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Jo-Jo an der Kletterwand

Zwei Dresdner erfüllen sich in einer alten Heidenauer Halle einen Wunsch. Es soll ein Platz für „richtige“ Kletterer werden.

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© Katja Frohberg

Von Heike Sabel

Heidenau. Klettern ist in. In der Sächsischen Schweiz sowieso und in der Halle ebenso. Die vor Jahrtausenden entstandenen Felsen in der Natur bekommen immer mehr künstliche Ergänzungen. Die stehen in Kletterhallen, wo es zu jeder Jahreszeit trocken ist. Eine solche Halle entsteht derzeit an der Weststraße in Heidenau. Ende September wollen Reike Raßbach und Stefan Henny sie eröffnen.

© Katja Frohberg

Die Kletterberge nehmen Gestalt an. Das Besondere: Sie stehen frei im Raum, sind also rundherum bekletterbar. Blaue, weiße, rote und gelbe Griffe wirken wie planlos hingeworfene Kleckse. Die Farben haben zwar keine Bedeutung, ihre Anordnung aber folgt einem Prinzip. Auf ihnen können die Kletterer bis zu 150 verschiedene Routen nach oben nehmen. Die Wand ist jederzeit erweiter- und veränderbar. Entworfen haben die beiden sie mit einem Planer von der deutschen Firma T-Wall. Sie hatten die Grundidee, er hat sie verfeinert und nun testen beide die Umsetzung.

Stefan Henny ist ein begeisterter Kletterer und auch Boulderer. Dabei wird ohne Seil und Gurt an Felsblöcken, Felswänden oder eben künstlichen Kletterwänden geklettert. Beim jährlichen Bad Schandauer Boulder-Cup ist Stefan Henny einer der Macher. In Dresden betreibt Reike Raßbach eine Boulderhalle. Eine „normale“ Kletterhalle planten die beiden Dresdner schon lange. Der Name kam dann beim Bauen. Jo-Jo kennen viele aus Kinderzeiten. Hoch und runter geht es auch beim Klettern. Umso geschickter man ist, umso besser klappt es, beim Jo-Jo-Spiel und beim Klettern.

Die idealen Bedingungen dafür fanden sie in der ehemaligen Lehrhalle des Elbtalwerkes. Zuletzt war sie vor zwei Jahren nach dem Hochwasser von einer Privatinitiative als Spendenlager genutzt worden. An die Zeit als Werkhalle erinnert die zum Tresen umfunktionierte Kranbahn. Hier wollen Reike Raßbach und Stefan Henny die Anfänger und Profis, die Hobbykletterer und Sportler begrüßen. Vom Sechsjährigen bis zum sportlichen Rentner, wie Reikes Opa, der mit 96 Jahren noch Tennis spielte.

Viel Platz für Ideen

„Das Schöne am Klettern ist, dass immer zwei dazu gehören“, sagt Reike Raßbach. Zwei, die sich vertrauen müssen, weil sie gemeinsam an einem Seil hängen. Der unten steht, muss genauso konzentriert sein wie der, der klettert. Wer allein in die Halle kommt, dem wird ein Partner zur Seite gegeben. Anfänger können sich in Kursen das Rüstzeug holen, Kenner und Könner finden ihre Herausforderungen und nehmen dafür auch Wege in Kauf.

Der Einzugsbereich für solche Kletterhallen ist groß. Die beiden Investoren rechnen mit Gästen bis aus Usti und Radebeul. Die Lage direkt an der S 172 ist gut, die Autobahn und die S-Bahn sind nah, eine Bushaltestelle ist direkt vor dem Haus. Neben der im Zentrum stehenden Kletterlandschaft gibt es weitere Bereiche. In einem soll die Kinderwelt etabliert werden, eine bekommen die Boulderfans. Auch an eine Bar und ein Bistro ist gedacht, später soll eine Sauna hinzukommen. „Die Halle mit den Galerien oben bietet wahnsinnig viele Möglichkeiten“, sagen Reike Raßbach und Stefan Henny.

Beide schauen zu den hinteren Fenstern hinaus. Auch da ist noch viel Platz für Ideen. Außenkletterwand, Kinderspielbereich und Pizzasteinofen. „Aber erst nächstes Jahr“, sagt Reike Raßbach. Jetzt geht es auf die Eröffnung zu. Obwohl der Kletterberg recht fertig aussieht, drumherum ist noch viel zu tun. „Wir schaffen das“, sagen die beiden Freunde und greifen selbst zu Akkuschrauber und Schraubendreher.

Eröffnungswoche: 28. September bis 3. Oktober, Eintritt und selbstständiges Klettern kostenlos, 3. Oktober: Abends Grill-Party, Ende Oktober: große Saison-Eröffnungs-Party