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In froher Erwartung

Im vergangenen Jahr wurden im Malteser Krankenhaus St. Johannes 462 Kinder geboren. Ist der Boom vorbei?

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. Schwankungen bei den Geburtenzahlen sind normal. Erst recht, wenn man nur eine Einrichtung nimmt. Im Malteser Krankenhaus St. Johannes wurden im vergangenen Jahr genau 459 Entbindungen gezählt, darunter sechs Zwillingsgeburten. Die 462 Babys liegen deutlich unter der Zahl des vergangenen Jahres, wo mehr als 500 Mädchen und Jungen in Kamenz das Licht der Welt erblickten. Ist der erfreuliche Babyboom etwa schon vorbei? „Das kann man daraus nicht schlussfolgern“, sagt Alexander Wagner, seit 1. Juli Chefarzt der Gynäkologie und Geburtsklinik am St. Johannes. „In Kamenz wurden zuletzt immer so zwischen 450 und 470 Kinder geboren. 2015 gab es offenbar einen Ausreißer nach oben. Das könnte ja in diesem Jahr auch wieder so sein.“ Das heißt: Trendaussagen brauchen schon einen längeren Zeitraum ...

Kooperation mit dem Neustädter Krankenhaus

Eine allgemeingültige Grundrichtung mit Blick auf das St. Johannes bleibt freilich bestehen: Hier wird nach wie vor der natürlichen Geburt der Vorrang gegeben. Das war bei Vorgänger Dr. Rainer Kluge Grundphilosophie, und das bleibt es auch unter Alexander Wagner. Der Ohorner führt die Abteilung jetzt ein halbes Jahr. In der Zeit gab es eine Kaiserschnittrate von 14 Prozent, und auf das ganze Jahr bezogen beträgt sie 12,8 Prozent. Im Vergleich: Bundesweit schwankt sie immer zwischen 25 und 30 Prozent. „Wir wollen sie so gering wie möglich halten“, so Chefarzt Wagner. „Die natürliche Entbindung ist immer noch die schonendste – auch für das Baby.“ Mittlerweile gibt es Studien die belegen, dass  der Geburtsstress für die Gesundheit des Kindes wichtig ist. „Die schlagartige Anpassung an die Außenwelt bei der Sectio bringt durchaus Nachteile mit sich. Zum Beispiel wird das Fruchtwasser nicht auf natürlichem Wege so herausgepresst wie im Geburtskanal.“  Auch eine höhere Anfälligkeit von Kaiserschnittkindern bei Allergien werde mittlerweile thematisiert.

Natürlich hängt die niedrige Sectio-Rate auch mit dem Profil des Krankenhauses ohne Kinderklinik zusammen. Dadurch gibt es von vornherein weniger Risikoentbindungen. Schwerwiegende Komplikationen im Kamenzer Kreißsaal hat es auch 2016 nicht gegeben, so der Chefarzt. Dazu trägt neuerdings bei, dass bei den Maltesern ein niedergelassener Kinderarzt aus der Region drei Tage vor Ort ist, sogar bei Geburten, wenn dies angezeigt ist. Die zweite Untersuchung des Neugeborenen noch während des Stationsaufenthaltes obliegt ihm, was ja schon kinderklinischer Kompetenz nahekommt. Ansonsten wird auf einen neuen Kooperationspartner verwiesen: Seit 1. Januar ist es nicht mehr die Klinik am Seenlandklinikum in Hoyerswerda, sondern die am Neustädter Krankenhaus. „Wobei die Wünsche der werdenden Mütter natürlich auch berücksichtigt werden können.“

Die beliebtesten Namen

Anna - 8

Leonie, Lia, Lea - 7

Helena, Emily - 6

Lotte/Lotta, Marie, Mia, Joleen, Lisa - 5

Ben - 7

Theo/Theodor, Paul - 6

Janek/Jannik, Noel, Moritz - 5

Vincent/Vincenc, Emil, Lenny, Konstantin - 4

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Und auch technisch gibt es Neues aus dem Kamenzer Kreißsaal. Seit Ende des Jahres nutzt man zum Beispiel ein eigenes Blutgasuntersuchungsgerät. „Und 2017 bekommen wir ein neues Entbindungsbett, das besser handhabbar als das alte ist. Wir sind gut ausgerüstet“, so der Chefarzt.