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„Irgendwann muss gebaut werden“

Radebeuls Straßenbauverantwortliche Marlies Wernicke sagt, warum so viele Straßenbaustellen notwendig sind.

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© Norbert Millauer

Radebeul. In Radebeul wird derzeit so viel an Straßen gebaut wie lange nicht. Das führt zu teils komplizierten Umleitungen. Immer wieder fragen Bürger bei der SZ an, warum das so geballt sein muss. Wir haben mit der verantwortlichen Frau für die Radebeuler Straßen, Diplomingenieurin Marlies Wernicke, gesprochen.

Marlies Wernicke ist Sachgebietsleiterin Straßenbau im Bauamt Radebeul, zuständig für Gemeinde-, Kreis- und Staatsstraßen.
Marlies Wernicke ist Sachgebietsleiterin Straßenbau im Bauamt Radebeul, zuständig für Gemeinde-, Kreis- und Staatsstraßen. © Foto: Archiv

Frau Wernicke, wo sind derzeit bis wann die großen Straßenbaustellen?

In der Winzerstraße wird bis November gebaut. Hier wird die Straße nach dem Kanalbau instand gesetzt. Genauso ist es in der Nizzastraße, hier dauert es bis Dezember. In der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße wollen wir Ende September abschließen. Die größte Baustelle Kötzschenbrodaer Straße soll bis Ende November fertig sein. Hier geht es um die Beseitigung von Hochwasserschäden. Ebenso an der Straße An der Jägermühle mit der Instandsetzung der Brücke und der Stützmauern. Voraussichtlich im Mai 2017 wird dort der Bau beendet.

Auf der Moritzburger Straße wollen wir am 20. September den neuen Belag drauf haben. Sidonien-/Kiefernstraße brauchen noch bis November, genauso der Kreyernweg, wo die Wasserwirtschaft WSR GmbH neue Kanäle einbaut.

Ziemlich heftig, so viel auf einmal. Warum?

Zuerst einmal sollte man sich bewusst machen – bei allem verständlichen Ärger über Umleitungen –, dass die zahlreichen Straßenbaustellen zeigen, dass wir als Stadt bei der Sanierung unseres Straßenbestandes deutlich sichtbar vorankommen. Keine Umleitungen würden zwar den einen oder anderen Kraftfahrer erfreuen, sie wären aber eher ein bedenkliches Zeichen des Stillstands bei Sanierung und Unterhaltung unserer Straßeninfrastruktur.

Im Sommer und Herbst erfolgen witterungsbedingt und nach Klärung der Finanzierung, wenn dafür ein bestätigter Haushalt vorliegt sowie die Vergabemodalitäten eingehalten sind, generell vermehrt Straßen- bzw. Tiefbaumaßnahmen, nicht nur in Radebeul. Die Überlagerung ist mit den jeweilig eng gefassten Baufenstern im Tiefbau und auch dem erforderlichen Vorlauf des Kanalbaus begründet.

Zudem gibt es seit 2016 dank der neuen Förderrichtlinie Kommunaler Straßenbau Fördermittel des Freistaates Sachsen als pauschale Zuwendung für Instandsetzungsmaßnahmen. Die Umsetzung konnte nach Bestandsaufnahme, Baugrunduntersuchungen, Erfassung der Leistungen und Ausschreibung nun ebenfalls begonnen werden – etwa in der Schildenstraße und der Moritzburger Straße – und wird schrittweise bis zum Spätherbst abgeschlossen.

Bürger beobachten wiederholt, dass auf Baustellen mitunter tagelang nicht gearbeitet wird. Die Dauer der Bauzeit verlängert sich. Etwa auf der Kötzschenbrodaer Straße, auf der Moritzburger Straße, auf der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße. Warum nimmt die Stadt auf die Bauzeit offenbar keinen Einfluss?

Wir legen als Stadt natürlich bereits in der Planung großes Augenmerk auf einen zügigen Bauablauf, denn die Probleme mit Umleitungen und Verzögerungen treffen uns als Stadt genauso wie jeden Bürger. Auch die Baufirmen selbst sind bestrebt, aus wirtschaftlichen Gründen den Bauablauf zügig zu gestalten, da lange Bauzeiten Mehrkosten für die Baufirmen bedeuten.

In der heutigen Zeit – hoher Einsatz von Spezialtechnik und immenser Koordinierungsbedarf für die zahlreichen unterschiedlichen Eigentümern gehörenden Medien – ist jedoch der auf den Baustellen sichtbare Einsatz von Personen spürbar zurückgegangen.

Jedoch kommt es bei Straßenbaustellen mit einem oft jahrzehntealten Medienbestand immer wieder auch zu Überraschungen bzw. Unvorhergesehenem. Tagelange Unterbrechungen sind aber dennoch die absolute Ausnahme. Aber Koordinierungsbedarfe und Abhängigkeiten durch Umverlegungen der verschiedenen Medienträger und hierfür erforderliche Abschaltzeiten oder dem dadurch noch nicht wieder möglichen Verfüllen der Gräben führen nahezu zwangsläufig zu technologisch bedingten Lücken zwischen verschiedenen Gewerken und Vorhabenträgern.

Gleiches gilt für die Klärung von unvorhersehbaren Bauzuständen wie vorher nicht erkennbaren und störenden alten Fundamenten im Untergrund oder andere klärungsbedürftige zusätzliche Leistungen. Zudem ist die erforderliche Spezialtechnik, etwa für den Asphalteinbau, nicht beliebig abrufbar. Dies wird langfristig disponiert. Wenn es dann zu Verzögerungen im Bauablauf kommt, muss diese gesamte Terminkette neu aufgebaut werden.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, Baustellenballung zu entzerren?

Eine Baustellenballung ist so nicht zu verzeichnen. Einzig im Bereich Lindenau kommt es durch die drei Baumaßnahmen Moritzburger Straße, Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße und Kreyernweg zu einer komplizierten Verkehrssituation. Diese wird sich jedoch mit der bevorstehenden Freigabe der Moritzburger Straße wieder deutlich entspannen.

Unvorhergesehene Komplikationen auf der Moritzburger Straße führten leider zu einer zwei Wochen länger als geplant andauernden Baumaßnahme. Leider gibt es jedoch gerade in den Oberlandbereichen oft keine geeigneten Umleitungsstrecken, zum Beispiel derzeit am Kreyernweg, aber dennoch muss irgendwann einmal gebaut werden.

Generell wird jede Baumaßnahme zeitlich mit der Verkehrsbehörde abgestimmt und so, dass es möglichst wenig Überschneidungen gibt.

Gespräch: Peter Redlich