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Insolvenzverwalter: Im Waggonbau wird weiter produziert

Sachsens Ministerpräsident Kretschmer sieht Hoffnung für das insolvente Nieskyer Unternehmen und kündigt Unterstützung an.

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© Wolfgang Wittchen

Von Carla Mattern

Die unerwartete Insolvenz der Waggonbau Niesky GmbH hat jetzt auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer beschäftigt. Der Görlitzer hatte im Dezember mit den Mitarbeitern bei Siemens zusammen Weihnachtslieder gesungen und sich mit dem Siemens-Vorstand Joe Kaeser in München getroffen. Dass die Insolvenz beim Waggonbau Niesky Arbeitsplätze gefährdet und die Stellenstreichungs- und Standortschließungspläne bei Siemens und Bombardier die Lausitz hart treffen, hat der Ministerpräsident zu bedenken gegeben.

Aber Michael Kretschmer sieht Hoffnung für den insolventen Waggonbau Niesky (WBN). Die Auftragsbücher seien voll. Nun komme es darauf an, dass Insolvenzverwalter und Geschäftsführer es schaffen, dass am Ende keine rote, sondern eine schwarze Zahl stehe, wenn die Aufträge abgearbeitet seien. „Die Situation ist durchaus hoffnungsvoll, weil die Auftragsbücher voll sind“, sagte der CDU-Politiker. Zugleich sprach sich der Ministerpräsident für ein zügiges Handeln aus und sicherte die Unterstützung der Landesregierung zu. Der Freistaat habe viele Möglichkeiten, sagte Kretschmer. Man sei in Gesprächen mit der Gewerkschaft, dem Betriebsrat und dem Geschäftsführer und werde auch mit dem Insolvenzverwalter reden.

Der Wirtschaftsexperte der Linksfraktion, Nico Brünler, warf dem WBN-Eigentümer, dem Münchner Finanzinvestor Quantum Capital Partners vor, „zwar jahrelang Löhne gedrückt und Gewinne abgezogen, aber kaum investiert“ zu haben. „Im Kapitalismus ist die kurzfristige Kapitalmaximierung eben wichtiger als der Erhalt von Arbeitsplätzen.“ Auch der Chef der sächsischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit Klaus-Peter Hansen äußerte sich um die Lausitz besorgt. Es bleibe der fade Beigeschmack, dass die wenigen großen letzten Industrien, die wir noch haben in der Lausitz, uns gerade verloren gehen. Ministerpräsident Michael Kretschmer „sieht dunkle Wolken am Horizont“, sagte er mit Blick auf die Energiepolitik der Bundesregierung und den Braunkohleabbau der Lausitz. Es brauche eine vernünftige Energiepolitik, die auch dafür sorge, dass es keinen Schnellschuss gebe bei der Braunkohle, „sondern dass wir Zeit haben - 20, 30, 40 Jahre für einen Strukturwandel, um tatsächlich neue Dinge zu schaffen, die dann Arbeitsplätze für die nächste Generation sichern.“

Seine Arbeit aufgenommen hat der vorläufige Insolvenzverwalter, der Dresdner Rechtsanwalt Jürgen Wallner. Er war vom zuständigen Amtsgericht in Dresden beauftragt worden. Als Gründe für die Insolvenz teilt Jürgen Wallner folgendes mit: „Nach Angaben des Geschäftsführers Eduard Janßen ist das Traditionsunternehmen drohend zahlungsunfähig, da zu viele Aufträge mit hoher Komplexität in Verzug sind und zudem fehlkalkuliert wurden. Der laufende Geschäftsbetrieb mit größtenteils langfristigen Projekten werde größtenteils durch Anzahlungen der Kunden finanziert. Diese Kombination zehre auf Dauer überproportional am Eigenkapital der Gesellschaft. Operativ sei die WBN aber weiterhin gut aufgestellt.“

Ziel des Insolvenzverwalters ist es, WBN zu sanieren und die Zukunft des Unternehmens mit etwa 330 Arbeitsplätzen zu sichern. Jürgen Wallner weiter: „Die Produktion wird während des Insolvenzverfahrens vollumfänglich fortgeführt.“

Bereits am Mittwoch teilte die Abteilung für Insolvenzsachen beim Amtsgericht Dresden mit, dass es ein weiteres Insolvenzverfahren in Sachen Waggonbau Niesky gibt. In dem Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der WBN Zwischenholding GmbH mit Sitz am Waggonbau 11 in Niesky wurde die Dresdnerin Bettina Schmudde zur vorläufigen Insolvenzverwalterin bestellt. Laut einem Eintrag in das Handelsregister vom Dezember 2016 ist die WBN Zwischenholding GmbH neuer alleiniger Gesellschafter der WBN Niesky GmbH. Geschäftsführer ist Steffen Görig. Er ist auch Geschäftsführer der Quantum Capital Partners GmbH mit Sitz in München. (SZ/cam mit dpa)