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Ironwomen von Radebeul

Katrin Jeschke hat sich zum dritten Mal für die große Triathlon-Weltmeisterschaft in Hawaii qualifiziert.

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© privat

Von Peter Redlich

Radebeul. Ironman heißt übersetzt Eisenmann. Einer, der eisenhart ist. Der einen Triathlon über die Langdistanz mit 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen nicht nur durchsteht, sondern auch noch in einer festgelegten Zeit. Die Radebeulerin Katrin Jeschke will diese Tortur jetzt zum dritten Mal in Hawaii bewältigen.

Wer der studierten Sonderpädagogin für Sport begegnet, sieht kein Muskelpaket, keine ausgezehrte Marathonläuferin, er trifft eine schlanke 1,60 Meter große und 55 Kilogramm leichte Frau von 51 Jahren mit blonden langen Haaren. Und Tortur nennt sie den Ironman auch nicht. Hawaii sei für sie eher eine Freude, bei der das Schwimmen durchgestanden, das Radfahren absolviert und beim Laufen eingesammelt werde. Mit Einsammeln meint sie Aufholen, eine nach der anderen überholen. Laufen ist ihre Schokoladendisziplin.

Mit dem Laufen hat alles angefangen. Als vor gut etwa zehn Jahren ihre Kinder erwachsen und aus dem Haus waren, hat sich die über Jahre auch alleinerziehende Mutter gesagt: Jetzt bin ich dran. Gelaufen ist sie schon immer. „Raus an die frische Luft, mal zwei Kilo für die Figur wieder ablaufen, aber mehr war es zuerst nicht“, erinnert sie sich.

2006 ist sie ihren ersten Marathon gelaufen, zum ersten Mal beim Jedermann-Triathlon in Moritzburg gestartet. „Das Kraulschwimmen habe ich erst für den Triathlon gelernt.“ 2009 hat sie in Moritzburg in ihrer Altersklasse 45 gewonnen, auch den Triathlon am Knappensee. Und dann war sie mit Freunden als Zuschauerin in Roth, dem großen deutschen Triathlon über die Ironman-Distanz. Dort hat sich in ihrem Kopf festgesetzt: Das machst du, das willst du packen.

Mit Feuer in den Augen

Katrin Jeschke redet mit Feuer in den Augen. Erzählt von Zeiten unter zwölf Stunden auf der ersten Langdistanz, wie sie 2011 in Roth wie im Rausch bei zehn Stunden und 46 Minuten ins Ziel gekommen ist. Von geschlucktem Seewasser in Wales und wieder ausspeien. Von Problemen mit dem Magen beim Wettkampf, aber richtig gesunden Gelenken, die die Schinderei gut mitmachen. Irgendwelche Riegel und Eiweißshakes habe sie zwar ausprobiert – aber von Nahrungsergänzungsmittel halte sie wenig. „Viel Obst und Gemüse, wenig, aber gutes Fleisch, einfach hochwertig ernähren“, das sei ihre Devise. Logisch, dass ich weiß, dass ich mitunter mehr Eisen und andere Minerale brauche, wenn ich mich beim Training verausgabe.

Zehnmal Spitzhaustreppe, 2000 Meter oder 80 Bahnen in der Radebeuler Krokofit-Schwimmhalle, mit dem Rad am Stoppomat auf der anderen Elbseite immer wieder hoch und runter, das sind so Dinge, die sich die zierliche Frau gönnt, andere würden sagen antut. Im Winter über Stock und Stein Trails mit Freunden laufen, das schult auch die Balance, lässt in der Natur durchatmen, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln. Überhaupt, trotz aller Anstrengung, normal bleiben. Eine gute Grundfitness haben, diese auch aus anderen Bewegungsarten wie im Triathlon gewinnen, und dann vor großen Wettbewerben gezielt aufbauen, mitunter, bis es weh tut.

2016 soll so ein Jahr mit wieder zwei Triathlons werden. Anfang August der OstseeMan in Glücksburg. Am 8. Oktober auf Hawaii. Bis dahin wird sie wieder die 75 Kilometer zum Geierswalder See mit dem Rad fahren, dort Kaffee trinken und wieder zurückstrampeln. Ihr gebraucht gekauftes 26er Cervelo-Rad will sie bis Hawaii noch optimieren. Dort ist ständig starker Wind. 1 500 Höhenmeter über unzählige Hügel sind zu bewältigen. Und dann soll es wieder beim Laufen ans Einsammeln gehen.

Nach Hawaii zum Ironman darf nicht jeder, der meint, sich das zuzutrauen. Das mit dem Zeitlimit oder der Qualifikationsplatzierung hat die Radebeulerin gerade im September geschafft. Beim Ironman in Wales. Sie war Erste in ihrer Altersklasse. „Wales, das ist der eigentlich schwerste Wettkampf für Triathleten auf der Ironman-Distanz“, sagt sie. 14 bis maximal 16 Grad kalte See, starker Wind, ein Asphalt, auf dem das Rad schwerer rollt als sonst.“ Wer den schafft, auch jenseits von Schönwetterzeiten, der sei gut gerüstet, ist sie sicher.

Sponsoren hat Katrin Jeschke keine. Sie wolle auch nicht Klinken putzen gehen. Ein gutes Fahrrad, Neoprenanzug, hochwertige Laufschuhe und nicht zuletzt Reisekosten und Startgebühren – in Hawaii 2016 sind es 510 Euro – gehen gehörig ins Jahresbudget. Gefreut hat sie sich, dass sie bisher im Krokofit-Sportzentrum kostenlos trainieren durfte. Ihr Lebensgefährte Mario Röder ist auch Triathlet. Er versteht ihren Lebensrhythmus, unterstützt sie. Die Ironwomen von Radebeul.