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Internationale Kämpfer steigen in Niesky in den Ring

Zwei Afghanen treten bei der Fight Night für Niesky an. Der Sport gibt den Flüchtlingen eine neue Perspektive.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Niesky. International wird es am Sonntag, wenn die diesjährige Fight Night in der Turnhalle an der Bahnhofsstraße startet. Nicht nur was die teilnehmenden Sportler betrifft, sondern auch beim Nieskyer Verein Ironsports geht es international zu. Für Hamid Rajabi ist die Trainingshalle in der Käthe-Kollwitz-Straße inzwischen zur neuen Heimat geworden. Hier trifft er sich nicht nur mit den Vereinsmitgliedern, sondern auch mit Esmatulla Sayes Aref. Der 18-Jährige ist ein Landsmann von ihm und ebenso vom Sport begeistert.

Hamid ist seit eineinhalb Jahren in Deutschland. Sein Flüchtlingsstatus ist anerkannt, und nach verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften wohnt der 20-Jährige seit Juni vergangenen Jahres in Niesky. Wie er selbst berichtet, ist er seit seinem zehnten Lebensjahr Boxer, trainierte in seiner Heimatstadt Kabul bis der Krieg dazwischen kam und die Familie sich trennen musste. „Wir sind 18 Geschwister, die jetzt in verschiedenen Ländern leben“, erzählt er in gutem Deutsch. Die Sprache eignet er sich seit einem Jahr auf der Euro-Schule in Görlitz an. In der Neißestadt ist tagsüber auch Ismael zu finden, wie Esmatulla seine Freunde nennen. Auf der Fachschule für Sozialwesen macht er sich sprachlich und fachlich für einen Beruf fit. Er ist ebenfalls anerkannter Flüchtling. Durch zwölf Länder führte ihn in zweieinhalb Monaten der Flüchtlingsweg bis nach Deutschland. In Niesky will er bleiben: „Hier fühle ich mich gut aufgehoben, die Leute sind nett.“

Sportlich kann Ismael noch nicht so mithalten wie Hamid, der auch in Deutschland schon einige Wettkämpfe erfolgreich bestritt. „Aber ich arbeite daran, genau so gut zu werden“, versichert Ismael. Möglich macht es ihm der Verein Ironsports. Dort trainieren die beiden Afghanen zusammen mit den anderen Sportlern zwischen 15 und 30 Jahren. Bruno Kabus, der den Verein führt, sagt, dass Hamid und Ismael komplett in das Team eingebunden sind. Sie machen das gleiche Training mit und finden in der Gruppe die gleiche Akzeptanz wie die anderen Vereinsmitglieder. „Uns verbindet der Sport und nicht die Herkunft“, sagt Bruno Kabus als Trainer und schickt die beiden wieder in den Ring. Diese lassen es sich nicht nehmen, vier- bis fünfmal die Woche zu trainieren.

Denn Hamid und Ismael sollen am Sonntag mit antreten für den Nieskyer Kampfsport. Fünf Teilnehmer von Ironsports sind gemeldet. Aber nicht nur sie stehen dann im Ring ihren Gegnern gegenüber. Mit Lukas „Fuki“ Dvorák kommt einer der stärksten europäischen Muay-Thai-Kämpfer in der Gewichtsklasse 86 Kilogramm nach Niesky, berichtet Bruno Kabus. Als tschechischer Meister und IFMA- Champion wird er weiter an seiner beeindruckenden Bilanz feilen. Mit Stanislav Voytenko steht dem Tschechen der vierfache ukrainische Muay-Thai-Meister gegenüber. „Fünf Runden Action in der härtesten Standup-Kampfsportart erwarten euch“, versprechen die Organisatoren dieser Kampfnacht. Damit nicht genug. Wenn die Preise vergeben sind, geht es weiter – am anderen Ort und mit anderem Inhalt. Das Jugendzentrum Holz ist ab Mitternacht der Treffpunkt für die Afterfight-Party, dazu Musik verschiedener Stilrichtungen. Für die Besucher der Fight Night steht die sich anschließende Party ohne Eintritt offen.

Fight Night am Sonntag in der Turnhalle Bahnhofsstraße in Niesky; Einlass 18 Uhr, Beginn 19.30 Uhr

www.ironsports-ev.de