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Industrie im Wandel

Fit entsteht seit 50 Jahren in Hirschfelde. Eine neue Ausstellung widmet sich der Firma und anderen Betrieben des Ortes.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Eine Reihe fit-Flaschen steht neben Wilfried Rammelt in der Vitrine. Alle mit verschiedenfarbigem Inhalt. Das Spülmittel mit dem Namen Balsam ist beispielsweise weiß. Die Marke Pink Grapefruit, die der Vorsitzende des Arbeitskreises Geschichte in der Hand hält, ist ihrerseits rot. Auch das grüne Spülmittel, das sogenannte Original, fehlt nicht in dieser Aufreihung. Mit der grünfarbenen Reinigungsflüssigkeit ist der Hirschfelder Betrieb einst in der gesamten Republik bekannt geworden. Im Osten stand nahezu in jedem Haushalt eine fit-Spülmittelflasche.

Deren Anfänge liegen allerdings in Chemnitz. Bereits 1954 meldete der VEB Fettchemie den Markennamen fit an, ein Jahr später kam das Spülmittel auf den Markt – zunächst als Pulver, später auch flüssig in der Glasflasche. Es handelt sich um das älteste Spülmittel auf dem deutschen Markt. 1967, also vor genau 50 Jahren, wurde in Hirschfelde eine neue Produktionsanlage gebaut und die Herstellung von Chemnitz an die Neiße verlagert. Und dennoch steckt ein Stück Chemnitz noch immer im Betrieb – und zwar in der fit-Flasche selbst. Der Rote Turm, das Wahrzeichen von Chemnitz, verlieh ihr seine einmalige, kantige Form, die seither ein Markenzeichen ist und kaum verändert wurde.

Auch nachdem der Hirschfelder Betrieb 1984 dem Leuna-Kombinat angeschlossen wurde, blieb man der typischen fit-Flasche treu, Das auf dem linken Auge fröhlich zwinkernde „Tropfenmännchen“, auch „Johanna“ genannt, prägte die Flasche. „Es ist zu einer Ikone der Markenwelt der DDR geworden“, sagt Wilfried Rammelt, der für eine neue Ausstellung im früheren Hotel Rieger in Hirschfelde nicht nur die verschiedenen fit-Flaschen, sondern auch jede Menge Informationen zur Geschichte des Betriebes zusammengetragen hat.

Eine fit-Ausstellung sei es aber keinesfalls, betont der Hirschfelder. Vielmehr geht es um die Industriegeschichte des Ortes an sich, um deren Aufstieg, Blütezeit und Veränderung. Zwei Jahre haben die Mitglieder des Arbeitskreises die Ausstellung vorbereitet. Zwölf Betriebe – von der Flachsspinnerei über die Weberei Hermann Engler bis hin zum Kraftwerk – werden näher beleuchtet. Es sei die bisher aufwendigste Ausstellung des Arbeitskreises. „Wieder haben uns viele Einwohner und ehemalige Beschäftigte geholfen“, sagt Ramelt. Das liege nach seinen Worten auch an dem großen Vertrauen, das der Arbeitskreis im Ort genieße.

Am umfangreichsten sind die Informationen zum Hirschfelder Kraftwerk, erklärt Rammelt. Dazu beigetragen hat auch das ehemalige Kraftwerksmuseum. Viele Fotos sind auch zur Flachsspinnerei, dem ältesten Hirschfelder Betrieb, zusammengekommen. Nur zwei der zwölf vorgestellten Betriebe haben bis heute überlebt: die fit GmbH und die Hirschfelder Greifer und Stahlbau GmbH.

Den Anstoss zur neuen Ausstellung, die am Reformationstag erstmals von der Öffentlichkeit besucht werden kann, hatte 2015 die Schau zu Handel, Handwerk und Gewerbe gegeben. „Wir wurden von vielen angesprochen, die industrielle Entwicklung des Ortes nicht zu vernachlässigen“, erzählt Rammelt. Immerhin waren zu DDR-Zeiten rund 5 000 Menschen in den Hirschfelder Betrieben beschäftigt, allein fast 500 arbeiteten im VEB Fettchemie, aus dem nach der Wende die fit GmbH wurde.

Über 500 Job gibt es heute noch in Hirschfelde. Dass diese wichtige Marke wieder überschritten wurde, ist auch ein Verdienst der fit GmbH, bei der allein mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt sind. Und es könnten noch weitere dazukommen. Hat doch der Spülmittelhersteller in den vergangenen Jahren Marken wie Gard und Fenjal aufgekauft.

Weit über 100 Produkte umfasst heute das Sortiment der fit GmbH. Eines der bekanntesten ist nach wie vor das fit-Spülmittel, auch wenn es längst nicht mehr den großen Anteil am Gesamtumsatz hat wie früher. Machte es 1991 noch 90 Prozent des Umsatzes aus, waren es 1999 noch gut 60 Prozent. Seitdem ist der Anteil weiter zurückgegangen, gleichzeitig ist aber auch der Gesamtumsatz der fit GmbH sprunghaft angestiegen. An der einpräsamen fit-Flasche hat sich über die Jahre aber kaum etwas verändert. sie ist nur inzwischen wieder verschließbar. 2014 hatte das Deutsche Verpackungsmuseum in Heidelberg den Preis „Verpackung des Jahres“ an die 500-Milliliter-Flasche verliehen – als erste Marke aus dem Osten Deutschlands.

Geöffnet hat die Ausstellung zur Industriegeschichte von Hirschfelde im ehemaligen Hotel Rieger am 31. Oktober sowie vom 5. November bis 3. Dezember jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr.