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Investor fühlt sich verprellt

Eine Dresdner Firma wollte schon 2014 Bauland an der Segouer Straße schaffen – und erhebt nun Vorwürfe.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Wenn es nach Uwe Pulwer gegangen wäre, stünden an der Segouer Straße bereits die ersten Einfamilienhäuser. Stattdessen ist die Fläche nach wie vor eine Brache. Daher war der Dresdner auch verwundert, als er bei SZ-Online las, dass die Riesaer CDU-Fraktion per Antrag endlich eine schnelle Erschließung durch die städtische Wohnungsgesellschaft WGR fordert. „Das hätte die Stadt mit uns längst haben können“, sagt Pulwer. Sein Unternehmen EP Dresden hat sich darauf spezialisiert, brachliegende Grundstücke zu kaufen, an die Versorgungsnetze anzuschließen, Wege zu bauen – und letztlich in einzelnen Stückchen an Häuslebauer zu verkaufen. Dieses Investment hat die Stadt Riesa an der Segouer Straße bislang gescheut. „Deswegen hätten wir das übernommen, und die Stadt hätte obendrauf noch rund 1,3 Millionen Euro von uns bekommen. Geld, dass Riesa mit Sicherheit gut gebrauchen könnte“, so der Dresdner.

Dieser zwei Jahre alte Plan mit mehr als 50 Eigenheimen ist bei den Investoren von EP Dresden wieder in der Schublade verschwunden. Der hellgraue Streifen, der das Gebiet an der linken Seite begrenzt, markiert die Segouer Straße.
Dieser zwei Jahre alte Plan mit mehr als 50 Eigenheimen ist bei den Investoren von EP Dresden wieder in der Schublade verschwunden. Der hellgraue Streifen, der das Gebiet an der linken Seite begrenzt, markiert die Segouer Straße. © Abbildung: Zöller-Projekt

Aber der Reihe nach: Noch zu Amtszeiten von Gerti Töpfer (CDU) habe es erste Kontakte zwischen der EP Dresden und der Stadt gegeben. Schriftstücke, die der SZ vorliegen, bestätigen das. Vermittelt hatte im Vorfeld der Dresdner Benno Reusch: „Ich wurde von EP Dresden beauftragt, ein Erschließungsgrundstück zu suchen. Also bin ich an die Stadt herangetreten, die mir unter anderem die Segouer Straße vorschlug.“ Das Grundstück erschien dem Makler der Firma Immosuch brauchbar: „Eine Schule ist in der Nähe, ebenso ein Supermarkt, Ärzte auch. Und aus den Platten gegenüber hätte sicher der ein oder andere Lust, in die eigenen vier Wände zu ziehen“, so Reusch. Auch er war guter Dinge, dass sein Vermittlungsversuch erfolgreich verläuft. „Es gab bereits konkrete Vorgespräche mit dem Bauamt.“

EP Dresden hat nach eigenen Angaben bereits rund 20 000 Euro für die Planung in Riesa ausgegeben. „Das Bauamt war anfangs auch sehr kooperativ. Dann wurde allerdings eine Baugrunduntersuchung abgelehnt, die wir auf unsere Kosten in Auftrag geben wollten.“ Warum die Stadt so entschied, ist Uwe Pulwer immer noch ein Rätsel. Sein Unternehmen wollte im Notarvertrag eine Regelung verankern, die greift, falls beim Bau Altlasten oder Reste der abgerissenen Wohnblöcke, die dort standen, gefunden werden. Aber so weit ist es nie gekommen. Die Stadt teilt dazu mit: „Im letzten dokumentierten Gespräch im Mai 2015 wurde die Gesellschaft auf noch notwendige Unterlagen hingewiesen.“ Investor Uwe Pulwer dementiert: „Das stimmt nicht. Der Kontakt wurde ohne Begründung angebrochen.“

Wird der Antrag der CDU-Fraktion angenommen, tauscht die Stadt das Grundstück an der Segouer Straße gegen die Fläche, auf der die dritte Grundschule (Magdeburger Straße/Weida) steht. „Warum verschenkt die Stadt ein Grundstück, für das sie 1,3 Millionen Euro haben könnte, an die WGR?“ Uwe Pulwer ist empört. Trotz der Querelen hätte seine Firma immer noch Interesse an dem Grundstück. – Das lässt auch die Fraktionsvorsitzende der Linken Uta Knebel aufhorchen. „Wenn ein Investor damit rechnet, mit Baugrundstücken dort ein Geschäft machen zu können, warum lassen wir uns das aus der Hand nehmen?“ Sie ist der Meinung, die Stadt sollte Erschließung und Vermarktung selbst übernehmen. „Es heißt immer, wir hätten für diese Investition kein Geld. Das ist aber Quatsch. Das ist nur eine Frage der Prioritätensetzung.“

Stefan Schwager, Fraktionschef Freie Wähler/Bürgerbewegung, kann die Entscheidungspolitik im Rathaus ebenfalls nicht nachvollziehen. „Ich finde es ungeheuerlich, dass wir einem Investor so vor den Kopf stoßen. Einerseits stellen wir einen Wirtschaftsförderer ein, der Geldgeber in die Stadt holen soll, und auf der anderen Seite jagen wir sie fort.“ Und das in einer Situation, in der die Stadt jeden Euro gebrauchen könne, so Schwager. CDU-Stadträtin Ingeborg Reinacher meint, man müsse aufpassen, dass der Stadt langfristig nicht das Image des „Investoren-Schrecks“ anhaftet.

Einfluss behalten

Gelassener sieht das CDU-Fraktionschef Helmut Jähnel. Er steht nach wie vor hinter dem Antrag zur eiligen Erschließung an der Segouer Straße durch die Wohnungsgesellschaft. „Wenn sich die WGR um das Grundstück kümmert, behalten wir als Stadt den Einfluss und können zum Beispiel beim Quadratmeterpreis mitreden“, so Jähnel. Wie wichtig das ist, habe sich jüngst beim Eigenheimstandort Heideblick gezeigt. „Dort waren die Preise offenbar zu hoch angesetzt. Der Aufsichtsrat hat daraufhin eine Preissenkung erwirkt, und die Grundstücke waren schnell verkauft.“

Das sieht die Stadt genauso. Außerdem habe die WGR gezeigt, dass „sie zuverlässig und zügig Eigenheimstandorte erschließen und vermarkten kann“. Das habe sie zuletzt mit den Standorten Stadtblick und Thomas-Müntzer-Straße unter Beweis gestellt, so Sprecherin Manuela Langer.