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In Trauer vereint

Der grausame Tod eines jungen Mannes wühlt die Nieskyer auf. Viele spenden den Hinterbliebenen Trost.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Niesky. Auch einen Tag nach Bekanntwerden des tragischen Todes eines jungen Nieskyers trauert seine Heimatstadt. Den gesamten Mittwoch über halten Menschen an dem spontan eingerichteten Gedenkort auf dem Zinzendorfplatz inne. Viele zünden Kerzen für Philipp W. an. Sein grausamer Tod macht viele Nieskyer fassungslos. Rund um einen kleinen Baum auf dem Zinzendorfplatz flackern zahlreiche Kerzen. Dazwischen liegen weiße Rosen. Freunde haben auch Bilder des Verstorbenen aufgestellt.

Der Wunsch, gemeinsam Abschied zu nehmen, ist insbesondere am Dienstagabend sehr groß gewesen. Selten haben sich so viele vorwiegend junge Menschen auf dem Nieskyer Zinzendorfplatz versammelt. Rund 200 sind der Einladung zur Gedenkfeier gefolgt, die sich über das soziale Netzwerk Facebook in Windeseile verbreitet hat. Freunde des Opfers reisten aus umliegenden Orten an. Männer wie Frauen weinen vor dem Kerzenmeer. Mancher hakt sich unter, andere drücken einander. Die Fassungslosigkeit ist allen vor Ort ins Gesicht geschrieben. Es herrscht tiefe Trauer, aber auch Wut. „Hoffentlich greift die Justiz mal richtig durch“, sagt ein Mann zu seinem Nachbarn.

Niemand kann am Dienstagabend nachvollziehen, warum der beliebte Kokillenschlosser so früh aus dem Leben scheiden musste. Insbesondere, als die Staatsanwaltschaft Görlitz am Dienstagnachmittag erklärt, warum sie Haftbefehle gegen einen 33-Jährigen und eine 24-Jährige erlassen hat, ist das Entsetzen groß. Die Ermittler werfen beiden vor, den Nieskyer getötet zu haben, um an seinen Wagen und seine EC-Karte zu gelangen. Rund 2000 Euro sollen sie von seinem Konto abgehoben haben. Dass Menschen für ein Auto und etwas Geld einen Menschen töten, das übersteigt die Vorstellungskraft vieler Nieskyer.

Laut Presseberichten handelt es sich bei dem 33-jährigen Verdächtigen um einen mehrfach vorbestraften Drogenabhängigen. Er soll Philipp W. laut der Görlitzer Staatsanwaltschaft wiederholt mit einem stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf geschlagen haben. Die Bild-Zeitung will erfahren haben, dass es sich bei der Tatwaffe um eine Bratpfanne handelte. Das grausame Vorgehen der mutmaßlichen Täter sorgt gerade bei Facebook für Entsetzen. „Dass man so was machen kann, nur weil man an ein bisschen Geld kommen will, ist einfach nur traurig und abartig. Ruhe in Frieden, Phil“, schreibt etwa eine Nutzerin namens Alexandra Müller. Auch Nutzerin Jenifer Schulz zeigt sich fassungslos und schreibt: „Was ist das für eine Welt geworden? Alle morden nur noch wegen Geldes.“

Die Familie des Hinterbliebenen erfährt unterdessen eine riesige Welle der Solidarität. Beinahe jeder Kommentar unter dem Artikel zu dem dramatischen Todesfall beginnt oder schließt mit einer Beileidsbekundung für die Freunde und Angehörigen des Opfers. „Auch ich bin erschüttert. Kannte Phil aus dem Stadtbild und durch sein Engagement im Fitti. Er wird fehlen! Meine Gedanken sind bei seinen Eltern und Angehörigen. Ich wünsche Euch viel Kraft und Zuversicht“, schreibt etwa Stadtrat Harald Prause-Kosubek. Bereits am Dienstagabend ist in Niesky anlässlich der Gedenkfeier Geld für die Familie des Getöteten gesammelt worden.

Die spontane Gedenkfeier hat auch die Nieskyer Oberbürgermeisterin tief beeindruckt. „Ich kannte ihn nicht persönlich“, sagt Beate Hoffmann, „aber man ist natürlich ganz schön erschüttert und trotzdem betroffen. Die Aktion vom Dienstagabend finde ich gut. Da haben die Nieskyer Herz bewiesen.“ Auch die Polizei hat spontan dabei geholfen, die Zufahrt zur Gedenkveranstaltung am Dienstagabend abzusichern. Die Anteilnahme ist überall groß. Die Beamten haben in den Tagen zuvor genau wie Freunde und Familie von Philipp W. vergeblich nach dem Vermissten gesucht.

Gegen die beiden Tatverdächtigen ist Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Mordes erlassen worden. Ihnen drohen bei Verurteilung lebenslange Haftstrafen.