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Jojo-Sommer verdirbt Badelaune

Die Freibäder im Landkreis Görlitz klagen über bis zu zwei Drittel weniger Besucher. Sie setzen nun auf den August, die Nachbarn und den Schulstart.

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© Thomas Eichler

Von Mario Sefrin

Landkreis Görlitz. Coralie Wendler hat sichtlich Spaß auf der Rutsche im Seifhennersdorfer Waldbad. Kein Wunder: Niemand stört sie bei ihrem Vergnügen, denn außer ihr sind kaum Gäste im Freibad.

Das ist derzeit nicht nur in Seifhennersdorf oft so, wie eine SZ-Umfrage in Freibädern zur Halbzeit der Badesaison 2016 zeigt. Konkrete Zahlen möchten die Verantwortlichen zwar kaum nennen – abgerechnet wird schließlich erst zum Schluss – doch die tägliche Wahrnehmung allein reicht, um eine verhaltene Bad-Nachfrage festzustellen. In einem aber sind sich alle einig: Knallt die Sonne vom Himmel und steigen die Temperaturen auf 30 Grad und darüber, gibt es kein Halten. Dann strömen die Leute auf die Liegewiesen. Ziehen jedoch Wolken auf oder sind gar Schlechtwettergebiete vorhergesagt, bleiben die Besucher weg. „Daran kann dann auch die Wassertemperatur nichts ändern“, sagt Jörg Nießner, Badebetriebsleiter im Volksbad Olbersdorf. Soll heißen: Die beheizten Becken des Erlebnisbades – derzeit ist das Wasser 27 Grad warm – laden ja auch dann zum Planschen und Schwimmen ein, wenn die Sonne nicht scheint. Doch in diesem Jahr es ist wie verhext: „Wir erreichen etwa ein Drittel der Besucherzahl des vergangenen Jahres“, sagt Nießner. Seien es damals bis zu 3 000 Leute täglich gewesen, kämen heute an guten Tagen um die 1 000 Besucher, an weniger sonnigen 650, erklärt der Badebetriebsleiter. Der Vergleich mit dem Supersommer 2015 lässt für ihn darum den eindeutigen Schluss zu: „Es liegt in diesem Jahr definitiv am Wetter, dass weniger Besucher kommen.“

Zu diesem Fazit kommen auch andere Schwimmmeister in der Oberlausitz. „Bei Wolken bleiben die Leute weg. Das merkt man vor allem an den Tagesgästen“, sagt Swen Adolf, der Badebetriebsleiter vom Wald- und Erlebnisbad in Seifhennersdorf. Auch er hat als einen Grund dafür die immer ausgefeilteren Wettervorhersagen ausgemacht. „Die haben einen starken Einfluss auf die Entscheidung, ob die Leute ins Bad fahren oder nicht.“ Wenn die Wetter-App auf dem Smartphone ein Regengebiet anzeige, wird eben nicht ins Bad gefahren. Das kann auch Dietmar Förster vom Oderwitzer Volksbad bestätigen. „Es ist leider so, dass automatisch weniger Leute zu uns kommen, wenn Wolken aufziehen“, sagt der Bademeister. Aus jetziger Sicht könnte die Saison natürlich besser sein, so Förster. „Doch die Hoffnung stirbt nie.“

Mit dieser Einstellung haben er und seine Kollegen die diesjährige Badesaison darum auch noch nicht abgeschrieben. Logisch: „Der August kann ja noch sehr schön werden“, sagt Schwimmmeister Thomas Mache aus dem Ebersbacher Freibad. Außerdem wäre dann schon wieder Schulzeit, sodass an den Nachmittagen wieder mehr Kinder ins Bad kommen würden. „Darauf hoffen wir natürlich“, sagt Thomas Mache.

Im Seifhennersdorfer Waldbad kommen schon heute täglich Kinder zum Baden vorbei – und steigern so die Besucherzahl des Freibades. Zum dessen Glück liegt gleich nebenan das Kindererholungszentrum „Querxenland“, das dem Waldbad täglich zu jungen Gästen verhilft. Im Olbersdorfer Volksbad setzt man dagegen ganz auf Besucher aus den beiden Nachbarländern Tschechien und Polen. „Die Kinder dort haben schließlich bis Ende August Ferien. Da machen wir uns natürlich Hoffnungen“, sagt Badebetriebsleiter Jörg Nießner. Wo solche Gäste seltener hinkommen, wie etwa im Löbauer Herrmannbad, tragen wiederum Wassergymnastik- und Schwimmlehrgänge dazu bei, den bescheidenen Besucherzahlen an trüben Tagen ein Schnippchen zu schlagen. „Solche regelmäßigen Angebote helfen uns schon“, sagt Schwimmmeister Michael Queißer. „Man kann das schöne Wetter schließlich nicht erzwingen.“ Wenn das jedoch ginge, würden sich die Städte und Gemeinden, die hinter den meisten Freibädern in der Region stehen, sicher freuen. Denn viele Gäste bringen schließlich viel Geld. Über so einen Regen im Sommer würde sich dann auch niemand beklagen.