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In Görlitz kommt im Juni die Abrissbirne

Das neue Senckenberg-Forschungsinstitut soll wie geplant ab 2018 gebaut werden. Fünf Häuser müssen weichen.

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© Bildstelle3, User

Von Matthias Klaus

Görlitz. Noch herrscht Ruhe auf dem Areal zwischen Bahnhof- und Jakobstraße, die Ruhe vor dem Sturm. Denn im Juni werden hier die Abrissbagger anrollen, fünf Häuser abreißen – Teil eins einer ganzen Reihe von Bauarbeiten auf dem Gelände. Die Frankfurter Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung lässt hier in den kommenden Jahren ein neues Forschungsinstitut bauen. Der offizielle Baustart für den Neubau ist für kommendes Jahr vorgesehen. „Daran wird festgehalten“, sagt Petra Brommer, Sprecherin des federführenden Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB).

7 000 Quadratmeter ist die Fläche etwa groß. Von den sieben Senckenberg-Standorten in Görlitz sollen sechs in das neue Institut ziehen. Das  Museum am Marienplatz bleibt für Ausstellungen und die pädagogische Arbeit offen. Wie das Gebäude, der Komplex genau aussehen sollen – dazu gibt es noch keine offiziellen Verlautbarungen. Im vergangenen Jahr fand allerdings die Auswahl des geeigneten Architekturbüros statt. Sieger wurde die Architektengemeinschaft AG Zimmermann aus Dresden, so Petra Brommer. Zudem wurden die übrigen Planer, etwa für das Tragwerk und die technische Gebäudeausstattung, vertraglich bereits gebunden. „Das Planungsteam erarbeitet derzeit in Abstimmung mit SIB und dem Naturkundemuseum die Entwurfsplanung, die im Sommer zur Genehmigung vorgelegt werden soll“, teilt die SIB-Sprecherin mit.

Derweil wurde auf dem Gelände bereits gearbeitet, unter anderem Bäume gefällt. Zudem wurden Altlastenuntersuchungen vorgenommen, Bodengutachten sowie statische Gutachten und Analysen zum Bauzustand der Denkmale erstellt, die erhalten bleiben sollen. Davon gibt es einige auf der Fläche zwischen Bahnhof- und Jakobstraße. „Mit der Stadt Görlitz und der Unteren Denkmalschutzbehörde fanden umfangreiche Abstimmungen hinsichtlich erhaltenswerter Bausubstanz statt“, so Petra Brommer. Das Ergebnis: An der Bahnhofstraße werden die Gebäude Nummer 29, 30/31 und die 32 abgerissen, an der Jakobstraße trifft es die Nummern 18 und 19. Erhalten bleiben Speicher, Pferdestall, Schmiede und Speditionsgebäude. Keine leichte Aufgabe. Der Speicher beispielsweise wurde im 18. Jahrhundert gebaut. Der Fußboden ist teilweise instabil, Holzbalken haben einen großen Durchmesser – eine Herausforderung für den Brandschutz.

Wegen des bevorstehenden Abrisses seien umfangreiche statische Untersuchungen zum Schutz der benachbarten Gebäude gelaufen, so die SIB-Sprecherin. Zudem wurde die Bauplanung erstellt, wurden Ausschreibungsunterlagen gefertigt, Bauleistungen veröffentlicht. Der Freistaat Sachsen hatte die Fläche für das neue Forschungsinstitut in Görlitz gekauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Bereits 2006 hatte sich der Freistaat bereiterklärt, Senckenberg für 19 Millionen Euro ein Forschungsgebäude zu bauen. „In der Zwischenzeit ist Senckenberg in Görlitz allerdings gewachsen. Deshalb ist Sachsen mit dem Bund in Verhandlungen eingestiegen“, sagt Michael Kretschmer. Der Görlitzer CDU-Bundestagsabgeordnete ist ein Kenner der Materie rund um das neue Forschungsinstitut. Sachsen habe den Bund demnach gebeten, die Summe über 19 Millionen Euro bis zu einem Betrag von insgesamt 40 Millionen Euro zu übernehmen. „Das Anliegen ist zwar auf großes Wohlwollen gestoßen. Aber so einfach wird es nicht entschieden“, sagt Michael Kretschmer. In den Senckenberg-Plänen sehe er jedenfalls ein tolles Signal für die Gegend rund um die Bahnhofstraße, die obere Berliner Straße, so der Bundestagsabgeordnete. Bei Senckenberg in Görlitz sind heute rund 120 Mitarbeiter tätig.

Drei Jahre soll die Bauzeit am neuen Forschungsinstitut an der Bahnhofstraße betragen – wenn alles weiterhin nach Plan läuft. Bauexperten sprechen da allerdings eher von einer „optimistischen Schätzung“.