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Jeder Kilometer kostet

Seit Anfang Juli ist für Lkw auf Bundesstraßen Maut fällig. Unklar ist noch, welche Auswirkungen die Extrakosten haben.

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© André Braun

Von Verena Toth

Döbeln. Seit Anfang dieses Monats gilt sie auch auf allen Bundesstraßen bundesweit: die Maut für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 7,5 Tonnen. Für jeden Kilometer, den ein Lkw auf einer Bundesstraße zurücklegt, müssen die Fuhrunternehmen, Baufirmen und Transportdienste Maut bezahlen. Für ein 40-Tonnen-Fahrzeug mit der Schadstoffklasse Euro 6 sind das beispielsweise 13,5 Cent pro Kilometer. Das mautpflichtige Straßennetz in Deutschland umfasst nun rund 52 000 Kilometer Autobahnen und Bundesstraßen.

Die blauen Säulen an den Bundesstraßen – hier eine an der B 169 – sind keine Geschwindigkeitsblitzer. Wie die Autobahn-Kontrollbrücken überprüfen sie, ob Lkw über 7,5 Tonnen Gewicht ordnungsgemäß Maut bezahlen.
Die blauen Säulen an den Bundesstraßen – hier eine an der B 169 – sind keine Geschwindigkeitsblitzer. Wie die Autobahn-Kontrollbrücken überprüfen sie, ob Lkw über 7,5 Tonnen Gewicht ordnungsgemäß Maut bezahlen. © DA-Archiv/Dietmar Thomas

Berechnet, kontrolliert und abgelesen wird die Maut auf verschiedene Art und Weise. Die allermeisten Unternehmen, die tagtäglich mit großen und schweren Fahrzeugen unterwegs sind, haben bereits ein entsprechendes Gerät eingebaut – die sogenannten On-Baord-Units – mit denen automatisch per Satellitenverbindung die zurückgelegten Wege auf den jeweiligen Straßen und Autobahnen erfasst werden. Die blauen Säulen, wie zum Beispiel die an der B 169 bei Mannsdorf, dienen lediglich der Kontrolle. Laut Toll Collect wurden seit Oktober 2017 rund 1,1 Millionen dieser Geräte in Lkw eingebaut. Die On-Board Units senden zeitversetzt und verschlüsselt Fahrtdaten und mautrelevante Fahrzeugmerkmale an das Toll Collect-Rechenzentrum. Dort findet die Berechnung der Maut für die befahrenen gebührenpflichtigen Streckenabschnitte statt.

Zweimal im Monat erhält nun auch die Leisniger Firma Elsner Transport eine Maut-Abrechnung zu ihren insgesamt
40 Fahrzeugen. 15 Lkw des Familienunternehmens sind im Fernverkehr unterwegs. Der überwiegende Teil jedoch wird für den regionalen Transport von Schüttgut und Baumaterial eingesetzt. Auch diese Fahrzeuge müssen Maut zahlen, wenn sie die Bundesstraßen befahren. Und genau hier stellt sich für das Unternehmen ein noch kaum einschätzbarer Aufwand dar. „Die Lkw, die im Fernverkehr unterwegs sind, nutzen zumeist die Autobahnen. Da haben sich die Mautkosten mittlerweile eingepegelt, dem jeweiligen Kunden können die Kosten detailliert auf der Rechnung aufgeschlüsselt werden“, erläutert Ivonne Elsner, kaufmännische Geschäftsführerin der Firma. „Schwierig wird es jetzt für uns aber beim täglichen Transport zum Beispiel von Schüttgut. Denn oft wird nicht nur eine Baustelle angefahren, sondern mehrere. Die Fahrer arbeiten also eine Tour ab, mit der mehrere Kunden bedient werden“, erläutert sie weiter. So kommen täglich zwischen vier und 40 Euro Maut pro Fahrzeug zusammen. Das Problem sei nun aber, diese Kosten einzeln aufzuschlüsseln und dem jeweiligen Kunden entsprechend zuzuordnen. „Das ist ein enormer Arbeitsaufwand. Wie wir das hinbekommen, wissen wir noch nicht“, erklärt Yvonne Elsner. Ihr Mann und Firmenchef Alexander Elsner kritisiert, dass es zudem bei der Maut keine klare Linie gebe. Vieles sei noch unklar. „Und ab dem neuen Jahr wird die Maut auch noch erhöht“, berichtet er. Ab Januar wird jeder Kilometer eines 40-Tonners dann 18,7 Cent kosten. „Es ist schon abzusehen, dass alle Transportunternehmer auch die höheren Kosten auf ihre Kunden umlegen müssen, das heißt, wir alle müssen uns auf steigende Preise einrichten“, blickt er voraus.

Blaue Kontrolleure

Rund 600 blaue Kontrollsäulen überprüfen bundesweit die Einhaltung der Mautpflicht auf allen Bundesstraßen. Technisch sind die Kontrollsäulen mit ähnlichen Funktionen ausgestattet wie die auf den Autobahnen installierten Kontrollbrücken. Passiert ein Fahrzeug eine Kontrollstelle, werden ein Übersichts-, ein Seitenansichts- und ein Kennzeichenbild erstellt.

Das Fahrzeuggerät sendet die durch den Fahrer eingestellten und die auf der On-Board-Unit gespeicherten Daten an die Kontrollsäule. Hat der Fahrer die Achszahl richtig eingestellt und überprüft, ob die On-Board-Unit erhebungsbereit ist, werden die Bilddaten wieder gelöscht. An die Kontrollzentrale werden nur Daten von Fahrzeugen weitergeleitet, bei denen der Verdacht besteht, dass die Maut nicht oder nicht richtig bezahlt wurde.

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Auch für die Döbelner Transportfirma Frank Erler ist die Straßengebühr ein großer Kostenfaktor. 15 ihrer Fahrzeuge sind im Großraum Sachsen unterwegs. „Wir rechnen mit etwa 30 Euro pro Tag pro Fahrzeug“, so Geschäftsführerin Heike Lichtenfeld. Die Mehrkosten, die nun im Nahverkehr mit der Maut entstehen, müssen die Empfänger der Ladungen tragen. Bislang hätten alle Kunden Verständnis für die Mautgebühren und somit die höhren Kosten. „Es wurde ja auch schon lange angekündigt, dass die Maut nun auch auf Bundesstraßen fällig wird.“ Doch welche Auswirkungen es letztlich auf jeden einzelnen Endverbraucher haben wird, wird sich noch zeigen müssen.

Die Einnahmen aus der Lkw-Maut werden seit 2011 ausschließlich für die Bundesfernstraßen verwendet. Im Jahr 2017 standen aus Mauteinnahmen rund 4,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Für Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr, Lkw von Schaustellern, Straßenunterhaltungs- und Betriebsdienste ist keine Maut fällig.