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Ist der Titans-Geschäftsführer auf dem Absprung?

Nein, stellt Peter Krautwald klar. Er gewährt tiefe persönliche Einblicke und in die Saisonplanung der Basketballer.

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© kairospress

Von Alexander Hiller

Das Grundgerüst steht. Acht Spieler hat Basketball-Zweitligaabsteiger Dresden Titans bislang für die kommende Spielzeit in der 2. Liga Pro B unter Vertrag. Gemeinsam mit Neutrainer Nenad Josipovic bastelt Geschäftsführer Peter Krautwald weiter an der Mannschaft und der Struktur des Vereins. Der 40-Jährige nimmt im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung auch Stellung zu einem wilden Gerücht.

Herr Krautwald, surfen Sie gelegentlich durch Basketball-Internetforen?

Mal mehr, mal weniger. Wieso?

In dem der Dresden Titans geistert seit Tagen das Gerücht herum, dass Sie hier Ihren Nachfolger suchen und auf dem Weg nach Gotha seien. Ist da was dran?

Das ist nicht korrekt. Meine Familie zieht nach Thüringen zurück, wir haben da ja eine Zeit lang gewohnt. Ich bin und bleibe nach wie vor Geschäftsführer der Titans.

Das bleiben Sie auch noch eine Weile?

Das Sportgeschäft ist immer schnelllebig, zumindest meines Wissens bin ich noch in Funktion und bleibe es auch. Ich stelle gemeinsam mit Trainer Nenad Josipovic die Mannschaft zusammen, wir sind komplett in der Planungsphase. Es gibt keinen Plan, dass ich von heute auf morgen aufhöre.

Ziehen Sie Ihrer Familie irgendwann hinterher?

Unsere Kinder sind jetzt ein bisschen älter, elf und 13. Ich mag den Job bei den Titans unheimlich. Für meine Familie, ganz besonders meine Frau, funktionierte die Geschichte in Dresden nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Aus dem Grund zieht unsere Familie nach Thüringen als Wohnsitz. Ich bleibe hier. Das ist keine optimale Situation, das wissen wir. In dem Job ist das aber nicht unnormal. Das ist keine Traumsituation, wo der Vati acht Uhr früh auf Arbeit geht und abends wiederkommt. Dass ich nachziehe, ist im Moment keine Diskussionsgrundlage.

Aber suchen Sie denn einen neuen Geschäftsführer?

Nein, wir haben einen kaufmännischen Leiter gesucht, da es bei uns auch personelle Veränderungen gab. Prokurist Gert Küchler leitet gerade unser deutsch-tschechisches Projekt mit Usti. Fakt ist, dass keine aktive Suche nach einem Geschäftsführer stattfindet.

Haben Sie den kaufmännischen Leiter bereits gefunden?

Wir sind da gerade in der näheren Auswahl. Wir wollen uns strukturell gut aufstellen. Jetzt ist die Möglichkeit mit dem EU-Projekt gegeben. Wir müssen jemanden finden, der in die Lücke passt. In dieser Größenordnung, in der wir uns momentan bewegen, ist man ein bisschen auch das Mädchen für alles. Egal, ob man Geschäftsführer, Prokurist oder was auch immer ist. Man muss bei Heimspielen organisatorisch helfen, aber auch da sein, wenn mal an einer Waschmaschine der Schlauch platzt. Kaufmännischer Leiter war für uns die Überschrift, da wollen wir Schritte machen, uns professioneller aufzustellen. Aber wir suchen eben jemanden, der auch andere Qualitäten mitbringt.

Können Sie trotz des Abstiegs die bereits erarbeiteten Strukturen im Verein überhaupt weiter erhalten?

Ich glaube, wir müssen ein paar Abstriche machen. Zumindest, wie es jetzt aussieht. Wir wollen natürlich so viel wie möglich Struktur erhalten, weil das Ziel für uns schon sein muss, mittelfristig wieder in der Pro A zu spielen. Auch, weil die drittklassige Pro-B-Liga mit immer mehr zweiten Mannschaften auch Gefahren birgt. Das Ziel ist es deshalb für uns, an der Spitze mitzuspielen, um gegebenenfalls auch ein Aufstiegsrecht wahrzunehmen.

Wo müssen Sie Abstriche machen?

Momentan wägen wir ab, wie wir mit dem Parkett umgehen (den in der Pro A verpflichtenden Bodenbelag kauften die Titans im Vorjahr für 80 000 Euro/Anm. d. A.). Auf- und Abbau kosten uns eine Menge Geld. Da sind wir momentan in Verhandlungen. Stand heute ist das ein bedeutender Kostenfaktor, bei dem man entscheiden muss, ob man das Geld in die Mannschaft investiert oder ins Parkett. Wir könnten auch auf normalem Boden spielen, wir rechnen da alle Varianten durch.

Hat sich der Abstieg auf das Engagement der Sponsoren ausgewirkt?

Ein Sponsor ist abgesprungen, was nicht ausschließlich mit unserem sportlichen Abschneiden, sondern mit persönlichen Erwägungen zu tun hatte. Alle anderen sind dabei geblieben. Da muss man eine Liga tiefer natürlich auch Abstriche machen, weil man weniger Geld einspielt. Da haben wir schon Einbußen, die etwa bei 100 000 Euro liegen.

Welche Spieler aus der letzten Saison, die noch keinen neuen Vertrag erhielten, wollen Sie halten? Da stehen David Sturner, Sebastian Heck, Walter Simon und Jussuf El-Domiaty im Raum.

Wir hatten eine sehr schöne Zeit mit David. Er ist und war ein Vorzeigeprofi. Mit der neuen Ausländerregelung, dass nur noch zwei Nicht-EU-Ausländer auf dem Feld stehen dürfen, war uns auch das Risiko mit seiner Verletzungsanfälligkeit zu hoch. Mit Sebastian Heck sind wir in ganz guten Verhandlungen und kurz vor dem Vertragsabschluss. Bei El-Domiaty stehen die Zeichen auf Abschied, da hatten wir uns mehr erwartet. Seine Position haben wir mit Yannek Schmidtkunz sehr gut besetzt.

Und Walter Simon?

Bei ihm hat die Entscheidung nichts mit Basketball zu tun. Er ist fertig mit seinem Studium, muss nur noch die Diplomarbeit schreiben. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Die bei einer Firma fertigzustellen – oder in einem Institut oder gar der Uni. All das kann in Dresden sein – oder eben auch nicht. Wir haben sehr großes Interesse, Walter hier zu halten. Das wird sich in den kommenden zwei Wochen entscheiden.