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Investor hat genug

Wolfgang Bothur ärgert sich über immer neue Kosten, die er beim Projekt Strießen-Süd übernehmen soll. Jetzt droht er, sich zurückzuziehen.

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© Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Priestewitz. Die Geduld von Wolfgang Bothur ist aufgebraucht. Das hat der Großenhainer Bauunternehmer am Mittwochabend auf der Sitzung des Priestewitzer Gemeinderates eindrücklich klar gemacht. Bothur stellte ein Ultimatum: Entweder der Gemeinderat stimme dem Baustart für die neue Eigenheimsiedlung Strießen-Süd zu oder er würde sich aus dem Vorhaben zurückziehen. Vorausgegangen war ein Schriftverkehr zwischen der Gemeinde Priestewitz und Bothurs Firma, der bas humus aktiv GmbH, die das Wohngebiet erschließen will. Die Gemeinde forderte darin das Unternehmen auf, bis Mittwoch die vertraglich vereinbarte Bürgschaft in Höhe von 450 000 Euro vorzulegen. Bothur ließ diese Frist verstreichen und tauchte stattdessen selbst auf der Gemeinderatssitzung auf. Dort erläuterte Bothur den Grund seiner Wut. Denn die Bürgschaft war unter anderen Bedingungen vereinbart worden.

Nun habe man ihm weitere, unberechtigte Kosten aufgedrückt. Er habe schon viel Geld in den Grundstückskauf und die Bauplanung gesteckt. Auch die zusätzlichen Kosten für einen Regenwasserkanal, die aus seiner Sicht eigentlich die Gemeinde hätte bezahlen müssen, habe er übernommen. Dann das ständige Hin und Her mit der Birnenallee, die im hinteren Teil an das neue Wohngebiet anschließt. Um einen Durchgangsverkehr für Müllfahrzeuge und andere Lkw zu ermöglichen, hatte Bothur aus Kulanz zugestimmt, auf seine Kosten die Birnenallee mit einer zweifachen Asphaltspritzdecke (etwa sechs Zentimeter dick) zu versehen. Doch der Gemeinderat möchte einen grundhaften Ausbau, was um ein Vielfaches teurer ist.

Und nun auch noch die Bürgschaft, die Bothur noch mal 8 000 bis 10 000 Euro kosten würde, schätzt er. „Damit ist mein geplanter Gewinn fast aufgebraucht“, sagt der Großenhainer Unternehmer, „und ich weiß nicht, was noch auf mich zukommt.“ Alles, was er möchte, sei, endlich mit den notwendigen Erdarbeiten anfangen zu können. „Wir sind schon ein halbes Jahr im Bauverzug“, so Bothur. „Wenn Sie mich noch länger hinhalten, dann ist bei mir Schluss.“

Diese Wutrede verfehlte nicht ihre Wirkung bei den einzelnen Gemeinderatsmitgliedern. Trotzdem folgten sie dem Vorschlag der Verwaltung und stimmten nicht für den vorgesehenen Baubeginn am 30. Januar. „Wir kommen nicht um eine Bürgschaft umhin“, sagt Hauptamtsleiterin Manuela Gajewi, denn die sei vertraglich vereinbart. Schließlich seien Kommunen verpflichtet, sich abzusichern, dass Baufirmen auch ihren Auftrag erfüllen. „Entweder Sie vertrauen der Firma Bothur oder nicht“, hatte Wolfgang Bothur daraufhin erwidert, ehe er die Versammlung verließ.

Hauptamtsleiterin Gajewi brachte eine andere Variante ins Spiel. Statt der Bürgschaft könnten die Gemeinde Priestewitz und der Erschließungsträger (die bas humus aktiv GmbH) ein gemeinsames Sperrkonto einrichten. Über das dort vorhandene Guthaben kann erst nach Ablauf einer festgelegten Sperrfrist verfügt werden. Treuhänder des Kontos wäre die Gemeinde Priestewitz.

Der Gemeinderat stimmte dieser neuen Variante zu. Damit der Bauverzug für Bothur nicht noch größer wird, wolle die Verwaltung sich mit ihm und dessen Hausbank so schnell wie möglich zusammensetzen und das Sperrkonto einrichten. Spätestens in zwei Wochen soll der Gemeinderat zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um dem Baubeginn zuzustimmen.

Bothur ist einverstanden, will er doch mit der Gemeinde weiter zusammenarbeiten. Sein Frust darüber, dass die Erschließung von Strießen-Süd bisher nicht beginnen konnte, sitzt dennoch tief. „Ich war schon Erschließungsträger in Dresden, Großenhain und Weinböhla“, erzählt Bothur, „aber solche Probleme wie hier habe ich noch nicht erlebt. Das ist ein Hickhack vor dem Herrn, das seinesgleichen sucht.“