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Jodeln im Ex-Jugendhaus

Die Musikschule Lorek hat ein neues Konzept für die Räume in Großröhrsdorf. Auch für junge Leute.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Hollerie dö dudel dö – so klang das in Loriots Jodelschule. Hodl-o-uu-dii oder so ähnlich klingt es in Großröhrsdorf, im früheren Jugendhaus. Und das hat nichts mit Loriot zu tun. Sondern mit Lorek. Brunhilde Lorek. Die 13-Jährige hat es drauf und jodelt, als wäre sie auf einer Alm aufgewachsen. Da kommt das Publikum ins Staunen. Zumal sich die Großröhrsdorferin die Fähigkeiten autodidaktisch angeeignet hat. Hut ab! So heißt auch eine Musikformation, in der sie musiziert. Doch dazu später mehr. Jodeln, das hätte es hier früher wahrscheinlich nicht gegeben. Das Jugendhaus hat sich verändert. Jugend ist hier auch noch zu Hause, aber anders. Schon im Foyer wird das klar. Dort steht ein Geigenkasten mit Violine. Im Obergeschoss des früheren Treffs steht ein ähnliches Modell, nur ein paar Nummern größer – ein Kontrabass und Notenständer.

Die Großröhrsdorfer Musikschule Lorek hat die Räume nun übernommen. Sie ist nicht ganz neu hier. Mit ihrem Kinder- und Jugendzirkus gehörten Loreks schon mit zum Jugendhausangebot. Nach dessen Ende habe er ein Konzept im Rathaus eingereicht. Offenbar habe es gut gepasst, sagt Alfred Lorek und freut sich. Inzwischen seien die Wände gemalert, neue Gardinen vor den Fenstern. „Wir haben viel geschrubbt und alles ein bissel aufgemöbelt“, sagt Alfred Lorek. Immerhin standen die Räume fast ein Jahr leer. Für Alfred Lorek ist es jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu einer Einweihungsfeier und zum Tag der offenen Tür einzuladen.

Veranstaltungen für über 100 Gäste möglich

In der ersten Etage sei jetzt die Musikschule, während im Erdgeschoss der Zirkus trainiere. In den Saal passen zu Veranstaltungen sogar über 100 Gäste. Dort wollen Loreks mit Veranstaltungen das kulturelle Angebot der Stadt ein Stück weit beleben und eine Kleinkunstbühne aufbauen. Ein paar Veranstaltungen gab es schon, zum Beispiel einen Musikabend. Am 28. Mai ist eine Tanzveranstaltung geplant.

Musikalisch ist quasi die ganze Familie. Alfred, seine Frau Waltraud Lorek und vier ihrer sieben Kinder spielen z. B. in der Musikformation „Hut ab!“ mit, die aus der Musikschule hervorgegangen ist und sich schon in der Region einen Namen gemacht hat. Brunhilde als Frontfrau mit Gesang und ihrer Violine. Klarinette, Gitarre, Kontrabass, Flöten, Akkordeon und Steirische Harmonika bringen instrumentale Vielfalt. Seine Leidenschaft für die Harmonika hat das musikalische Multitalent Alfred Lorek erst vor wenigen Jahren entdeckt und ist seit dem Vorjahr auch autorisierter Lehrer. „Musizieren ist pure Lebensfreude“, sagt Alfred Lorek, schnappt sich die Harmonika und seine Tochter die Geige, dann legen sie schon los, um eine Kostprobe zu geben. Der Funke springt sofort über. Das Musik-Interesse bei Veranstaltungen sei groß, so Lorek. Auch an der Steirischen Harmonika. Aber der nächste Schritt, selbst zu musizieren, falle den Leuten schwer. Viele glaubten, sie seien unmusikalisch. Doch das stimme meist nicht. Lorek will seinen künftigen Schülern die Scheu nehmen: „Es braucht keinerlei Vorkenntnisse, und ich garantiere den Erfolg“, verspricht er und ist entschlossen, seine Musikbegeisterung weiterzugeben. Egal, ob an Kinder oder Erwachsene und nicht nur mit der Harmonika. Gitarre, Flöte, Akkordeon und Violine gehören ebenfalls zum Programm. Hut ab! ist auch nicht das einzige Ensemble, das sich aus der Musikschule entwickelte. So gibt es eine Harmonika-Gruppe, ein Ensemble, das sich mit osteuropäischer Musik beschäftigt und eine Akkordeon-Gruppe. Jetzt haben auch noch einige Musikbegeisterte die alpenländische „Stubenmusi“ für sich entdeckt.

Jugendverein hat sich wieder aufgelöst

An die 60 Schüler zählt die Musikschule derzeit. 15 junge Leute trainieren im Zirkus, der schon zu Jugendhauszeiten hier probte. Vor drei Jahren hatte das Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit einen Neuanfang initiiert und war auf dem Weg, wieder Jugendleben mit unterschiedlichen Angeboten in das Gebäude zu bringen: mit Fahrrad- und Kreativwerkstatt, Jazz-Gymnastik, dem Zirkus und einem Jugendverein. Der hat sich längst wieder aufgelöst. Das Konzept sei letztlich doch nicht aufgegangen, schätzt man beim Netzwerk ein. Das habe unterschiedliche Gründe. Es sei schwierig mit einem Jugendtreff dort im Wohngebiet. Auch die Interessen der jungen Leute hätten sich geändert. Deswegen gehe die Jugendarbeit aber weiter. Zum Beispiel im Schulclub an der Oberschule und mobil, eben dort, wo sich junge Leute treffen, wie an der Skaterbahn. Und mit Loreks auch im Ex-Jugendhaus. Das Angebot sei eine gute Lösung, sagt Sarah Schube vom Netzwerk: „Wir wollen auch künftig Zusammenarbeiten.“ Die Musikschule Lorek bereitet sich jetzt auf den Tag der offenen Tür vor. Schüler werden dann zeigen, was sie drauf haben. Die Gäste bekommen Gelegenheit, mal „Kontakt mit den Instrumenten aufzunehmen“, sagt Alfred Lorek, also mal selbst zu zupfen oder der Flöte Töne zu entlocken. Viellicht gibt auch Tochter Brunhilde eine Kostprobe ihres Jodeltalents.

Nur das Jodeldiplom, wie im unvergessenen Sketch von Loriot, das können Musikschüler wohl noch nicht ablegen.

Tag der offenen Tür in der Musikschule (ehemaliges Jugendhaus in der Großröhrsdorfer Kulturfabrik, Schulstraße) am 30. April von 14 Uhr bis 17 Uhr. Zur Motorenschau im benachbarten Technischen Museum am 22. Mai wird die Musikschule ebenfalls etwas auf die Beine stellen.