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Ist Tempo „70“ sinnvoll?

Der schwere Unfall am Dienstag facht die Diskussion um eine Begrenzung der Geschwindigkeit zwischen Niesky und Horka neu an. Die Meinungen sind geteilt.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Ein VW-Fahrer fuhr gegen einen Baum und überschlug sich mit dem Auto, wobei er sich schwer verletzte. So geschehen am Dienstagmorgen auf der Straße zwischen Niesky und Horka. Schnell wurden Vermutungen laut, dass der Kraftfahrer zu schnell unterwegs, vom Fahren abgelenkt oder seine Fahrtüchtigkeit gar eingeschränkt war. Von all dem ist noch nichts erwiesen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. „Warum der Autofahrer die Kontrolle über seinen Wagen verlor und von der Fahrbahn abkam, ist noch nicht abschließend geklärt. Hierzu dauern die Ermittlungen an“, sagte Thomas Knaup.

Es ist nicht das erste Auto, dass aus diesem Wald auf den eigenen Rädern nicht mehr herausfindet. Besonders das Stück zwischen Ortsausgang Niesky und Weidmannsheim ist ein gefährlicher Abschnitt, bedingt durch die Kurven. Immer wieder taucht dieser Streckenabschnitt auf der S 121 in der Polizeistatistik auf. Zwei tödliche Unfälle sind bei vielen Menschen noch in der Erinnerung. Am 25. Januar 2015 verunglückte ein 23-Jähriger an einem Baum. Fast auf den Tag vor 14 Jahren erfasste ein Pkw eine 16-jährige Mopedfahrerin im Gegenverkehr, die bei dem Zusammenstoß tödlich verletzt wurde. Auf regennasser Straße geriet der Mitsubishi-Fahrer in einer Kurve auf die Gegenfahrbahn.

Aber nicht nur die Kurve an der ehemaligen Mülldeponie wird unterschätzt, auch die in Richtung Horka folgenden Kurven lassen in regelmäßigen Abständen Fahrzeuge von der Straße abkommen. Dass man auf diesem Straßenabschnitt gefährlich unterwegs ist, bestätigt die Diskussion auf der SZ-Seite auf Facebook zu diesem Unfall. Dirk Hajok schreibt: „Ich fahre die Strecke auch regelmäßig, was mir auffällt, dass da Leute älteren Semesters oft die Kurven schneiden. Warum auch immer. Aber ich musste schon oft bremsen, weil am Kurvenausgang meine Seite zur Hälfte vom Gegenverkehr genutzt wurde.“

Steffie Vetter fügt an: „Das ist ja nicht das erste Mal, dass es dort knallt. Langsam müsste die Stadt mal hellhörig werden und geeignete Schilder aufstellen.“ Abgesehen davon, dass die Stadt für die Straße nicht zuständig ist, da es eine Staatsstraße ist und der Landkreis dafür die Verantwortung trägt, ist die Diskussion um ein Begrenzen der Geschwindigkeit nicht von der Hand zu weisen. Nicht einmal die Kurve an der alten Deponie wird mit einem Verkehrsschild angezeigt. Somit gibt es keinen Hinweis darauf, mit dem Fuß vom Gas zu gehen. Das veranlasst Julius Vetter zu der Frage: „Warum man bei diesen engen Kurven noch 100 fahren darf? Nicht mal mit 70 schafft man die Kurven.“ Simone Hanne Panne Gaertner hat die Erfahrung gemacht: „Ich nehme die Kurven immer mit 60, und schon da wird hinter mir gedrängelt.“

Eine „70“ vom Ortsausgang bis zum Weidmannsheim würde die Ausfahrt von den Gewerbebetrieben Schuster und Vetter sicherer machen, zumal sie zwischen zwei Kurven liegt. Eine Reduzierung der Geschwindigkeit würde außerdem die Gefahr durch Wild mildern. Denn aufgrund des Waldes wechselt öfters mal ein Reh die Straßenseite. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung an dieser Stelle durchzusetzen, könnte schwierig werden. Aus polizeilicher Sicht, so Thomas Knaup, ist dieser Straßenabschnitt „keine Unfallhäufungsstrecke“. Klaus-Dieter Walter hat dazu seine Meinung: „Muss man dem deutschen Autofahrer alles durch Beschilderung zeigen? Mal den Fuß vom Gas vor ner Kurve würde doch auch schon helfen...“