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Jetzt aber Ballett!

Radek Stopka und sein Ballettensemble zeigen Schülern an der Staatsoperette, wie unglaublich cool ihr Job ist.

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© PR/Stephan Floss

Von Nadja Laske

Wie kommt es, dass sich Balletttänzer mal umziehen, mal zurückziehen und mal zurückumziehen? Hardy und Julius kommt das reichlich sonderbar vor. Die beiden absolvieren ein Praktikum an der Staatsoperette Dresden. Nicht in den Werkstätten, nicht im Chor, Orchester oder im Kreise der Solisten. Sie folgen dem Ballett-Ensemble durch den ganz normalen Wahnsinn eines ganz normalen Arbeitstages.

Das tun die beiden in besonderer Mission: für die Inszenierung „Backsteage“, die gerade erst Premiere hatte und Teenagern wie ihnen etwas beweisen soll. Nämlich, dass Ballett kein luschiges Gespringe in Strumpfhosen ist. Auch kein zickiges Zieren im Tutu. Sondern harte Arbeit, die extrem viel Spaß macht und für faszinierende Erlebnisse sorgen kann. Man muss sich nur darauf einlassen und am besten den beiden Jungs folgen. Sie haben auf ihrer Schnuppertour durch die Operette viel erlebt und gelernt, Verbotenes ausprobiert, sich hier und da einen Anpfiff eingefangen – vor allem fürs Pfeifen. Das ist im Theater hochgradig verboten. Doch um das zu wissen, muss man halt mal Praktikant sein oder sich von Hardy und Julius so einiges erklären lassen. Das tun sie in kleinen Filmen, die das Geschehen auf der Bühne von Zeit zu Zeit unterbrechen. Via Kamera führen die Schüler das Publikum hinter die Kulissen und öffnen ihm Türen, durch die normalerweise nur Theaterleute gehen – in die Probenräume, die Näherei, Maskenbildnerei und die Künstlergarderoben.

Das Stück beginnt mit dem morgendlichen Alltag an der Ballettstange. Das Ensemble trainiert und probt Passagen für ein neues Stück. Zimperlich darf da niemand sein. Hängende Schultern werden ebenso kritisiert wie baumelnde Zöpfe. Die einzelnen Schritte haben französische Namen, für die Tänzer sind sie vertraute Vokabeln. Mandy Garbrecht, selbst ausgebildete Tänzerin, schlüpft für das Stück in die Rolle der Tanzlehrerin. Reichlich überspitzt und mit viel Witz klopft sie den Damen und Herren beim schweißtreibenden Training auf Ellbogen und Waden. Präzision verlangt sie. Absolute Präzision!

Die wollte ihr während der echten Proben nicht ganz gelingen. So schön sie auch eine lange Peitsche in die Luft schnellen ließ, so fad schnalzte sie auch. Doch nicht immer klappt alles sofort. Ganz normal, dass zunächst ein Knall zu leise, ein Spot zu grell, ein Ton nicht passend oder eine Szene nicht packend genug ist. Oder ein Tänzer hat sich zu eilig in die Garderobe zurückgezogen und sich dort für den nächsten Auftritt umgezogen. Wenn dann der Regisseur die Szene wiederholt proben will, passiert das, was Hardy und Julius nun wissen: Der Künstler muss sich „zurückumziehen“.

Doch das ist kein Problem. Radek Stopka hat Geduld. Nicht nur Regie führt der Ballettdirektor. Er hat sich das ganze Stück ausgedacht, die Filme dafür mitproduziert, die Musik zusammengestellt, das Bühnenbild gewählt und sogar Kostüme mit metallischer Farbe besprüht. Ein halbes Jahr lang ist neben seiner Arbeit als Ballettchef viel Zeit in die Inszenierung geflossen. Aber Spaß hat es gemacht, sagt er und freut sich auf die vielen jungen Leute, die das Stück künftig als Schülerkonzert sehen werden. Auf Coolness und Spannung geprüft hat es Radeks 16-jähriger Sohn schon während der Entstehung – und für gut befunden.