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Jetzt kommt er doch

Seit Jahren diskutiert Schönau-Berzdorf über einen neuen Funkmast. Er war lange umstritten. Nun haben sich die Meinungen geändert.

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© SZ-Grafik

Von Susanne Sodan

Wenn Bernd Richter in Schönau-Berzdorf an der Hauptstraße steht und mit seinem Handy eine SMS verschicken will, passiert oft – nichts. „Dort ist kaum Empfang, manchmal gar keiner“, erzählt der Landwirt. Und bei Gemeinderat Enrico Opitz läuft Telefonieren mit dem Handy so ab: „Es funktioniert nur, wenn ich Zuhause an einem bestimmten Fenster stehe. Und dann habe ich einen Bewegungsradius von vielleicht fünf Metern“, erzählt er. „Das geht aber nicht nur mir so.“ Schlechter Empfang – das Problem haben viele Einwohner und Firmen im Gemeindegebiet. Auch der Landrat selbst hatte 2010 und 2013 nach den Hochwasserereignissen dringend Besserung gefordert, weil eine Kommunikation mit Helfern und Bewohnern per Mobilfunk kaum möglich war.

Jetzt, nach zwei Jahren Planung, ist der Bauantrag für einen Funkmast beim Gemeinderat von Schönau-Berzdorf eingegangen. In der vergangenen Sitzung haben die Räte zugestimmt. Am Hutberg soll der 40 Meter hohe Funkturm stehen und Dittersbach, Kiesdorf, Schönau und Altbernsdorf mit besserem Netz versorgen. Bernd Richter, ebenfalls Gemeinderat, wird dafür einen Teil des Feldes, das er am Hutberg bewirtschaftet, zur Verfügung stellen.

Die Diskussionen um einen Funkmast in Schönau-Berzdorf ist im Grunde uralt. Bereits vor zehn Jahren gab es Pläne, 2006 hatte die SZ zuletzt darüber berichtet. Damals wollte die Firma E-Plus einen Funkturm aufstellen – und traf auf Gegenwind. In einer Anwohnerversammlung brachten einige Bürger ihre Skepsis und ihr Unbehagen wegen möglicher Gesundheitsschäden durch Funkstrahlung zum Ausdruck. Der Funkmast-Plan verschwand wieder. „Ich glaube, heute denken die Bürger anders darüber“, sagt Bernd Richter.

So sieht es auch Enrico Opitz. „Es gibt jetzt zwei große Unterschiede zu der damaligen Situation“, erklärt er. Opitz wohnt selber in der Hutbergsiedlung. Vor zehn Jahren sollte der Funkmast in unmittelbarer Nähe des bewohnten Gebietes gebaut werden, erinnert er sich. Das ist jetzt anders. Der neue Standort liegt rund dreihundert Meter von der Siedlung entfernt, und zwar an der Straße Am Hutberg in Richtung Kiesdorf hinter dem Hochbehälter. Punkt zwei: „Vor zehn Jahren hatte noch nicht jeder ein Handy“, so Opitz. Heute hat fast jeder eines – das in Schönau-Berzdorf aber kaum zu gebrauchen ist. „Ich mache fast alles über Whatsapp oder E-Mails“, erzählt er. „Ein besseres Mobilnetz wäre äußerst nötig.“ Der Bedarf sei auf jeden Fall gestiegen, sagt auch Bürgermeister Christian Hänel.

Vor zwei Jahren nahm die Gemeinde deshalb Kontakt mit der Telekom auf. „Die hat uns an die Deutsche Funkturm-Gesellschaft weiterverwiesen“, erzählt Hänel. Nach einer Bedarfsanalyse habe sich die Funkturm GmbH für eine Anlage in Schönau-Berzdorf entschieden. Also wurde noch einmal nach einem Standort gesucht. Man habe verschiedene Möglichkeiten im Auge gehabt, sagt Bernd Richter. Eine Idee war, den Funkturm an der Milchviehanlage Kiesdorf zu errichten. „Dort wäre die Netzabdeckung aber nicht ausreichend gewesen“, so Richter. Oder man hätte den Funkturm sehr viel höher bauen müssen. Ein anderer Vorschlag wurde sofort wieder verworfen: ein Funkturm direkt auf dem Hutberg. Von der Reichweite wäre das vielleicht die effektivste Lösung gewesen, erklärt Christian Hänel. „Ein Funkturm wäre dort aber aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht möglich.“ Denn das Gebiet auf dem Hutberg ist ein Schutzgebiet.

Nachdem nun der Bauantrag für den Standort an der Straße Am Hutberg vorliegt und von der Gemeinde genehmigt ist, fehlt jetzt noch eine Baugenehmigung, die das Landratsamt erteilen muss. Außerdem muss Strom zu dem Funkturm-Standort verlegt werden. Das wird voraussichtlich die Enso übernehmen. Außerdem stehen Ausgleichsmaßnahmen an. „Auch wenn der Funkturm nicht viel Platz einnimmt, müssen wir das machen“, erklärt Christian Hänel. Deshalb werden, so der Plan, einige Laubbäume am Ufer der Gaule gepflanzt werden. (mit SZ/abl)