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Ist ein Leben ohne Geld möglich?

400 junge Menschen aus 37 Ländern treffen sich in Dresden – und haben spannende Geschichten im Gepäck.

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© Sven Ellger

Von Nora Domschke

In den kommenden Tagen wird Dresden besonders bunt sein. Mehr als 400 Jugendliche sind an diesem langen Pfingstwochenende zu Gast in der Landeshauptstadt, um sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Peace-Academy ist ein christliches Jugendfestival, das bereits zum vierten Mal in Dresden stattfindet. Alle zwei Jahre lädt die Stiftung Frauenkirche junge Menschen aus aller Welt ein, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Florian Maurer ist bereits zum zweiten Mal dabei. In diesem Jahr bringt der 19-Jährige allerdings Gäste aus Weißrussland mit. In Brest absolviert der junge Mann ein Jahr im europäischen Freiwilligendienst. Weil ihn die Dresdner Veranstaltung 2014 so begeisterte, hat er nun kurzerhand die Reise für seine weißrussischen Freunde organisiert. „Es ist toll, dass man hier auf so viele Menschen aus anderen Ländern trifft. Diese Gelegenheit hat man sonst kaum.“

Schon am Freitagmorgen finden sich etwa 90 Jugendliche auf dem Neumarkt zusammen. Dort werden sie von Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt und Dresdens Erstem Bürgermeister Detlef Sittel (CDU) begrüßt. Die Teilnehmer kommen aus insgesamt 37 verschiedenen Nationen, um bei der Peace-Academy in etwa 40 Workshops über ihren Alltag, ihr Berufsleben und von ihren Wünschen und Zielen zu erzählen.

Da ist zum Beispiel Lara Arabi, die 2014 mit ihrem Mann und zwei Kindern vor den Kriegswirren aus Syrien floh. Heute arbeitet die junge Frau als Arabischlehrerin für die Sächsische Bildungsagentur, hilft anderen Geflüchteten, sich in Deutschland zurechtzufinden. Und da ist Gopi Kumar, Pastor in Indien, der über 500 Jahre Reformation und seine geistliche Arbeit in dem riesigen Schwellenland spricht. Es geht um Rassismus und Vorurteile in Südafrika, um traditionelle Musik in Äthiopien, um Themen wie Terrorismus und Energiewandel. Wer will, kann auch ganz spontan an den Workshops teilnehmen – unabhängig seiner Glaubenszugehörigkeit, sagt Grit Jandura, Sprecherin der Stiftung Frauenkirche. „Neben Christen zählen auch Muslime und Juden zu unseren Gästen.“

Im Rollstuhl durch die Altstadt

Wie die von der Peace-Acadamy erfahren? „Es spricht sich langsam herum, dass wir so ein großes Festival veranstalten“, sagt Jandura. Aber ein Selbstläufer sei das noch nicht. Kontakte zu evangelischen Studentengemeinden müssen geknüpft und Flyer verteilt werden. „Gut funktioniert auch unser Aufruf in den sozialen Netzwerken.“ Diese nutzt auch Sarah Listner, die sich beim Festival um die 15 Sprachhelfer kümmert. Vor zwei Jahren war die Anglistik- und Germanistikstudentin selbst als Dolmetscherin im Einsatz, übersetzte englischsprachige Workshops ins Deutsche. Ein Höhepunkt des Wochenendes ist ein außergewöhnliches Selbsterfahrungsprojekt, das Tobi Rosswog vorstellt: Er lebte zweieinhalb Jahre konsequent ohne Geld. Mit seinem Projekt Living Utopia will Rosswog den gesellschaftlichen Wandel anstoßen, berichtet zum Beispiel an Universitäten über die geldfreie Zeit. Doch auch die Festivalgäste sollen Selbsterfahrung sammeln, etwa beim Rollstuhlfahren auf der Brühlschen Terrasse. Mittelpunkt ist natürlich die Dresdner Frauenkirche und ihre Geschichte – passend zum Motto des Festivals ein Symbol für Krieg und Zerstörung, Versöhnung und Aufbau. Das weiße Zelt auf dem Neumarkt wird in den kommenden drei Tagen zum Treffpunkt der Kulturen, zum Ort für den Austausch, zur Bühne für Musik aus aller Welt.

www.peace-academy.de, Anmeldungen zu den Workshops sind im Zelt auf dem Neumarkt möglich.