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Jeder zweite Gymnasiast trinkt Alkohol

Eine Studie im Landkreis Görlitz ergibt: Ab der achten Klasse wird immer mehr getrunken. Und das ist nicht die einzige Erkenntnis.

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© Archiv/Steffen Füssel

Von Matthias Klaus

Der Alkoholkonsum ab der achten Klasse steigt bei Gymnasiasten kontinuierlich an. In den Klassen acht bis zehn gibt jeder zweite Jugendliche an, im letzten Monat Bier oder Wein konsumiert zu haben. In den Klassen zwölf bis 13 sind es 75 Prozent. Das hat eine Umfrage an Schulen in den Kreisen Görlitz und Bautzen ergeben, an der Schüler ab Klasse fünf teilnahmen. 19 092 Schüler aus 91 Schulen beteiligten sich. Das ist eine Teilnahmequote von 55 Prozent, teilt das Jugendamt des Landkreises mit. Im Kreis Görlitz sind Mobbing und Drogen bei Jugendlichen die am stärksten ausgeprägten „Problemverhaltensweisen“.

Die Umfrage hatten das Präventionsnetzwerk Ostsachsen für Kitas und Schulen und der Landespräventionsrat organisiert. Mit der Befragung sei es erstmals gelungen, eine flächendeckende Datenerhebung bei Schülern durchzuführen, Aussagen zum Freizeitverhalten, Wohnumfeld, Familienleben und Schulalltag zu erhalten, so die Behörde. Mit den Ergebnissen können Präventionsaktivitäten langfristig geplant werden. Der Fragebogen war so aufgebaut, dass vier Bereiche – Familie, Freundeskreis, Schule, Wohnumfeld – abgefragt wurden.

In der Klassenstufe acht bis zehn hatte jeder dritte Jugendliche in den letzten beiden Wochen an drei Abenden mehr als fünf alkoholische Getränke zu sich genommen, in den Klassen elf und zwölf war es knapp die Hälfte der Befragten. Die Ergebnisse für Tabak seien insgesamt auf niedrigerem Niveau, so das Jugendamt. Dies könne mit den politischen Entscheidungen der Vorjahre in Verbindung gebracht werden, etwa dem Werbe- und Verkaufsverbot. Aufmerksamkeit erfordern jedoch die Rückmeldungen der Mädchen, die auf etwas höherem Niveau liegen als die der Jungen, heißt es. Die Rückmeldungen zu den weichen und harten Drogen seien insgesamt auf sehr niedrigem Niveau, was daran liegen könne, dass die Befragten nicht konsumieren oder den Konsum nicht zugeben. Beim Mobbing seien bei Jungen besonders die körperlichen Auseinandersetzungen in den Klassen fünf bis sieben ausgeprägt. Dies könne mit der neuen Klassenbildung ab der fünften Klasse zusammenhängen, so die Behörde. Danach sinke das Niveau der körperlichen Gewalt. Bei den Mädchen seien indirekte Gewaltbereiche wie das Ausgrenzen und Verbreiten von Gerüchten ein Schwerpunkt. Da bleibt das Niveau von der fünften bis zur zehnten Klasse fast gleich.

An jede Schule wurde ein Bericht übergeben. Daraus sollen die Einrichtungen Schlussfolgerungen für eine zielgerichtete Präventionsarbeit ziehen. Das Präventionsnetzwerk Ostsachsen begleitet sie dabei. Anhand der herausgefundenen Schwerpunkte sollen Behörden, etwa das Ordnungsamt, Jugendamt, die Polizeidirektion, gemeinsame Maßnahmen durchführen. Ob das Erfolg zeigt, soll regelmäßig überprüft werden. Man gehe davon aus, dass die Familie die erste Sozialisationsinstanz der Kinder sei, so das Jugendamt. Dann kommen Kita und Schule als Regeleinrichtungen hinzu. Mit zunehmendem Alter gewinne der Freundeskreis an Bedeutung, einen Beitrag stelle auch das Wohnumfeld dar, wie die Aktivität in Vereinen.

Jeder dieser Bereiche könne beitragen, die Persönlichkeitsentwicklung positiv zu beeinflussen, wenn Kinder auf förderliche Bedingungen treffen, so die Behörde. Sind sie das nicht, etwa in der Familie, können andere Bereiche, in denen förderliche Bedingungen herrschen, wie der Freundeskreis, ausgleichend wirken. Um Verhaltensproblemen zu begegnen, müssen Risikofaktoren bearbeitet werden. Den stünden Schutzfaktoren gegenüber. Diese können bewirken, dass Kinder trotz Risiken aufwachsen, ohne Problemverhalten zu entwickeln, so das Jugendamt.