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Ja, ist denn jetzt schon Weihnachten?

Viele Geschäfte sind schon seit Tagen festlich dekoriert. Dafür gibt es - Überraschung - eine einfache Erklärung.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonss und Nora Domschke

Dresden. Das vorweihnachtliche Dresden kommt ohne sie definitiv nicht aus – die Herrnhuter Sterne sind bereits in vielen Läden und Einkaufszentren zu sehen. In der Centrum-Galerie baumeln sie von der Decke. Dazu stehen geschmückte Bäumchen bereit. Bunte Kugeln glitzern. Das gleiche Bild bietet sich in der Altmarktgalerie, im Bahnhof Neustadt und an den Gebäuden in der Innenstadt. Ja, ist denn jetzt schon Weihnachten? Das mag sich der ein oder andere Besucher durchaus verwundert fragen. Ja – wenn es nach dem Zeitplan der Dekorateure geht. Die haben zum Beispiel schon am 11. November den Bahnhof Neustadt geschmückt. Ganz schön früh – oder?

... und die Altmarktgalerie sind schon festlich dekoriert.
... und die Altmarktgalerie sind schon festlich dekoriert. © Sven Ellger
Im Leonardo-Hotel am Bahnhof Mitte leuchtet sogar der Schwibbogen.
Im Leonardo-Hotel am Bahnhof Mitte leuchtet sogar der Schwibbogen. © René Meinig

Der frühe Start hat einen guten Grund, sagt Dirk Fittkau, Manager der Centrum-Galerie. „Wir beauftragen externe Firmen mit der Lieferung und dem Aufbau der Dekoration.“ Weil diese Agenturen innerhalb von zwei, drei Wochen im November unzählige Einkaufszentren in ganz Deutschland schmücken, gibt es dafür nur begrenzte Termine. In der Centrum-Galerie hatten die Dekorateure gut drei Tage zu tun. Mittlerweile ist das Einkaufszentrum an der Prager Straße zwar geschmückt – die vielen kleinen Lämpchen an den Bäumen und an den Hängeelementen in der Mall werden allerdings erst am Montag nach dem Totensonntag eingeschaltet.

Daran halten sich alle großen Einkaufscenter – zumindest nach Angaben der Manager. So bleibe der Weihnachtsschmuck in der Altmarktgalerie ebenfalls noch bis zum 27. November unbeleuchtet, bestätigt Centermanagerin Nadine Strauß. Weil der Aufbau in und an der großen Passage aber fast vier Wochen dauert, sind die Dekorateure dort schon seit Tagen am Werk.

Gleiches gilt für die Dresdner Bahnhöfe, bestätigt Isabel Oertel-Weier vom Marketing der Bahnhöfe in Mitteldeutschland. Demnach wird in den kommenden Tagen auch im Hauptbahnhof die Weihnachtsdeko montiert. Der Baum kommt erst am 28. November. Die Firma dafür kümmert sich auch um andere Bahnhöfe in der Region Südost. Der Zeitplan ist eng. Alle Stationen an wenigen Tagen kurz vor dem ersten Advent zu schmücken, schaffen die Mitarbeiter einfach nicht. Die Lichter an der Deko werden aber erst nach dem Totensonntag angeschaltet.

Im Elbepark und im Kaufpark Nickern beginnt der Aufbau erst in der kommenden Woche. Elbepark-Chef Gordon Knabe weiß, dass die Sachsen besonders großen Wert darauf legen, dass vor dem Totensonntag die Lichterketten ausgeschaltet bleiben. „Unsere Kunden beschweren sich massiv, wenn es eher leuchtet“, berichtet Knabe. Einzelnen Händlern kann er das allerdings nicht verbieten. Ebenso wenig könne ein Centermanager ihnen vorschreiben, ab wann sie Weihnachtswaren verkaufen dürfen. So gebe es in einigen Geschäften durchaus im September schon Lebkuchen oder Schokoladen-Weihnachtsmänner im Angebot. Auch viele Schaufenster – nicht nur innerhalb der großen Einkaufszentren – sollen die Kundschaft so zeitig wie möglich in die richtige Stimmung und vor allem in Kauflaune versetzen.

Lichter für mehr Gemütlichkeit

So auch im Leonardo-Hotel an der Magdeburger Straße. Dort leuchtet ein Schwibbogen, der die Frauenkirche, die Meißner Albrechtsburg und das Schloss Moritzburg zeigt. Das derzeit trübe Wetter ist schuld. „Wir halten uns eigentlich auch an die Regel mit dem Totensonntag“, sagt Ines Krause vom Hotelmanagement. Damit es für die Restaurantgäste etwas gemütlicher ist, seien die Lämpchen am Schwibbogen nun schon eher eingeschaltet worden. „Unser Weihnachtsbaum leuchtet aber auch erst ab 27. November.“

Sebastian Feydt, Pfarrer der Frauenkirche, zeigt Verständnis für die Händler. 2017 sei die Adventszeit sehr kurz, sagt er. Zwischen dem ersten Advent und dem Weihnachtsfest liegen nur drei Wochen. Im vergangenen Jahr waren es sechs Tage mehr. In einem Jahr mit einer solchen Verdichtung habe er das Gefühl, die Geschäfte dekorieren früher. „Uns ist bewusst, dass gerade der Handel nun eine Zeit intensiven Wirtschaftens hat“, sagt Feydt. Trotzdem sei es wichtig, die Zeiten des Kirchenjahres nicht zu vermischen. Demnach werden vor dem Advent die Toten geehrt und ihrer gedacht. Bunte Lichter und Deko in dieser stillen Zeit sind unangebracht.

Dies sollte denjenigen, die bereits jetzt dekorieren, bewusst sein. Deshalb rät der Pfarrer den Dresdnern zur Geduld. Den Geburtstag feiern die Menschen schließlich auch nicht Tage vorher. „Ich bin dankbar, dass der Adventsmarkt an der Frauenkirche erst am Freitag vor dem ersten Advent öffnet“, sagt er.