Merken

In Gröbern liegen 194 Tonnen Giftmüll

Das Umweltministerium sieht keine Gefahr für das Grundwasser. Der Grünen- Abgeordnete Johannes Lichdi bezweifelt das.

Teilen
Folgen

Von Peter Anderson

Die Deponie Gröbern nördlich von Meißen hat einen giftigen Kern. Das bestätigte gestern das sächsische Umweltministerium auf SZ-Nachfrage. Nach Angaben von Sprecher Frank Meyer wurden 2008 insgesamt 194 Tonnen Abfälle auf der Halde eingelagert, die in unbekannter Höhe mit Schwermetallen wie Arsen, Quecksilber oder Cadmium verseucht sind.

Lieferant der „gefährlichen Abfälle“ sei die Firma Biotec aus Pohritzsch in Nordsachsen gewesen, so der Ministeriumssprecher. Das Unternehmen sollte Staub- und Schlacken zum Beispiel aus Müllverbrennungsanlagen entgiften, um diese anschließend gefahrlos ablagern zu können. „Das Verfahren funktionierte allerdings nicht zuverlässig“, sagt Frank Meyer. Deshalb müsse davon ausgegangen werden, dass die in Gröbern liegenden Abfälle zu einem unbekannten Grad Schwermetalle enthalten. Ebenfalls betroffen ist die Deponie in Grumbach bei Freital. Dort liegen nach Angaben des Umweltministeriums über 50 000 Tonnen. Insgesamt sind sachsenweit fünf Müllhalden involviert. Dazu kommt ein weiterer Standort in Sachsen-Anhalt.

Ausschuss ermittelt

Der in Meißen mit einem Regionalbüro vertretene Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi nennt die Vorfälle einen Skandal. Er spricht von „jahrelanger Duldung und politischer Verharmlosung“. Die Giftstoffe seien unter falschen Annahmen eingelagert worden. Er habe erhebliche Zweifel, dass von den Deponien tatsächlich keine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgehe. Mit Hilfe des Müll-Untersuchungsausschusses sollten diese Fragen jetzt geklärt werden.

Im Umweltministerium wird dagegen kein Handlungsbedarf gesehen. Für Gröbern verweist Sprecher Meyer darauf, dass die Deponie eine ausreichende Basisabdichtung besitze. Dadurch sei sichergestellt, dass kein belastetes Material ins Grundwasser gelangen könne. In Grumbach wiederum hat die Amand Umwelttechnik als Betreiberfirma der Halde „umfangreiche Eigenkontrollen“ durchgeführt. So ist es einem Schreiben des Ministeriums zu entnehmen. Die Ergebnisse der Analyse hätten nichts Auffälliges gezeigt.

Polizei durchsucht Firma

Das unter Verdacht des Müllbetrugs stehende Unternehmen in Pohritzsch darf unterdessen seit Anfang April keine Giftstoffe mehr annehmen. Bereits im März hatte es in der Abfallbehandlungsanlage in Nordsachsen eine länderübergreifende Razzia gegeben. Durchsucht wurden 13 Objekte – Firmenräume, Deponien sowie Wohnungen – in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Razzia stand im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen die beiden Geschäftsführer der Pohritzscher Firma. Sie werden verdächtigt, tonnenweise giftige Abfälle nicht korrekt behandelt und falsch deklariert auf Deponien in Mitteldeutschland geschafft zu haben. Gegen die Müllmanager wird schon seit Februar vergangenen Jahres wegen des unerlaubten Betreibens von Anlagen ermittelt. In Pohritzsch wurde Industriemüll aus ganz Deutschland angenommen: Schlacken, Schlämme, Filterstäube, Farben, Lacke, Kesselstaub. (mit dpa)