Merken

In Sorge um die eigene Existenz

Die Sanierung der B 6 trifft Händler und Gastronomen an der Straße hart. In Markersdorf und Holtendorf wächst die Kritik.

Teilen
Folgen
© Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanß

Jeannine Elsner hat Angst um die Existenz ihrer Gaststätte. Das gibt die 33-Jährige ganz offen zu. Denn im Moment herrscht an den Tischen Besucherflaute, obwohl eigentlich Saison ist und der Gasthof „Zur Brauerei“ geöffnet hat. Das hängt mit den gesperrten Teilabschnitten der Bundesstraße 6 zusammen. Dadurch kommen keine Gäste aus Richtung Görlitz und Richtung Löbau.

Jeannine Elsner hatte sogar überlegt, das Lokal in dieser Woche zu schließen. So, wie das die Chirurgische Gemeinschaftspraxis in Holtendorf macht. Doch leisten kann sich das die junge Frau nicht. Sie betreibt die Gaststätte seit gut zwei Jahren. Und so bietet sie ab dem heutigen Dienstag zu verkürzten Öffnungszeiten Mittagstisch an. Sie hofft, dass vielleicht einige Bauarbeiter zum Essen vorbei kommen. Ein entsprechendes Schild hat sie aufgestellt und mit Kreide beschriftet.

Die Sanierungsarbeiten an der B 6 betreffen aktuell den Abschnitt von der Holtendorfer/Schlaurother Ampelkreuzung bis zur Kreuzung B 6/Kirchstraße in Markersdorf. Die Baustelle endet jetzt fast genau vor dem kleinen Einkaufszentrum, wo Bäcker, Fleischer, Blumenladen, Post und eben auch die Gaststätte ihren Sitz haben. Der Straßenabschnitt wenige Meter vor dem Zentrum ist dicht. In dieser Woche wird der Asphaltbelag erneuert. Die Strecke soll voraussichtlich ab Anfang August freigegeben werden. Das bestätigt Nicole Wernicke, Mitarbeiterin der Pressestelle vom Landamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Das Lasuv ist auch der Auftraggeber der Bauarbeiten.

Gebaut wird auf diesem Abschnitt bis zum 7. August. Das teilt die Baufirma Straßen- und Tiefbau GmbH See in einem Schreiben mit. Doch hätten nicht alle Anwohner ein solches Schreiben erhalten, erzählt eine Bäckerei-Verkäuferin. Und auch die Gewerbetreibenden nicht. „Wir hätten uns bessere Informationen gewünscht“, so die Gastwirtin. Dann wäre im Vorfeld der Bauarbeiten eine bessere Planung fürs Geschäft möglich gewesen.

Cindy Hielscher von Blums Blumenladen, in dem die Poststelle mit untergebracht ist, spürt einen massiven Kundenrückgang. „Wir hoffen, dass uns ab der kommenden Woche die Kunden wieder besser erreichen können“, sagt die 38-Jährige. Dass die Stammkundschaft den Frauen den Rücken stärkt, dafür sind die Gewerbetreibenden dankbar.

Für großen Unmut sorgt die Sperrung auch bei Carsten Hartig, dem Inhaber vom Hotel Marschall Duroc in Holtendorf. Durch die schlechte Ausschilderung finden sich seine Gäste momentan nicht gut zurecht. „Reisebusse, wie kürzlich aus Österreich und aus Flensburg, lotsen wir mittlerweile per Telefon zu uns, da die Umleitungen für Nicht-Einheimische schwer verständlich sind“, sagt er. Bedeutend besser wäre eine halbseitige Sperrung der Bundesstraße während der Sanierung gewesen. Ursprünglich war das auch so vorgesehen. Die Kreuzung Holtendorf sollte für den Verkehr offen bleiben, was das Lasuv bestätigt. Eine Vollsperrung der Ampelkreuzung war ursprünglich nicht geplant. „Die Baufirma hofft, dadurch Zeit einzusparen“, begründet die Lasuv-Sprecherin die kurzfristige Veränderung. Der Landkreis Görlitz habe die Sperrung genehmigt.

Derweil ist ein fertiggestellter B6 -Bauabschnitt wieder befahrbar: von Richtung Löbau aus bis nach Markersdorf zur Kreuzung B 6/Kirchstraße. Dem Lasuv als Auftraggeber war bis zur SZ-Anfrage gestern noch gar nicht bekannt, dass die Sperrung ab Oberreichenbach aufgehoben ist. So ist Markersdorf nun von Reichenbach aus wieder erreichbar. Für alle die nach Görlitz wollen, wird in Reichenbach als Umleitung aber immer noch die Strecke über die Kreisstraße Königshain oder über Kunnerwitz für die Lastwagen ausgeschildert. Das wird auch noch eine Weile so sein, denn die Schleichwege durch Markersdorf/Holtendorf sind für den Durchgangsverkehr völlig ungeeignet. Den Einheimischen aber werden sie als Abkürzung empfohlen.