Meißen. Nicht einmal 48 Stunden nach der Eröffnung des Integrationsprojekts „Internationaler Garten Meißen“ haben Unbekannte den Platz teilweise zerstört. Nur ein kleiner Stumpf ist übrig vom Obstbaum, der erst am Sonntag frisch gepflanzt wurde. Ein Pfahl liegt daneben im Gebüsch. Ein anderer steht senkrecht im Becken eines Dixi-Klos. Ellen Scharmentke vom Bündnis Buntes Meißen zieht ihn vorsichtig heraus. Es riecht unangenehm.
Erst am Wochenende hatte der Verein den Internationalen Garten eingeweiht und zusammen mit Flüchtlingen und Einheimischen 60 Obstbäume gepflanzt. Keine 48 Stunden später machten sich Unbekannte auf dem Gelände in Bohnitzsch zu schaffen. Zwei Bäume knickten sie ab. Von einem Volleyballfeld rissen sie die Markierung ab. Aus einer alten Baracke neben der Wiese griffen sie sich einen Ölkanister und verteilten den Inhalt auf den Betonplatten vor dem Haus.
Auf dem einst als Schießplatz genutzten Gelände sollen Meißner und Migranten gemeinsam Obst und Gemüse anbauen und sich dabei näher kennenlernen – so die Idee des Bunten Bündnis Meißen. Nicht zum ersten Mal wurden auf dem Gelände jedoch Dinge kaputt gemacht. Ein aufgebrochenes Dixi-Klo, Baumpflöcke auf der Wiese – bisher hat Ellen Scharmentke das als „Schabernack“ wahrgenommen. „Aber jetzt wird es langsam ernst“, sagt sie. Die abgeknickten Bäume zeugen von Zerstörungswille.
Ob sich die Aktionen gezielt gegen das Flüchtlingsprojekt richten, ist sie sich nicht sicher. „Das Gelände wurde früher von einigen Jugendlichen und Sprayern genutzt. Vielleicht fühlen die sich verdrängt“, sagt sie. Zumindest wirken die Beschädigungen auf den ersten Blick wie dumme Streiche. Solche Vorfälle habe es dort schon immer gegeben als das Gelände noch Freizeitpark und später eine Fahrradrennstrecke war, schreibt auch ein SZ-Leser bei Facebook. „Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde kaputt gemacht“, so der Nutzer. Unverständnis herrscht auch bei anderen Lesern. „Hauptsache alles kaputt machen diese Hirnis“, kommentiert eine Nutzerin.
Sören Skalicks vom Bündnis Buntes Meißen findet die Zerstörungen erschreckend. „Wir stellen etwas Gutes für die Stadt auf die Beine und dann wird dort randaliert.“ Er hofft, dass die Bevölkerung nun noch mehr aufgerüttelt wird. „Es ist ein harter Schlag. Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, so Skalicks. Der Verein hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Beamten ermitteln wegen Sachbeschädigung. Wegen des verkippten Öls musste auch die Feuerwehr anrücken, um die Verunreinigungen zu beseitigen.
Die Randalierer müssen irgendwann zwischen Montagnachmittag und Dienstagmorgen gekommen sein. In Zukunft wollen die Mitarbeiter vom Bunten Bündnis Meißen deshalb nun noch länger vor Ort sein. Einschüchtern lassen sie sich von den Vorfällen jedenfalls nicht. Schon am Dienstagvormittag, gleich nach dem sie die Zerstörungen entdeckt haben, gingen sie wieder an die Arbeit. Denn einige der neuen Bäume müssen noch tiefer in die Erde gesetzt werden. Garten-Mitstreiter sind jederzeit willkommen – Deutsche wie Migranten. Interessenten wird ein eigener Abschnitt auf der Wiese zugewiesen, den sie selbst bewirtschaften können. „Wir haben schon einige mündlich Zusagen“, sagt Ellen Scharmentke.
Die Polizei sucht nach Zeugen: 0351 483 22 33