Merken

In Nieder Seifersdorf wird alles aus Holz gemacht

Susanne Reichelt verkauft Holzwaren und ihr Mann fertigt davon vieles selbst. Das schätzen auch Kunden aus Dresden.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Nieder Seifersdorf. Es weihnachtet schon in den Regalen von Susanne Reichelt. Und während sie drei hölzerne Wichtel in ihrem Geschäft „Mamitschka“ platziert, sagt sie, dass die Kunden bereits auf der Suche nach Geschenken für das Fest sind und sie danach fragen. Diese Kauflust will sie sich nicht entgehen lassen und so wird Platz geschaffen auf ihrem Bauernhof in Nieder Seifersdorf für Weihnachtsmänner, Wichtel, Leuchter, Krippen und weiteres Dekor zum Fest. Dort wohnt und arbeitet Susanne Reichelt zusammen mit ihrem Mann Christof Reichelt und den beiden Kindern. Ihr Ehemann, von Beruf Zimmerer, lässt sich in seiner Werkstatt immer wieder neue Dinge für die Kundschaft einfallen. Wie eben die rund einen Meter großen Wichtel.

Zehn Jahre sind es inzwischen, dass Susanne Reichelt ihr Geschäft für Holzschmuck und -waren an der Arnsdorfer Straße hat. „Das Sortiment ist von Jahr zu Jahr gewachsen. 2014 haben wir deshalb noch einen zweiten Raum dazunehmen müssen“, erklärt sie. Inzwischen ist vom Jackenknopf bis zur Gartenbank vieles in ihrem Geschäft erhältlich. Natürlich immer aus Holz gefertigt. Dabei kann sich die 45-Jährige noch gut an die Anfänge ihrer Selbstständigkeit erinnern: „Angefangen habe ich mit einem Küchentisch auf dem Naturmarkt in Wartha. Auf dem verkaufte ich Holzprodukte. Das war im Jahr 2004.“

Schon damals merkte sie, dass aus Holz gefertigte Waren sehr gefragt sind. Das hält bis heute an, denn sonst hätte Susanne Reichelt nicht so ein großes Sortiment. „Diese Auswahl findet sich in unserer Region nicht gleich wieder. Deshalb will ich aus Nieder Seifersdorf nicht weg, denn die Leute kommen zu mir“, sagt sie. Selbst aus Bautzen oder sogar aus Dresden reisen ihre Kunden an, um in Nieder Seifersdorf einzukaufen. „Wir haben ganz schön zu tun“, spricht sie auch im Namen ihres Mannes. Vor allem jetzt, wo die Zeit des Schenkens wieder beginnt.

Lokal einkaufen, das ist für die Geschäftsfrau ein wichtiges Thema. Zwar bietet sie ihre Produkte auch im Internet an, „aber dort verkaufe ich höchstens zwanzig Prozent meiner Waren“. Der direkte Kontakt mit den Kunden bleibt für sie das Dominierende. Nicht nur im Geschäft, sondern auch auf den zahlreichen Märkten in Ostdeutschland. Auf diesen verkaufen die Reichelts an den Wochenenden.

Sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen, das ist die Herausforderung, der sich Susanne und Christof Reichelt gern stellen. Anregungen holen sie sich aus dem Internet oder bei den großen Messen, wie die für Spielwaren in Nürnberg. „Dort sind wir jedes Jahr dabei“, sagen beide. Am kommenden Wochenende sind Reichelts auf der Messe „Winterträume“. Sie findet in Magdeburg statt und dort werden sie mit Verkaufsstand und Drechselbank den Messebesuchern ihre Produkte und deren Herstellung zeigen.

Was Reichelts freut, ist, dass junge Eltern wieder stärker auf Holzspielzeug zurückgreifen und dabei auch nach Dingen fragen, mit denen ihre Eltern und Großeltern spielten. „Deshalb bieten wir auch den Peitschenkreisel, die Knallbüchse oder Katapulte an.“ Darüber hinaus fällt Susanne Reichelt auf, dass in den Küchen ihrer Kunden zunehmend Holzprodukte den Plasteartikeln den Platz wegnehmen. „Küchenbretter verschiedener Größen und Holzschalen werden bei uns gern gekauft. Ebenso Holzknöpfe. Denn jetzt beginnt die Zeit des Strickens und Häkelns und darauf haben wir uns eingestellt. Was das ganze Jahr über läuft ist Holzschmuck in seinen verschiedensten Varianten. Auch auf den Märkten wird danach gesucht und gefragt.

Dass die Leute wieder mehr den Handwerker im eigenen Dorf schätzen, das spürt besonders Christof Reichelt. Denn neben seinen Arbeiten für das Geschäft wird er um die eine oder andere Spezialanfertigung gebeten. So spannt er ab und zu auch mal ein Stück Holz in seine Drechselbank, um daraus einen Knauf für ein Geländer oder eine Tür zu drehen. „Weil es eben dieses Teil so im Baumarkt nicht zu kaufen gibt, kommen die Leute zu mir“, sagt er. Ein Renner aus seiner Holzwerkstatt ist beispielsweise die schiebbare Gartenbank. Eine Mischung aus Schubkarre und Holzbank. Diese lässt sich leicht an jede Stelle im Garten rollen. Auch das wäre ein ausgefallenes Weihnachtsgeschenk, meinen Reichelts. Es müssen ja nicht immer Wichtel oder Krippen sein.

Zu einem vielseitigen Spielnachmittag und verkaufsoffenen Sonntag wird am ersten Advent, 4. Dezember, von 12 bis 18 Uhr, in das Geschäft Mamitschka in Nieder Seifersdorf eingeladen.

Kauf lokal ist eine Initiative, mit der die SZ den Wandel im Einzelhandel publizistisch konstruktiv begleitet, um unsere Innenstädte zu beleben.