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Jobmotor Mittelstand

Die Wirtschaft im Landkreis blickt mit großer Zuversicht aufs neue Jahr. Experten warnen aber auch vor Risiken.

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© Thorsten Eckert

Von Sebastian Kositz

Gewissenhaft checkt Hannes Heiduk den Roboter auf Rädern noch einmal durch. Bevor das kleine Gefährt die Reise zum Kunden antritt, schaut der Fachmann nach, ob auch wirklich jede Schraube sitzt. Die ungewöhnlichen Gefährte von IMS Robotics aus Ottendorf-Okrilla sind weltweit gefragt, können im Erdreich verlegte Rohre und Kanäle auf Defekte hin erkunden und bei Bedarf diese sogar säubern oder reparieren. Das spart Zeit und Geld, weil für Reparaturen am Kanalnetz keine großen Löcher mehr gegraben werden müssen.

Eine ausgeklügelte Technologie, die das vor 25 Jahren gegründete Unternehmen aus Ottendorf inzwischen in 30 Länder exportiert. Und die Geschäfte laufen gut. Die Firma mit den mehr als 50 Mitarbeitern ist in Sachen Kanal-Roboter eigenen Angaben zufolge sogar Weltmarktführer – und will weiter wachsen. Noch dieses Jahr wird die Firma in Ottendorf eine neue Fertigungshalle errichten und weitere Jobs schaffen.

Richtig gute Stimmung herrscht derweil aber nicht nur bei den Ottendorfern. Der überwiegende Teil der Industrieunternehmen im Landkreis Bautzen blickt nach der ohnehin anhaltend guten Entwicklung in den vergangenen Monaten bestens gelaunt nach vorn. „Aufbauend auf der positiven Entwicklung des Vorjahres sollte auch für 2016 mit einer soliden Geschäftslage im Landkreis Bautzen zu rechnen sein“, erklärt Lars Fiehler, Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Dresden.

Neueinstellungen in Sicht

Allen voran die Metallbranche, die Informatik- und Kommunikationssparte sowie die Logistikunternehmen sind gut im Rennen, erklärt Jeanette Schröder, die Leiterin der IHK-Geschäftsstelle in Bautzen. Aus den Chefetagen der Firmen dieser Bereiche seien zumeist sehr positive Erwartungen für die nächsten Monate zu vernehmen. Eine Reihe der Firmen hätte zudem schon angekündigt, angesichts der guten Lage auch neue Leute einstellen zu wollen.

Nach Einschätzung von Jeanette Schröder brummt die Wirtschaft im Landkreis vor allem durch den starken Mittelstand. Neben dem Raum um Radeberg und Ottendorf zählt die Expertin auch Bautzen und die südlich davon gelegene Region sowie die Kamenzer Ecke zu den Zentren des verarbeitenden Gewerbes. Zugleich gibt es im Kreis aber auch einige echte Schwergewichte. Sachsenmilch in Wachau, der Waggonbauer Bombardier mit seinen Standorten in Bautzen und Görlitz, TD Deutsche Klimakompressor aus Bernsdorf, Agrofert aus Bischofswerda sowie die Heinrichsthaler Milchwerke in Radeberg gehören laut einer aktuellen Auflistung der Landesbank Sachsen gemessen am Umsatz zu den 100 größten Firmen in Mitteldeutschland.

Handwerk im Aufwind

Doch nicht nur in der Industrie, auch im Handwerk zeigen sich viele Betriebe für 2016 zuversichtlich. Nach den eher mauen Stimmungsäußerungen aus den Betrieben im Kreis Bautzen in den vergangenen Monaten habe sich die Stimmung spürbar aufgehellt, sagt Carolin Schneider, Sprecherin der Dresdner Handwerkskammer. Zwar bildet der Landkreis Bautzen auch in der jüngsten Analyse der Kammer auch weiterhin in Ostsachsen das Schlusslicht. „Dennoch ist die Stimmung auch hier auf einem sehr hohen Niveau“, so Carolin Schneider.

Als besonders stark erweist sich das Bau- und Ausbaugewerk. „Nur sechs Prozent der Ausbaubetriebe melden schlechte Geschäftslagen“, sagt Carolin Schneider. Im Schnitt seien die Betriebe um 90 Prozent ausgelastet. Aber auch im Zulieferbereich für den gewerblichen Bedarf, im Lebensmittelhandwerk, im Gesundheits- sowie im Dienstleistungshandwerk lassen sich derzeit gute Entwicklungen erkennen. Lediglich das Kfz-Handwerk bleibt laut Carolin Schneider ein „Sorgenkind“. Die Sparte habe auch weiterhin unter anderem an der Grenzkriminalität zu leiden. Allerdings sei auch hier die Stimmung inzwischen besser als etwa noch vor drei Jahren.

Auslandsgeschäft gewinnt an Bedeutung

Ungeachtet der großen Zufriedenheit warnen Fachleute aber auch vor beträchtlichen Risiken. Aus Sicht von IHK-Sprecher Lars Fiehler werden die Rekordbeschäftigung, Lohnzuwächse, Rentenerhöhungen und niedrige Zinsen die Konsumstimmung im Land zwar weiterhin begünstigen. Doch das Auslandsgeschäft habe an Bedeutung gewonnen. „Mittlerweile setzen die Unternehmen in der Region jeden vierten Euro im Export um“, sagt Lars Fiehler. Und genau das kann zum Bumerang werden. „Ob die US-Zinswende, der VW-Skandal, das Börsenbeben in China, die Russland-Ukraine-Krise und die anhaltende Schwäche vieler Volkswirtschaften im Euro-Raum auf Dauer von der deutschen und damit auch ostsächsischen Exportwirtschaft abprallen, muss zumindest mit Fragezeichen versehen werden“, meint der Experte.