Pflicht. Und das nicht nur bei Ordnung und Sauberkeit.

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Von Steffen Gerhardt

Es sieht am Morgen wieder wüst aus unter dem Pilz auf dem Schulhof des Schleiermacher-Gymnasiums in Niesky. Herumgeworfene und zertretene Verpackungen, leere Flaschen, Zigarettenkippen – und das, obwohl Papierkörbe in Reichweite stehen. Doch damit nicht genug. Selbst die abgestellten Fahrräder sind bereits tagsüber Beschädigungen ausgesetzt. Aufgeschlitzte Reifen und herausgerissene Ventile sind keine Seltenheit, berichten Gymnasiasten.

Das Problem ist nicht neu, es beschäftigt seit einigen Jahren das Gymnasium. Doch daran geändert hat sich bisher nichts. So schreibt Lehrerin Heike Adomat als Reaktion auf den SZ-Artikel vom vergangenen Freitag, dass die Ursachen für das Treffen der Jugendlichen an diesem Ort mehrere sind. Konkret nennt sie die fehlenden Möglichkeiten, dass sich die Jugend irgendwo anders in der Stadt treffen kann. Dass die Gelder für die Jugendarbeit sowohl bei der Stadt als auch bei dem Landkreis immer weniger werden und schließlich bringt die Schließung des Jugendzentrums H.O.L.Z. die jungen Menschen um einen beliebten Treffpunkt.

Daran haben ebenso die Facebook-Nutzer keinen Zweifel. Ines Wolfram schreibt: „Auch ich habe jugendliche Erwachsene und man weiß überhaupt nicht, wo man ihnen einen Treffpunkt anbieten kann, wo sie nicht stören und unerwünscht sind.“ Die Nieskyerin macht daher den Vorschlag an die jungen Leute: Trefft euch weiterhin, habt Spaß, seid nett zu euren Mitmenschen – und bitte, nehmt euren Müll mit!

Felix Püpke meint, dass alle Nieskyer Jugendlichen sich abends auf öffentlichen Plätzen treffen sollten. Damit endlich mal auf die Alternativlosigkeit für Jugendliche aufmerksam gemacht wird. Sabine Großmann warnt davor, den Pausenhof abzuschließen. „Das ist wahrscheinlich die einfachste Möglichkeit. Aber wo bitte soll die Jugend denn hin? In Niesky wird überhaupt nichts geboten – und sich dann noch über sie beschweren, das geht überhaupt nicht.“ Cindy Weidlich führt die Diskussion fort und fordert einen alternativen Platz für die Jugend. „Mit Licht und Überdachung, wo Jugend sich treffen kann und wo es keinen stört“, schreibt sie.

Andererseits wird befürchtet, dass das Problem nur von A nach B verlagert wird. Dabei ist keinem geholfen. Eine Lösung gibt es aus Sicht der Stadt noch nicht. Heike Adomat ist mit dieser Aussage nicht zufrieden. „Es sind keine Ergebnisse sichtbar!“ Besitzverhältnisse und Zuständigkeiten dürfen ihrer Meinung nach kein Grund dafür sein, diese Gegebenheit nicht in Ordnung zu bringen. „Wochenlanges Nachdenken und Reden reichen hier nicht aus. Hier muss gehandelt werden“, forderte die Pädagogin bereits in einem Schreiben an die Oberbürgermeisterin.

Aber Stadt und Landkreis sind sich nicht einig, wie sie mit dem Gelände umgehen werden. Denn das Gymnasium ist eine Einrichtung des Kreises, einschließlich dazugehörigem Schulhof. Ihn einzuzäunen würde zwar Ruhe und Ordnung bringen, aber für die Nieskyer ist das seit Jahrzehnten ein öffentlicher Platz und Durchgang von der Horkaer in die Ödernitzer Straße und umgekehrt.

Da bleibt nur der Appell an die jungen Leute, sich in der Lehrergasse wie zivilisierte Menschen zu benehmen. Manchmal hilft es schon, wenn eine Polizeistreife regelmäßig einen Abstecher auch zu solchen Treffpunkten macht, rät Heike Adomat.