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Jetzt in dritter Generation

Isabel Glawon managt seit Anfang des Jahres das Reformhaus Bärwinkel in Meißen und Weinböhla.

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© Claudia Hübschmann

Meißen. „Die Chefin muss immer an der Basis sein“, begründet Dagmar Glawon ihren Wechsel in die Filiale des Reformhauses Bärwinkel in Weinböhla. Tochter Isabel hält seit Januar die Fäden in der Hand, bestellt Waren, empfängt Vertreter, gestaltet Arbeitspläne und erledigt Bankgeschäfte direkt im Hauptgeschäft Meißen. Kurz gesagt: Sie managt nach 18 Jahren Berufserfahrung nun beide Läden des Reformhauses.

„Ich hatte nicht von Anfang an vor, einmal das Reformhaus zu übernehmen“, sagt Isabel Glawon. Seit ihrer Kindheit hat sie immer gespürt, wie wenig Zeit für das Familienleben bleibt. Später, als sie sich selbst um zwei Kinder kümmern durfte, sah sie darin öfter ein Problem. Nach und nach wurde für alles eine Lösung gefunden.

Unterstützt wird sie bei ihrer Arbeit von Omas und Opas. Dazu kommen die sehr gut ausgebildeten vier Mitarbeiter, welche alle übernommen wurden. „Sie sind sehr jung und voller neuer Ideen. Wir passen einfach gut zusammen. Das hat es mir leicht gemacht, die Herausforderung anzunehmen“, sagt Isabel Glawon.

Gelernt hat sie im elterlichen Geschäft und dort auch ihre Lehre als Kauffrau für Reform- und Diätwaren abgeschlossen. Anschließend belegte die junge Frau zahlreiche Kurse und bildete sich weiter, um auf dem neusten Stand zu sein und sich auf den Einstieg ins Unternehmen vorzubereiten.

Fast 40 Jahre leitete zuvor Mutter Dagmar Glawon mit ihrem Mann Stefan die Firma und brachte sie durch harte Zeiten für Selbstständige in der DDR und durch die von einem starken Wettbewerb geprägten Jahre nach der Wende. „Ich bin sehr stolz darauf, was meine Eltern und Großeltern hier geleistet haben“, sagt Isabel Glawon. Mit Herz und Seele wolle sie die reformerische Idee vertreten und dafür sorgen, dass Bärwinkel weiter eine gefragte Adresse in der Stadt bleibt.

Für die Seniorchefin kommt ein ständiges Hineinreden ins Geschäft nicht infrage. „Isabel soll ihren eigenen Stil finden“, sagt sie. Der Tochter wolle sie in der zweiten Reihe den Rücken freihalten, die Bücher führen und den Schriftverkehr regeln. Während der Elternzeit werde sie auch wieder ihre jahrzehntelange Erfahrung im Verkauf einbringen.

Der Plan für 2017 ist bereits erstellt. Vorträge zu gesunder Ernährung in Schulen und Kindergärten sind geplant. Die Stärken des Geschäfts sollen ausgebaut werden. „Wir sind für alle Kunden da, die Wert auf eine ausgewogene, vollwertige Ernährung legen, für Kunden, die besondere Diäten beachten müssen, und wir beraten natürlich zu hochwertiger Kosmetik, die bei Hautproblemen zu empfehlen ist“, sagt Isabel Glawon.

Die beiden frisch übernommenen Läden können sich sehen lassen. Von der Verkaufstheke bis zum Kassensystem ist alles modernisiert. Steigende Umsätze, vor allem in Weinböhla, bestätigen das Konzept.

Im November dieses Jahres feiert das Reformhaus der Familie Glawon seinen 88. Gründungstag. Ende der 20er-Jahre wurde das Meißner Geschäft von Isabel Glawons Großvater Walter Bärwinkel gegründet.

Das Reformhaus steht in einer mehr als 100-jährigen Tradition. In Deutschland entstanden die ersten Reformhäuser Ende des 19. Jahrhunderts in der sogenannten Lebensreform-Bewegung. Sie setzte sich ein für eine gesunde Lebensweise, für ein solidarisches Miteinander und einen rücksichtsvollen Umgang mit der Natur. In Deutschland gibt es aktuell über 1 300 Reformhäuser. (SZ)