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In Mitarbeiter und Technik investiert

In der KVR Radeburg geht es in den vergangenen Jahren stetig bergauf. Mit der Zahl der Beschäftigten und dem Umsatz. Das kommt nicht von ungefähr.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Radeburg. Für viel Radeburger ist die Firma auf der Anhöhe an der Bärwalder Straße noch immer das Reglerwerk. Ältere Zille-Städter erinnern sich auch noch an die Zeit, als in dem Betrieb am Stadtrand Piko-Modellbahnen hergestellt wurden. Schon damals war Präsizion gefragt. Mit den Anforderungen an den Großteil der heutigen Produktion lässt sich das allerdings nicht mehr vergleichen.

Inzwischen geht es um Genauigkeiten im Tausendstel Millimeterbereich. Zumindest teilweise. Denn die 1992 privatisierte und neugegründete KVR Kunststoff- und Verfahrenstechnik Radeburg GmbH ist heute ein gefragter Geschäftspartner renommierter Unternehmen, etwa der Medizin- und Analysentechnik. „Wenn Sie sich beispielsweise auf einen Zahnarztstuhl setzen, gibt es keine Behandlung ohne unsere Technik“, sagt Geschäftsführer Albert Herold. „Denn die komplette Wasserversorgung wird bei uns gebaut.“ Und wenn auf Bohrinseln die Konzentration von Gasen – möglicherweise auch explosiver – gemessen wird oder in Chinas Großstätten Smogwerte ermittelt werden, ist ebenfalls Technik aus Radeburg im Spiel.

„Wir haben eine Nischenproduktion auf hohem Niveau“, sagt der Geschäftsführer. Gefragt fast in der ganzen Welt. „Über 50 Prozent gehen in den Export, vor allem in die USA, nach Asien und Westeuropa.“ Doch auch mit Ungarn, Tschechien und Polen gebe es erste Kontakte. Russland, und damit auch die derzeitigen Handelsbeschränkungen, spielen für die KVR nach den Worten von Albert Herold indes keine Rolle.

So viel wie möglich im eigenen Betrieb

Zum Erfolgsrezept der Radeburger gehört nicht zuletzt, dass sie so viel wie möglich im eigenen Betrieb erledigen. Das betrifft sowohl die Entwicklung, in der sechs bis sieben Ingenieure arbeiten, als auch die Fertigung. Neben der Baugruppenmontage, die es schon im Reglerwerk gab, wurden drei weitere Bereiche aufgebaut: der Werkzeug- und Formenbau mit Konstruktion, die Kunststoffverarbeitung (Spritzguss und Profilextrusion) sowie die CNC-Zerspanung von Metallen. „In den vergangenen 15 Jahren haben wir 20 Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung von Produktions- und Lagerhallen sowie des Maschinenparks investiert“, sagt der Geschäftsführer.

Die so vorhandene große Vielfalt an Fertigungstechnologien im eigenen Haus verschafft der KVR zwei wichtige Wettbewerbsvorteile. Zum einen kann den Kunden so ein breites Leistungsspektrum geboten werden: Von dem mit eigens konstruierten Werkzeugen hergestellten Kunststoff-Spritzteil über komplexe Dreh- und Frästeile aus Metall bis hin zum Prototypen und in Serie montierten Baugruppen und Geräten. Zum anderen gewährleiste der hohe Anteil an Eigenfertigung die Einhaltung der hohen Qualitätsanforderungen, indem die Qualität der Produkte in allen Fertigungsschritten überwacht und gesteuert werden kann. Dafür sorgen allein acht Mitarbeiter der Qualitätssicherung, denen für ihre Arbeit auch ein kleines Labor zur Verfügung steht, in dem sie vor allem Instrumente für den Medizinbereich verschiedenen Test unterziehen können.

Allerdings sind die Investitionen in Technik und Gebäude nur die eine Seite des innovativen mittelständischen Unternehmens. „Grundlage sind gut ausgebildete und erfahrene Fachkräfte“, sagt Albert Herold. „Wir setzten dabei auf eine langfristige Beschäftigung der Mitarbeiter und arbeiten daher grundsätzlich nicht mit Leiharbeitern.“ Seit dem Neustart mit 32 Mitarbeitern habe sich die Anzahl der Belegschaft inzwischen auf rund 200 erhöht. Rund die Hälfte davon wurde im Betrieb selbst ausgebildet. „Seit 1998 haben wir in jedem Jahr mindestens fünf neue Azubis“, sagt der Geschäftsführer. Dazu kämen noch jeweils zwei Studenten der Berufsakademie. „Außer zwei, drei Leuten, die woanders hin wollten, haben wir alle übernommen.“ Auch für den Start des neuen Ausbildungsjahres ist schon die anvisierte Zahl an Verträgen unterschrieben. Dennoch steht auf der Tafel am Betriebszaun, dass neben Mitarbeitern für die Montage auch Azubis als Werkzeugmechaniker und Zerspanungsmechaniker gesucht werden. Dazu der Geschäftsführer: „Fünf Azubis sind ja unsere Mindestzahl. Wenn jetzt noch ein, zwei sehr Gute kommen, ist das also kein Problem.“

Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt bei 35 Jahren

Bei der Besetzung offener Stellen würden zudem auch branchen- und berufsfremde Quereinsteiger berücksichtigt, wenn die Stelle spezielle Fähigkeiten, wie etwa gute Feinmotorik, erfordere. Die kontinuierliche Personalpolitik der vergangenen Jahre spiegelt sich nicht zuletzt im Durchschnittsalter der Belegschaft wider: Das liegt bei 35 Jahren.

Derzeit beträgt der Jahresumsatz der KVR 17 Millionen Euro. Durch die Investition in den eigenen Fachkräftenachwuchs, moderne Fertigungstechnik und den Ausbau der Produktionsfläche auf nunmehr 12 000 Quadratmetern sind die Voraussetzungen für weiteres Wachstum der KVR geschaffen. Da das 2,5 Hektar große Betriebsgelände nach dem derzeit laufenden Ausbau der oberen Etage des Altgebäudes aber keine weiteren Bebauungsflächen bietet, wird bereits nach Expansionsflächen gesucht. Dabei setzt das Unternehmen auch auf die Unterstützung der Stadt.