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Menschen werden zu Büchern

Am Sonnabend öffnet bereits zum zweiten Mal die „Lebendige Bibliothek“ im Radeberger Gymnasium. Die ungewöhnliche Idee lockt.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Sie war von dieser ungewöhnlichen Idee so begeistert, dass sie gleich bei der Premiere dabei war. Und weil die Resonanz so toll gewesen ist, wird sie nun auch beim zweiten Mal dabei sein: Martina Rädel aus Radeberg wird am Sonnabend erneut zum „Lebendigen Buch“. Und wird von ihren Erfahrungen berichten, als die eigenen Kinder in wirklich weite Ferne umzogen. Nach Australien nämlich.

Es sind solche Alltagserfahrungen, aber auch ungewöhnliche Erlebnisse, über die am Sonnabendnachmittag „Lebendige Bücher“ wie Martina Rädel im Radeberger Humboldt-Gymnasium berichten werden. 20 Minuten lang können sich „Leser“ diese Menschen und ihre Geschichten sozusagen ausleihen – wie in einer Bibliothek eben. In einem Raum des Gymnasiums werden sie dann quasi „lesen“ können. Und nach zwanzig Minuten können sie dann dem nächsten „Buch“ zuhören.

Eine Idee, die der bekannte Radeberger Mediziner Dr. Hartmut Kirschner nach Radeberg brachte. Er hatte davon gelesen, dass es etwas Ähnliches in Köln gegeben hatte – und es faszinierte ihn, dass sich Leute mit interessanten Biografien, ungewöhnlichen Hobbys oder eben mit ihrer Biografie auf ungewöhnliche Weise in die Öffentlichkeit wagen.

Weil die Premiere so gut lief, stand für ihn fest, dass es eine Wiederholung geben wird. Denn 48 Mal nutzten die „Leser“ bei der Premiere die Chance; insgesamt 22 „Bücher“ standen damals bereit. „Gut die Hälfte der angebotenen Lesezeit wurde damit ausgeschöpft, es ist also noch Luft nach oben“, war Dr. Hartmut Kirschner absolut zufrieden. Und hofft, dass es am Sonnabend mindestens genauso gut laufen wird.

Diesmal werden sogar 28 „Bücher“ dabei sein; wobei einige mit unterschiedlichen Geschichten zu hören sein werden. Und es werden auch wieder unglaublich spannende Lebensgeschichten „zu lesen“ sein. Eine Frau wird zum Beispiel von ihren Erlebnissen als Ehrenamtliche im Strafvollzug berichten, auch von einer Reise in die USA noch zu DDR-Zeiten wird zu hören sein und ein Architekt wird aus seinem Berufsleben berichten. Es sind dabei auch durchaus mutige Angebote. Wenn In-Am Mahmood zum Beispiel über einen „Menschen unterm Schal“ berichten wird oder Hartmut Kirschners Frau über ihr Nahtod-Erlebnis, das sie bei der Geburt ihrer Kinder durchleben musste.

Funktionieren wird die lebendige Bibliothek dabei quasi wie eine richtige. Es wird zwei Bibliothekarinnen geben, die sozusagen die Ausleihe der „Bücher“ organisieren. An einem Aushang werden Kurz-Zusammenfassungen zu den einzelnen Akteuren zu finden sein, dann können sich die Interessierten anmelden, um eines der „Bücher“ auszuleihen. „Wobei es nicht nur Einzel-Ausleihen gibt, sondern es können auch mehrere Interessierte gleichzeitig einem der Bücher zuhören und mit ihm ins Gespräch kommen“, beschreibt Hartmut Kirschner.

Kommt das Ganze bei den Radebergern erneut gut an, wird die lebendige Bibliothek weiterhin zweimal pro Jahr öffnen. Wer übrigens selbst Lust hat, als „lebendiges Buch“ mitzuwirken, kann sich bei Dr. Hartmut Kirschner melden. „Wir suchen immer neue Aktive“, sagt er.

„Lebendige Bibliothek“ am Sonnabend, 20. Januar, von 15 bis 17 Uhr im Humboldt-Gymnasium Radeberg. Wer selbst als „Buch“ aktiv werden möchte: Telefon 03528 442248 oder [email protected]