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Jäger rettet wildernden Hund vor dem Tod

Das Tier hat einige Schafe in Hirschfelde gerissen und sollte erschossen werden. Vorerst ist er bei einer Familie untergekommen.

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Von Thomas Christmann

Gespannt sitzt Schäferhund Mutz in der Wohnstube und wartet auf das nächste Kommando. „Schnapp“, ruft Michael Pollemans und wirft dem Rüden einen Ball zu. Ohne zu zögern fasst das Tier danach. Zur Belohnung gibts ein Leckerli von Ria Pollemans. Seit Anfang Dezember ist der Hund bei der Schlegler Familie untergekommen. Er hatte zuvor einige Schafe in Hirschfelde gerissen. Deren Besitzer rief die Polizei, die daraufhin einen Jäger beauftragte, das Tier zu erschießen. Doch der konnte das nicht. „Der Hund ist kein Wilderer, hier kam nur der Jagdtrieb durch“, begründet der verantwortliche Jäger Klaus Rathmann aus Hirschfelde sein Vorgehen.

Das kann er auch, denn das Sächsische Jagdschutzgesetz regelt lediglich die Befugnis zum Töten bei wildernden Hunden. Nach Angaben von Willfried Mannigel bleibe es demnach eine Einzelfallentscheidung. „Eigentlich wäre der Tierhalter zu bestrafen“, bemerkt der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes Oberlausitz dazu. Nur bei Gefahr im Verzug sollte gehandelt werden. Doch die hat Klaus Rathmann nicht gesehen. Zutraulich sei der Schäferhund gewesen, wirkte gar ängstlich. Und so nahm er den Hund kurzerhand mit und brachte ihn zur Zittauer Tierärztin Sandra Lux, die den Hund anschließend untersuchte. „Der ist gesund und munter“, sagt sie. Einen Killer könne die Ärztin nicht ihn ihm erkennen. Lediglich der Hunger trieb ihn zu der Tat. „Das ist doch auch normal“, erklärt Sandra Lux. Vermutlich stamme der Rüde aus Tschechien oder Polen, sei in der Gegend ausgesetzt worden. Die anschließende Suche nach dem Besitzer blieb erfolglos. So landete der Schäferhund vorerst bei der Schlegler Familie. Die haben bereits Erfahrung mit derartigen Tieren.

Auf ihrem Bauernhof hält die Familie neben Katzen, Schafen, Ziegen und Pferden sieben weitere Hunde. Sie vermutet, dass das Tier aus einem der Nachbarländer stammen muss und rund zwei Jahre alt ist. „Das ist ein unheimlich lieber Kerl. In Deutschland hätte sich der Halter schon längst gemeldet“, sagt Michael Pollemans, der jahrelang professionell Hunde für die Polizei und den Zoll ausbildete. Mutz, wie die Familie den Rüden nennt, verbringt derweil die Nächte im Stall, hat dort eine eigene Hütte. Dreimal täglich geht die Familie mit ihm eine Runde. Dabei wechseln sich die Eltern mit ihren zwei Söhnen ab, auch die Nachbarskinder machen mit. „Wir wollen keine zu enge Bindung“, erläutert Michael Pollemans. Schließlich soll die Aufnahme nur vorübergehend sein.

So ein Tier bedeute immer Verantwortung, brauche Zuneigung und benötige Zeit. Die können ihm die Pollemans nicht dauerhaft geben. Deshalb suchen sie eine neue Bleibe. Anzeigen im Internet hätten bislang keinen Erfolg gehabt. „Aber so ein Hund findet eine Familie“, ist sich der 55-Jährige sicher. Die müsste ihn nur ordentlich erziehen. Bislang sei er ein ungezogener Bursche, sehr verspielt, auch wenn Mutz bereits einige Kommandos könne. Auf ein Wort