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In Gröditz fehlt ein Tierarzt

Seit Monaten gibt es in der Stadt keinen Veterinär. Katastrophal, finden nicht nur Tierbesitzer.

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© Pxabay

Von Eric Weser

Gröditz. Wer Tierbesitzer ist und in der Gröditzer Gegend wohnt, kann derzeit große Probleme bekommen. Zumindest dann, wenn Hund, Katze, Meerschwein oder Wellensittich krank werden oder nach einem Unfall schnelle Hilfe benötigen. Denn einen praktizierenden Veterinär gibt es in der 7 000-Einwohner-Stadt nicht mehr.

Eine katastrophale Situation – findet zumindest Hans-Joachim Pfundt. Der promovierte Gröditzer war bis vor dreieinhalb Jahren einer von zwei Tierärzten in der Röderkommune. Inzwischen ist der 81-Jährige im Ruhestand. Weil sein Name aber noch immer in einschlägigen Verzeichnissen geführt wird, rufen verzweifelte Tierbesitzer des Öfteren bei ihm an, sagt er. „Das kommt schon jede Woche einmal vor.“ Zuletzt erst wieder am Sonntagnachmittag. Eine Katze sei gerade angefahren worden. „Da stand sicher eine kleine Operation an“, sagt Hans-Joachim Pfundt. Die Besitzer verweise er in solchen Fällen meist an den tierärztlichen Notdienst oder einen Riesaer Kollegen, sagt Pfundt.

Etwas anderes bleibt auch kaum, zumal der einzige zuletzt verbliebene Gröditzer Tierarzt seit einigen Monaten nicht mehr arbeitet. Wolfgang Georgi hat seine Praxis in der Stadt schon vor Monaten geschlossen. Anlass war eine schwere Erkrankung des Tiermediziners. Davon erhole er sich im Moment noch, sagt der 73-Jährige.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

Ein Mangel an niedergelassenen Tierärzten, ist das in Sachsen ein Problem? Dr. Uwe Hörügel ist Veterinär und Präsident der Landestierärztekammer. Er sagt, es handle sich derzeit zwar nicht um ein Problem – aber es könne in Zukunft eins werden. Das habe mehrere Gründe. Zwar verließen genug Tierärzte die Hochschulen, damit die Versorgung gesichert werden könne. Die meisten Absolventen seien jedoch weiblich. Die jungen Frauen ziehe es selten aufs Land. Hinzu kämen gleichermaßen unregelmäßige wie lange Arbeitszeiten. Das stehe nicht selten einer Familienplanung im Weg. Was den Beruf auch für viele nicht sonderlich attraktiv mache, seien die Verdienstaussichten. Im Vergleich zu anderen akademischen Berufen seien die mit teils unter 3 000 Euro monatlich recht niedrig. Und das trotz des langen Studiums, auf das dann oft noch eine Promotion und eine mehrjährige Fachtierarztausbildung folgen.

Dass Tierärzte oft bis ins hohe Alter praktizieren, ist laut Tierärztekammer-Präsident Uwe Hörügel keine Seltenheit. Die Approbation, die Zulassung, verliere man auch nicht aus Altersgründen. Manche Berufskollegen hätten auch im Alter noch Freude daran, zu praktizieren. Das könnte auch der Grund sein, dass Gröditz bald wieder einen Tierarzt hat. Denn Wolfgang Georgi erwägt, demnächst wieder in seinem Wohnhaus in Nauwalde zu arbeiten. Im Juli oder August könnte es wieder so weit sein. Er müsse dann nur seine im Keller eingelagerte Ausrüstung hervorholen.

Unterdessen weichen viele Tierbesitzer aus Gröditz und dem Umland offenbar bereits auf andere Praxen aus: Ob aus Gröditz, Nauwalde, Koselitz oder Pulsen – seit der Gröditzer Kollege nicht mehr praktiziere, kämen vermehrt Tierhalter aus diesen Orten in die Sprechstunde, sagt Gabi Lucke-Kreutz von der Elsterwerdaer Tierarztpraxis Kümmel und Lucke. Abgewiesen werden musste noch niemand. „Im Moment schaffen wir es noch“, sagt Lucke-Kreutz.