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„Irgendwann muss auch einmal Schluss sein“

Renate und Berndt Dubovsky führten 18 Jahre lang die Windbergstuben in Freital. Jetzt schließen sie ihr Restaurant.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Der Spruch von dem lachenden und dem weinenden Auge scheint abgedroschen, aber für Renate und Berndt Dubovsky passt er perfekt. In ihrem Restaurant Windbergstuben, an der Poisentalstraße 34 in Freital gelegen, bewirteten sie am Freitag die letzten Gäste – ein durchaus trauriger Anlass. „Aber wir sehen es eigentlich positiv“, sagt Renate Dubovsky. „Es ging gesundheitlich einfach nicht mehr.“ Sie wird Ende September 63, ihr Mann in Kürze 67 Jahre alt. „Wir gehen halt einfach in Rente. Irgendwann muss auch einmal Schluss sein.“

Die beiden waren mit ihrem Lokal eine gastronomische Institution in Freital. Er, gelernter Maler, sie, gelernte Verkäuferin, erfüllten sich kurz nach der Wende den Traum von der eigenen Gastwirtschaft. Die Dubovskys übernahmen damals das Lokal der Kleingartensparte Rotkopf Görg und bauten es zu einem richtigen Restaurant aus – mit ganzjährigem Betrieb. „Damals haben wir angefangen, die Karte bergmännisch auszurichten“, erzählt Berndt Dubovsky. Heimatverbunden zu sein, ist ihm wichtig. Die kalte Platte nannten sie „Weiberarsch“ – benannt nach der Schaufel der Bergmänner. Die Grützwurst hieß bei ihnen nicht tote Oma, sondern „Grubenunglück“. Es gab eine „Bergmannsschnitte“ und ein „Bergmannssteak“.

Daran änderten sie auch nichts, als sie nach zehn Jahren in der Sparte das Lokal an der Poisentalstraße übernahmen. Das hatte bis dahin Weißes Ross geheißen und unter Freitalern einen eher zweifelhaften Ruf. Manche nannten es wegen der minderen Qualität der Speisen auch „Totes Ross“. Die Dubovskys entschieden sich deswegen für einen neuen Namen und erfanden die Windbergstuben.

In all den Jahren konnte sich das Ehepaar dabei vor allem aufeinander verlassen. Renate Dubovsky bereitete in der Küche frische Speisen zu. Ihr Mann Berndt sorgte hinter dem Tresen und im Service für gute Stimmung. „Er ist der Spaßmacher“, sagt Renate Dubovsky. Hin und wieder halfen Verwandte und Freunde im Restaurant mit aus. Köche und Servicekräfte zu finden, die auch am Wochenende verlässlich mitarbeiten, gelang den Dubovskys jedoch nicht. „Die meisten wollten schon, aber eben nicht am Wochenende“, sagt Berndt Dubovsky. „Da ist bei uns aber am meisten los.“ So blieb vieles an den beiden hängen. „Wir haben unsere Enkel nicht aufwachsen sehen“, erzählt Renate Dubovsky.

Die Freizeit, die ihnen in der Vergangenheit fehlte, wollen sie nun genießen. „Wir haben uns vorgenommen, bis zum Jahresende nichts zu machen – außer ausruhen und aufräumen“, sagt sie. Danach will das Ehepaar unter anderem die vielen Erinnerungsstücke aus 28 Jahren Gastronomie aufarbeiten und sortieren. Eine kleine Chronik soll entstehen. Zum Abschied haben ihnen die Stammgäste viele Geschenke vorbeigebracht – Blumen, Räuchermänner, Collagen. „Wir sind überwältigt davon“, sagt Berndt Dubovsky. „Wenn man sich das anschaut, können wir nicht so viel falsch gemacht haben.“

Wie es mit den Räumen weitergeht, ist offen. Bis Ende September müssen die Dubovskys alle Möbel draußen haben. Der Vermieter habe ihnen gesagt, dass definitiv keine Gastwirtschaft mehr einziehen wird.