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Jubiläum bei den Schlauchprofis

Das Feuerwehrtechnische Zentrum ist mehr als nur Nieskys Gerätehaus. Hier üben die Wehren aus dem Umland.

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© Jens Trenkler

Von Jens Trenkler

Niesky. Salbungsvolle Ansprachen? Hunderte Gäste bei Feierlichkeiten? Fehlanzeige. Und dabei wäre ein 20-jähriges Jubiläum durchaus eine gute Gelegenheit fürs Reden und Feiern. Bescheiden wie die Nieskyer Rettungskräfte nun mal sind, konzentriert man sich hier lieber auf das Wesentliche - die Ausbildung und die tägliche Einsatzbereitschaft. Zudem stecken den Nieskyer Frauen und Männern noch reichlich 100 Einsätze aus dem letzten Jahr sprichwörtlich in den Knochen. Und auch die Organisation einer kulturellen Veranstaltung wie das jährliche Hexenbrennen fordert von den Vereinsmitgliedern und Kräften der aktiven Abteilung jede Menge freiwillige Arbeitsstunden.

Helmar Jurke ist nicht nur einer der ältesten Nieskyer Kameraden sondern gleichzeitig Waschmann, Schlosser und Tüftler. Hier unten im Schlauchkeller ist er seit vielen Jahren für die Reinigung und Trocknung der Schläuche und deren Instandsetzung verantwor
Helmar Jurke ist nicht nur einer der ältesten Nieskyer Kameraden sondern gleichzeitig Waschmann, Schlosser und Tüftler. Hier unten im Schlauchkeller ist er seit vielen Jahren für die Reinigung und Trocknung der Schläuche und deren Instandsetzung verantwor © Jens Trenkler

Für einen Blick mehr als 20 Jahre zurück bleibt dennoch Zeit. Viele Jahre hatten die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Niesky damals stets einen Wunsch: Ein neues und zeitgemäßes Depot war der Traum der gesamten Truppe. Schließlich hatten sich die Technik und der Fahrzeugpark in den Jahren immer wieder vergrößert. Im Jahr 1992 wurde dann die bereits in vielen Köpfen vorhandene Planungsidee wieder aufgegriffen und schließlich ein Jahr darauf mit der Planung des neuen Gebäudes begonnen. Erster feierlicher Höhepunkt war dann für alle Kameraden die Grundsteinlegung am 10. Dezember 1994.

Und was dann in den kommenden Monaten an der Konrad-Wachsmann-Straße sprichwörtlich aus dem Boden schoss, das war mehr als nur ein Gerätehaus. Neben der dringend benötigten größeren Fahrzeughalle wurde ein Mehrzweckgebäude samt Schlauchturm für die verschiedensten Aufgabengebiete errichtet - kurzum entstand hier das heute bekannte Feuerwehrtechnische Zentrum (FTZ).

Ein Haus mit tausend Möglichkeiten. Wenn die geschlossenen Rolltore nach außen hin eher eine besinnliche Ruhe ausstrahlen wird im Inneren des Hauses gewerkelt, repariert und ausgebildet. Jahr für Jahr haben die Gerätewarte hier alle Hände voll zu tun, um die Einsatzbereitschaft der Wehren im Umkreis sicherzustellen. Hier werden die Schläuche der Nieskyer Feuerwehr sowie den Nachbargemeinden und vom Katastrophenschutz verwaltet, gewartet, überprüft und instand gesetzt. Wie der Leiter des FTZ, Steffen Block, auflistet, wurden allein im letzten Jahr hier 678 Pressluftflaschen gefüllt und 550 Schutzmasken gereinigt und geprüft. Was die Nieskyer nicht sehen, wenn die Einsatzfahrzeuge nach einem Einsatz wieder in das Depot zurückkehren, ist der enorme Arbeitsaufwand im Nachgang, um wieder die nötige Einsatzbereitschaft herstellen zu können. So müssen gebrauchte Werkzeuge gereinigt, Schläuche gewaschen werden.

Je nach Größe der einzelnen Feuerwehr und Gemeinde werden zudem eine vorgeschriebene Anzahl der verschiedenen Schlaucharten gelagert, um diese im Bedarfsfall sofort tauschen oder ersetzen zu können. Zu den wesentlichen Aufgaben des FTZ zählen die Prüfung, Wartung und Instandsetzung von Feuerwehrtechnik, Atemschutzausrüstung und Feuerwehrschläuchen sowie die Lagerung und Bewirtschaftung von Spezialausrüstung und Materialien, die der Landkreis im Rahmen des Katastrophenschutzes vorhält. Ganz unten im Keller hat das Schlauchlager seinen Platz, welches nicht nur die benötigten Reserveschläuche der Nieskyer Wehr beherbergt. Hier unten haben auch die „Waschfrauen“ und „Schlauchmonteure“ ihren Arbeitsplatz erhalten. So wurden im Jahr 2015 hier 619 Druckschläuche gewaschen und getrocknet sowie 78 Einsatzhosen und 94 Einsatzjacken gewaschen. Da die nächsten Fachzentren erst in Görlitz, Zittau und Weißwasser zu finden sind, beeindrucken diese Zahlen den Stadtwehrleiter nicht. „Wir sind hier in Niesky Dienstleister für viele Feuerwehren des ehemaligen Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Gerade bei Großbränden und überörtlichen Schadensereignissen wie einem Hochwasser, welches mehrere Gemeinden betrifft, sind unsere Fachleute dann hier im Dauereinsatz“, sagt Steffen Block.

Hoch hinaus geht es dagegen auf die oberste Ebene des Schlauchturmes, welcher genügend Platz für die Austrocknung der frisch gereinigten Schläuche bietet und auch bestens für Ausbildungszwecke genutzt werden kann. Im Gebäude selbst entstanden im Zuge des Neubaus verschiedene Ausbildungsräume, eine Leitstelle sowie eine moderne Atemschutzübungsstrecke, welche auch von vielen auswärtigen Wehren genutzt wird. So übten hier auch schon Kameraden aus Polen und Groß Schweidnitz. Die Investition von damals sechs Millionen D-Mark des am 14. Juni 1996 übergebenen Hauses hat sich somit nicht nur für die Feuerwehren, sondern auch für die Stadt Niesky gelohnt, denn mit jeder der Dienstleistungen verdient Niesky bares Geld. Allein im vergangenen Jahr nutzten hier im FTZ 291 Frauen und Männer der umliegenden Wehren die Atemschutzübungsanlage. Zudem finden die Einsatzkräfte hier ein recht modernes und großzügiges Gerätehaus vor .