Merken

In dritter Generation gegen den Müll

Was der Großvater vor 80 Jahren mit einem Kleinlaster angefangen hatte, führt Enkel Michael Schüler heute weiter – meistens rund um die Uhr.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen/Rhäsa. Die Frage, was der Rhäsaer Michael Schüler einmal beruflich machen würde, stellte sich nach der Schule erst gar nicht. „Ich habe von 1980 bis 1982 Maschinen- und Anlagenmonteur gelernt, habe dann als Schlosser für einen Betrieb in der Nähe gearbeitet“, sagt der Chef des Entsorgungsbetriebs Paul Schüler. Der Name geht auf seinen Großvater zurück. Während der Lehre von Michael führte dessen Vater Siegfried den Betrieb bereits zwölf Jahre lang. Auch er hatte das Unternehmen von seinem Vater – dem Firmen-Gründer Paul – übernommen. Dass es einst auch Michael so machen würde, sei ein logischer Schritt gewesen, so der heute 52-Jährige.

Die Tradition begann in den 1930er Jahren mit den ersten Fahrzeugen.
Die Tradition begann in den 1930er Jahren mit den ersten Fahrzeugen. © Repro/Claudia Hübschmann

Seitdem er und seine Frau Kerstin, die sich heute um die Verwaltung kümmert, 1993 ans Ruder des Fuhr- und Containerunternehmens gekommen sind, hat sich allerdings einiges verändert. „Mein Großvater hat 1935 mit einem Fahrzeug im Ein-Mann-Betrieb in Nossen angefangen. Damals hat er Zementsäcke für den Bau der Siebenlehner Autobahnbrücke transportiert“, sagt Enkel Michael. Als dann 1970 Vater Siegfried mit Frau Erika übernahm, hatte sich der Betrieb bereits zu einem Transport-Service für Firmen und Privatpersonen entwickelt. Fuhren für sozialistische Großbetriebe von der Möbelfabrik bis zur ehemaligen Spinnerei oder Transporte von Asche und Milch waren an der Tagesordnung.

Mit wenigen Fahrzeugen und Hängern wurden zu DDR-Zeiten auch schon Entsorgungen durchgeführt. „Bis heute hat sich die Firma durch Expansion kontinuierlich entwickelt. Inzwischen besitzen wir vier große Lkws mit Aufbauten für das Abrollen und Absetzen von Containern sowie zwei Multicars und einen Bagger“, erzählt Michael Schüler.

Acht Mitarbeiter sind heute im Betrieb beschäftigt. In den letzten 15 Jahren hat sich auch das Außengelände verändert. Wo sich bis 2002 ein Feld befunden hatte, stehen heute gut ein Dutzend Boxen mit Schutt-Gütern, außerdem Container für Pappe, Mischschrott oder Abfälle.

Zwischen dem Areal und dem an der Döbelner Straße gelegenen Büro befindet sich außerdem eine Lagerhalle. Hier haben die Fahrzeuge, mit denen Schülers Mitarbeiter in der kalten Jahreszeit auch Winterdienste für Kunden erledigen, Platz. In Nossen und einem Umkreis von etwa 20 Kilometern haben sich Michael und Kerstin Schüler einen festen Kundenstamm aufgebaut. So erledigen die Mitarbeiter des Entsorgungsbetriebs zwischen Nossen, Freiberg, Roßwein und Meißen den Abtransport von Abfällen, Schutt, Maschinenteilen oder Baustoffen.

„Außerdem haben wir hier einen integrierten Wertstoffhof und ein Sortiment mit Baumaterialien und Schuttgütern“, sagt der Chef. Direkt im Betrieb gibt es etwa Kies, Sand, Splitt oder Mörtel zu kaufen. Wer will, kann davon sowohl einen Eimer als auch den 25- oder sogar 45-Kilogramm-Sack mit nach Hause nehmen. Darüber hinaus bietet Schüler ein Sortiment von etwa 250 Containern an. „Von 1,5 bis zu 38 Kubikmetern Fassungsvermögen ist alles dabei“, sagt Kerstin Schüler.

Ihren Mann Michael hat sie in der 9. Klasse kennengelernt. Als die beiden 1988 heirateten, war sie noch bei der Sparkasse in Nossen beschäftigt. Seit 1993 behält sie den Überblick über die Zahlen. Ruhepausen gibt es dabei für sie als auch ihren Mann selten. „Wir machen zwei Wochen Urlaub im Jahr. Ansonsten steht das Telefon fast nie still. Abfall gibt es schließlich immer und auch Container werden benötigt.“

Ob der gemeinsame Sohn die Firma eines Tages – in vierter Generation – führen wird, sei noch ungewiss. Der 33-Jährige habe einen guten Job bei einer Firma bei Halle an der Saale. Das letzte Wörtchen, betont Kerstin Schüler lächelnd, sei aber noch nicht gesprochen.