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Ist die Sonnenhof-Miete angemessen?

Ein Ehepaar zahlt über 800 Euro im Monat für das betreute Wohnen in Heidenau. Das ist viel, ist aber nicht allein entscheidend.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Heidenau. Sie waren mit die ersten Mieter, wohnen nach wie vor im Mügelner Sonnenhof und wollen auch hier bleiben. Die Diskussion um den Sonnenhof II, für den etliche Mieter der Käte-Kollwitz-Straße ihre Wohnungen verlassen müssen, rückt das betreute Wohnen in den Mittelpunkt. Warum hat sich das besagte Ehepaar aus einem kleinen Dorf im Osterzgebirge für das Objekt in Heidenau entschieden, was bezahlt es hier und was wünscht es sich? Ihren Namen wollen sie nicht in der Zeitung lesen, aus Sorge vor Anfeindungen.

Für die Zwei-Raum-Wohnung mit Balkon und rund 60 Quadratmeter bezahlt das Ehepaar 472 Euro im Monat. Hinzu kommen 36 Euro Strom, 170,85 Euro Nebenkosten, 120 Euro Pauschale und 12,80 Euro Telefon- und Fernsehanschluss. Die Telefongebühren sind gering, sie telefonieren nicht viel. Bei der letzten Nebenkostenabrechnung mussten sie 28 Euro nachzahlen. Ohne die sind es insgesamt monatlich 811,65 Euro, die das Ehepaar für das Wohnen im Sonnenhof bezahlt.

Umstrittenster Kostenfaktor ist die Pauschale. Sie beträgt für eine Person in einer Wohnung 80 Euro, bei zwei sind es 120 Euro. Dafür können Gemeinschaftsräume, manche Veranstaltungen, Serviceangebote genutzt werden. In der Bibliothek treffen sich immer welche zum Kartenspielen. Das Ehepaar nutzt davon kaum etwas, höchstens mal das Blumengießen und Post holen im Urlaub. Aber das hätten früher zu Hause die Nachbarn gemacht, kostenlos. Wer sich sein Essen liefern lässt und es mit den anderen im Gemeinschaftsraum isst, muss für die Geschirrnutzung einen Obolus zahlen. Unser Beispiel-Paar hat doppeltes Glück: „Meine Frau kocht noch und sehr gut“, sagt er. Die Pauschale sei zwar ein großer Posten, aber obwohl das Paar kaum etwas nutzt, sagt es: Wer die Angebote nicht nutzt, ist selbst schuld. Das Geld ist auch in der aktuellen Diskussion einer der Dreh- und Angelpunkte. Die meisten, die auf der Käte-Kollwitz-Straße in den Wohnungen wohnen, die die städtische Wohnungsgesellschaft WVH zum Sonnenhof II umbauen will, können sich die dann höheren Kosten nicht leisten. Ihnen verspricht die WVH, Wohnungen zum bisherigen Mietpreis anzubieten.

Die Entscheidung für Heidenau fiel dem Ehepaar aus dem Osterzgebirge nicht schwer. Sie wohnten früher hier, haben Bekannte in der Stadt, der Garten ist nicht weit und die Infrastruktur in Ordnung. „Entscheidend war mit Blick für später der Fahrstuhl.“ Noch ist das rüstige Paar viel unterwegs, auch mit dem Auto. Ein reservierter Parkplatz wäre schön, sagt er. Es betreffe vielleicht ein Viertel der Mieter. Dafür würden sie auch gern etwas bezahlen. Das müsste doch zu machen sein. Genau wie die Mittagsruhe auf dem benachbarten Spielplatz. Im Großen und Ganzen lebt das Ehepaar gern im Sonnenhof. „Wir bleiben hier so lange es geht“, sagen sie.