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Jäger begrüßen Schwarzwildprämie

Der Jagdverband sieht die Zahlung als ersten Schritt. Wildschweine richten auch im Landkreis Görlitz viel Schaden an.

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© Th. Lehmann

Von Anja Gail u. Mario Sefrin

Gibt es bei der Wildschweinpopulation im Landkreis Görlitz Schwerpunktgebiete? Bei dieser Frage muss Detlef Eckert aus Oderwitz nicht lange überlegen. „Es gibt keine Schwerpunktgebiete, nicht mehr“, sagt der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes Oberlausitz. Das Schwarzwild habe sich überall vermehrt und werde in allen Regionen immer mehr zu einer Plage.

Doch das muss nicht so bleiben. Denn die Tatsache, dass der Görlitzer Kreistag im September eine Schwarzwildprämie beschlossen hat, könnte die Jäger zwischen Oybin und Kittlitz zusätzlich motivieren, auf Schwarzwildjagd zu gehen. Immerhin bekommen die Jäger fünf Euro pro Wildschwein ab 20 Kilogramm Gewicht und zehn Euro pro Frischling, die bis zu dieser Gewichtsgrenze wiegen. Die Prämie gilt bis Ende September 2018. Sie soll helfen, den Wildschweinbestand in der Region zu reduzieren. Das soll ein erster Schritt gegen das Einschleppen der Afrikanischen Schweinepest sein. 300 Kilometer weit entfernt, in Tschechien, geht die Tierseuche bereits um. Vor diesem Hintergrund soll die Zahlung für die Jäger ein wirtschaftlicher Anreiz sein, als Ausgleich zu den Kosten, die ihnen im Zusammenhang mit der Schwarzwildjagd entstehen. Denn sie müssen jedes erlegte Tier im Veterinäramt auf Trichinen untersuchen lassen. Das kostet pro Wildschweinprobe neun Euro, egal, ob es sich um einen Frischling oder einen ausgewachsenen Keiler handelt. Fallen die Tests positiv aus und werden damit Trichinen oder der Dunkersche Muskelegel nachgewiesen, darf das Wildschwein nicht mehr für den Verzehr verwertet werden. Auf die Jäger kommen dann weitere Kosten für eine fachgerechte Entsorgung zu.

An dieser Stelle ist die Politik den Wünschen der Jäger aber noch nicht vollständig gefolgt. „Wir hatten eine kostenfreie Untersuchung von Wildschweinen über 25 Kilogramm mit positiven Testergebnissen gefordert“, sagt Detlef Eckert. „Doch das ist verwaltungstechnisch nicht möglich.“ Der Vorsitzende des Jagdverbandes Oberlausitz und die darin organisierten Jäger begrüßen die Abschussprämie dennoch. „Es geht darum, den Wildschweinnachwuchs zu minimieren“, sagt Detlef Eckert.

Die Jäger hoffen daneben auch, dass dadurch viele Menschen für die Thematik der Wildschäden sensibilisiert werden. Die Schweine wühlen nicht nur auf Feldern und im Wald nach Nahrung. Selbst vor Gärten und Grünanlagen machen sie nicht halt. Auch die Gefahren mit Blick auf die Afrikanische Schweinepest und die Fehlentwicklungen in der Schwarzwildpopulation sehen sie mit der Prämie mehr in die Öffentlichkeit gerückt.

Görlitz ist bundesweit einer der Landkreise mit der höchsten Sauendichte. Dafür gibt es viele Gründe. Einer davon ist die bislang falsche Bejagung des Schwarzwildes. Das müssten zu 80 Prozent Frischlinge und zu 20 Prozent ältere Tiere sein, sagen Jäger. In der Praxis sehe das aber anders aus: Frischlinge werden oft, auch aus Gründen der Waidgerechtigkeit, geschont. Laut Detlef Eckert müssten aber die Frischlinge geschossen werden, da sie die Basis einer Population bilden. Und nur eine Verringerung dieser Basis könne auch die Wilddichte reduzieren. Deshalb begrüßen die Jäger die neue Prämie als ersten wichtigen Schritt. „Im Landkreis wurde erkannt, dass Präventionsmaßnahmen wichtig sind“, sagt Detlef Eckert. Anderswo, beispielsweise auf Landesebene, sei das noch nicht der Fall: „Dort wartet man noch ab.“

Inzwischen ist auch klar, dass die von den Jägern befürchteten behördlichen Hürden wegfallen. Wie das Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt im Landkreis Görlitz mitteilt, muss die Abschussprämie nicht extra beantragt werden. Die Auszahlung soll vierteljährlich erfolgen, in Anlehnung an die Gebührenabrechnung für die Trichinenschau. Die Verrechnung erfolgt mit den Angaben auf dem Wildursprungsschein. Dort muss der Jäger auch seinen Namen und das Gewicht des Wildschweines eintragen, das er erlegt hat.

Im Schnitt werden bislang rund 4 300 Stück Schwarzwild pro Jagdjahr im Landkreis Görlitz erlegt. Dabei stehen die Jagdpächter auch ohne Prämie in der Pflicht, das Schwarzwild zu schießen. Gerade die Bauern spüren das Treiben der Wildschweine immer deutlicher. „Die Rotten sind deutlich größer geworden. Waren früher maximal zehn Schweine unterwegs, sind es jetzt 20 bis 30“, sagt Rainer Peter, Geschäftsführer des Bauernverbandes Oberlausitz. Darum setzen auch die Bauern auf einen Erfolg der Schwarzwildprämie.