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Initiative will Erlweinturm wieder aufbauen

NS-Einheiten sprengten 1945 das Bauwerk auf dem Wolfshügel. Eine Rekonstruktion ist geplant. Doch woher kommt das Geld?

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© Norbert Neumann

Von Tobias Hoeflich

Nur ein kärglicher Rest ist von dem Aussichtsturm auf dem Wolfshügel erhalten. Ein rostiges Metallgitter versperrt den Treppenaufgang, Graffiti-Schmierereien und wucherndes Moos überdecken die Steine. Vom einstigen, zehn Meter hohen Aussichtsturm sind nur das Fundament und ein paar Trümmer übrig. Im Mai 1945, wenige Tage vor Kriegsende, sprengten NS-Einheiten das Bauwerk. Vermutlich, um ihn nicht der herannahenden Sowjetarmee als Beobachtungsposten zu überlassen. Der herrliche Blick über die Baumwipfel der Heide in Richtung der Altstadtsilhouette, den Wanderer hier einst genießen konnten, ist nur noch zu erahnen.

Bis 1945 war der Aussichtsturm in der Heide ein beliebtes Ausflugsziel.
Bis 1945 war der Aussichtsturm in der Heide ein beliebtes Ausflugsziel. © Repro: Sammlung Holger Naumann

Eine Anwohnergruppe des Weißen Hirsches und Loschwitz um den Immobilienmakler Thorsten Radig will, dass Dresdner und Gäste künftig wieder die Aussicht von dem Turm genießen können. Mit den Planungen stehen die Initiatoren aber noch am Anfang. Zunächst soll ein Verein oder eine Bürgerinitiative gegründet werden. „Uns schwebt ein Stufenplan vor“, erklärt Radig. Dabei könnte zunächst das Fundament gesichert und zugänglich gemacht werden. Später könnte dann der Turm in die Höhe wachsen. „Heutzutage wird fast nur noch über alles und jeden gemeckert. Wir wollten dem mit etwas Positivem entgegentreten“, erklärt der 52-Jährige.

Wichtige Fragen sind allerdings noch zu klären. Allein die Anlieferung der Baumaterialien auf den Wolfshügel dürfte schwierig werden. „Aber damals ging es ja auch“, so Radig. Zunächst will er jedoch prüfen, ob es überhaupt genügend Dokumente zu dem Aussichtsturm gibt, die eine Rekonstruktion zulassen. „Ich gehe aber davon aus. Schließlich hat ihn Hans Erlwein geplant.“ Als der Turm 1912 eröffnet wurde, war der Architekt bereits mehrere Jahre Stadtbaurat und prägte Dresden mit einer Reihe von Bauwerken. Das findet sich zum Teil auch in deren Namen wieder, etwa beim Erlweinspeicher am Ostra-Ufer oder dem Hans-Erlwein-Gymnasium an der Eibenstocker Straße.

Die Verwaltung hält sich mit der Bewertung der Pläne noch zurück. Das Grundstück, auf dem die Fundamente stehen, ist in jedem Falle städtisch, wie Pressesprecherin Nora Jantzen erklärt. Unter Denkmalschutz stehen die Reste des Turmes nicht. Der Leiter des Amtes für Stadtgrün, Detlef Thiel, werde demnächst auf die Bürger zugehen und einen Termin mit ihnen vereinbaren, kündigt Jantzen an.

Wie so oft ist die Finanzierung des Projektes der Knackpunkt. Ein gewisses Startkapital wollen die Initiatoren bereitstellen, erklärt Radig. Auch habe er schon Kontakt zu möglichen Sponsoren. Der überwiegende Teil des Geldes soll durch Spenden eingenommen werden. „Aber wir werden natürlich auch prüfen, ob es Fördermittel von der Stadt oder dem Bund geben könnte“, so der Diplom-Immobilienwirt.

Die Finanzierung des Turmes sorgte schon während der Arbeiten Anfang des 20. Jahrhunderts für Kontroversen. Wegen ausufernder Baukosten mehrten sich kritische Stimmen, die das Geld lieber für andere Projekte eingesetzt hätten. So wurde die Eröffnung des Turmes zur geschlossenen Veranstaltung: Erlwein hatte keine Journalisten eingeladen. Vorsorglich hält sich auch Radig zurück, was ein möglicher Wiederaufbau des Turmes kosten würde. „In jedem Fall ist es günstiger, als den Fernsehturm zu sanieren“, sagt er.