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Irish Rock im Herzen

Die neue Kamenzer Band „Never Walk Alone“ will die Bühnen erobern. Dafür wird hart und schweißtreibend geprobt.

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© Matthias Schumann

Von Ina Förster

Kamenz. Sie haben Spaß ohne Ende. Vor allem mittwochs, wenn sie sich zur Probe treffen. Dies versichern die Sieben. Schwer fällt das eigentlich nicht. Dann wird nämlich Irish Folk Rock gespielt. Fröhlich. Lebensbejahend. Schweißtreibend. Ein paar Stunden, die ins Herz krachen. Mit typisch irischen Instrumenten, wie der Bodhrán, Fiddle, Tin Whistle und irischer Bouzouki „bewaffnet“, kämpfen drei Damen und vier Herren ihren eigenen Kampf. Mit Noten, schwer spielbaren Melodieabfolgen. Mit ausgehender Puste und Kraftreserven, die man sich für ein richtig großes Konzert wahrscheinlich erst antrainieren muss. „Wir hätten nicht gedacht, dass diese Musik so anstrengend ist“, sind sich alle einig. „Spätestens nach dem dritten Titel schwitzen wir“, lachen sie. „Aber das ist so geil!“

Never Walk Alone from Saxony hat sich gesucht und gefunden. Die sieben Musiker sind zwischen 19 und 56 Jahre alt. Kommen alle aus bestehenden Bandbesetzungen. Einige regional bekannte Gesichter sind darunter. Sylko Freudenberg und Silke Rattey beispielsweise spielten bei Rosé und sind dem Duo Wunderwelt treu. Holger „Benzi“ Benzner ist sowieso eine Kamenzer Institution. Und „muggte“ zusammen mit Band-Küken Valerij Šiman zuletzt bei BS 19.

Anstoss beim Rockfasching

Auch der Schlagzeuger von Affekt, René Boinski aus Schwepnitz, ist mit am Start. Und Susann Röntzsch agiert als Technikerin. Übrigens schon seit zehn Jahren bei Rosé. Alle kennen sich irgendwie und von irgendwo her. Wie das in der lokalen Musikszene üblich ist. Geigerin Anja Gebhardt-Varga kommt aus Burkau. „Sie hat uns schon vor einigen Jahren bei einem Auftritt in Polenz gesehen bei Rosé und damals gemeint: Wenn ihr einmal eine Geige braucht, dann meldet euch“, erinnert sich Bandleader Sylko. Genau das hat man ungefähr fünf Jahre später dann getan.

Seit dem Suchen und Finden sind nun schon wieder ein paar Monate vergangen. Im Februar begann die Band, zu proben. Doch woher kommt eigentlich die Lust auf genau diese Art von Musik? „Wir haben 2015 beim Kamenzer Rockfasching Blut geleckt. Da hatten wir zum ersten Mal mit dem KKC die mittlerweile bekannte Band Kilkenny Knights zu Gast.

Kontakt zu ihnen hatten wir bereits ein Jahr eher. Und haben uns gedacht: So was wollen wir auch ganz dringend spielen können“, erinnern sich Sylko Freudenberg und Silke Rattey. Die beiden sind nicht nur auf der Bühne ein Paar, sondern ebenso im echten Leben. Und wie das so ist – manchmal sorgt ein kleiner Richtungswechsel wieder für echte Spannung und Kribbeln. „Die Musik bestimmt sowieso schon immer unser Leben. Das ist es, was uns ausmacht. Wofür es lohnt, Stunden und Tage an Freizeit zu opfern“, meint Silke Rattey. Der Irish Folk Rock fasziniert die beiden unterdessen besonders. In der Region gibt es noch überhaupt keine Szene für diese Art von Musik. „Wir sind gerade dabei, da etwas aufzubauen“, ergänzt Sylko Freudenberg.

16 Titel im Gepäck

Ein Merkmal des Irish Folk Rock ist, dass traditionelle Klänge mit modernen Elementen verbunden werden. So kommt das Schlagzeug hinzu, dafür bleiben andere Bestandteile bestehen. Bei der Kamenzer Band klingen beispielsweise noch E-Gitarre und E-Bass dazwischen. Der Irish Folk Rock hat unter den jungen Leuten in Irland längst den traditionellen Folk abgelöst. Nun erobert er Deutschland. Einschlägige Bands wie „Kilkenny Knights“, „Flogging Molly, aber auch Songs von den altbekannten „The Dubliners“ leisten da hervorragende Arbeit. „Wir gehen einen Schritt weiter und singen einige Titel auf Deutsch. Das kommt gut an“, weiß Sylko Freudenberg.

Insgesamt haben die Kamenzer mittlerweile 16 Titel im Gepäck. Von Kilkenny Knights bis Shawue, von Schandmaul bis Flocking Mobby. Ideen sind gefragt, jeder darf sie einbringen. Bei ihrem ersten Auftritt auf der Fête de la Musique 2016 waren es noch nicht so viele. „Die Leute waren trotzdem begeistert, haben nach dem zweiten Titel getanzt, und wir haben unsere ersten Auftritte klargemacht“, freut sich Sylko. Ein Ruck in die richtige Richtung.

Der zweite Versuch der Bandgründung ist jedenfalls geglückt. „Beim ersten vor etwa einem Jahr kamen wir einfach mit den anderen Musikern nicht auf einen Nenner“, so Freudenberg. „Die wollten lieber Santiano nachspielen. Trauten sich nicht an den Stil heran. Uns lag das Traditionelle aber am Herzen.“ Manchmal geht es halt so im Leben – auf Umwegen zum Ziel.

Auftritte: Sonnabend, 19. November, 20 Uhr: Irish Rock im Bowlingcenter Kamenz mit After-Show -Party mit DJ Locke, Tickets: Telefon 03578 7888973; Freitag, 23. Dezember, 22 Uhr: Konzert beim Wachauer Verein „WunderLand“, Schulstraße 6