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„Jetzt habe ich Angst vor Hunden“

Ute Hübner aus Bischofswerda wurde von dem Schäferhund gebissen, der ein Mädchen anfiel. Weitere Vorfälle will sie unbedingt verhindern.

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© Regina Berger

Von Carolin Menz

Ute Hübner hält den Atmen an. Wenn sie einen Hund sieht, hat sie Angst. Er könnte unvermittelt auf sie zukommen, sie anspringen, sie beißen. Jeder Hund steht bei ihr unter Verdacht. Unbegründet ist diese Angst nicht. Im Oktober 2013 wurde Ute Hübner Opfer eines aggressiven Schäferhundes. Jenen Hundes, der am 23. November in Bischofswerda ein 14-jähriges Mädchen attackiert hatte, das ein Baby im Arm hielt. Ute Hübner will die Familie der Kinder unterstützen, deshalb erzählt sie ihre Geschichte in der SZ. „Schon die Vorstellung ist erschreckend, was da hätte passieren können mit den Kindern. Es wird Zeit, dass endlich jemand eingreift. Hund und Halter müssen getrennt werden“, fordert sie.

„Glück im Unglück war, dass ich zwei dicke Jacken anhatte.“

Noch genau erinnern kann sie sich an den 30. Oktober im vergangenen Jahr. „Ich kam an dem Gartengrundstück des Hundebesitzers vorbei. Wir sahen, dass da eine Menge Reisig lag. Ich wollte fragen, ob wir welches bekommen könnten“, sagt Ute Hübner. Am Rand des Grundstücks habe sie in diesem Moment gestanden. „Doch da bläkte der Mann uns schon an, was wir denn wollen“, so Ute Hübner. „Ich bin zwei Schritte auf ihn zugegangen, als plötzlich der Schäferhund auf mich zugerannt kam, sich auf meine Schulter stürzte und mir in den Bauch biss.“ Im ersten Moment war da nur der Schreck. Doch als sie Schmerzen spürte, begriff sie, was geschehen war. „Glück im Unglück war, dass ich zwei dicke Jacken anhatte.“ Der Hundehalter habe gerufen „das hat man nun davon“, erzählt Ute Hübner. „Er polterte, schimpfte und ließ mich stehen. Entschuldigt hat er sich nicht, bis heute nicht.“

Der Urlaub, den Ute Hübner zu dieser Zeit hatte, war pfutsch. Nach dem Angriff fuhr sie ins Krankenhaus, um die Wunde am Bauch versorgen zu lassen. Sie war oberflächlich, aber tagelang blau und schmerzhaft. Danach erstattete sie Anzeige bei der Polizei. „Im Krankenhaus hatte man den Impfausweis des Hundes gefordert, um nachzuweisen, dass er gegen Tollwut geimpft war“, sagt Ute Hübner. „Ich klingelte also beim Hundehalter, aber er öffnete nicht. Also ging ich wieder zur Polizei. Gemeinsam gingen wir erneut zum Hundebesitzer, der dann endlich den Ausweis rausgab. Dann ging’s wieder zurück in die Notfallambulanz.“ Am nächsten Tag erneut Rennerei: Ute Hübner erstattete Strafanzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung bei der Polizei.

„Im Dezember bekam ich Post von der Staatsanwaltschaft. Die Strafanzeige hatte mangels öffentlichen Interesses keine Folgen. Eine Privatklage stand mir offen“, so Ute Hübner. Sie entschied sich dagegen – weil es ihr nicht ums Geld ging, wie sie sagt.

Keine Konsequenzen

„Mir ging es darum, dass Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen werden. Doch es gab keine. Im Gegenteil. Das Tier hat wieder Menschen angegriffen.“ Nachdem Ute Hübner von der Attacke auf die Kinder erfahren hatte, sprach sie im Bischofswerdaer Ordnungsamt vor – bislang war der Fall zu ihrem Erstaunen dort nicht bekannt. Ute Hübner wollte mit der Anzeige die Forderung von Sabine Winkler aus Bischofswerda unterstützen, deren Tochter jüngstes Opfer des Hundes an der Süßmilchstraße geworden war. Die junge Mutter setzt derzeit alles dran, dass Hund und Besitzer getrennt werden, um Schlimmeres zu verhindern, wie sie sagt.

Sabine Winkler hat den Vorfall vom November bei Polizei und Ordnungsamt angezeigt – ihre Kinder hatten nach dem Angriff einen Schock erlitten. Aus der Stadtverwaltung Bischofswerda heißt es zum aktuellen Stand auf Anfrage: „Der Fall wurde an das dafür zuständige Ordnungsamt des Landratsamts Bautzen zur Prüfung hinsichtlich der Gefährlichkeit des Hundes abgegeben.“ Von dort erhielten beide Frauen inzwischen Post: Beide sollen die Tathergänge aufschreiben. Die Behörde will die Gefährlichkeit des Hundes prüfen. „Irgendwann soll es eine Anhörung geben“, sagt Sabine Winkler. Die Sache kommt ins Rollen – langsam, wie die Mutter findet. Aber immerhin. Ute Hübner und Sabine Winkler wollen jetzt dranbleiben. Damit es keine weiteren Opfer gibt.