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19 000 Wohnungen stehen leer

Sie wollten ein soziales Zentrum in der Neustadt und sind dazu in das nahezu leer stehende Haus eingebrochen. Durch die Hausbesetzung in der Neustadt hat eine Diskussion um ungenutzte Gebäude begonnen.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Sie wollten ein soziales Zentrum in der Neustadt und sind dazu in das nahezu leer stehende Haus an der Lößnitzstraße 19 eingebrochen. Die Initiative aus dem linken Spektrum plante einen „Ort der Begegnung“ für alle Interessierten, und es war auch Kritik am „künstlichen“ Wohnungsmangel, weil so viele unsanierte Häuser in der Stadt stehen, die genutzt werden könnten. Obwohl sie die Verhandlungen mit dem Eigentümer für gescheitert erklärt und die Besetzung beendet haben, bleibt es ein Thema, was aus solchen Häusern wird.

Derzeit stehen hier laut Stadtverwaltung mehr als 19 000 Wohnungen leer. Etwa 1 700 davon in der Neustadt. In diesen Zahlen sind die nicht bewohnbaren und ruinösen Wohnungen noch gar nicht eingerechnet. Das sind weitere etwa 3 000.

„Gescheitert?“, fragt der Eigentümer des Hauses mit insgesamt 16 Wohnungen auf SZ-Nachfrage. „Wenn die Besetzer auf sich aufmerksam machen wollten, haben sie es doch geschafft.“ Er schließt eine Nutzung nach dem Vorschlag nicht aus, wenn sich diese auch für ihn rechnet. Deswegen hatte er angeregt, dass sich Politiker der Sache annehmen und die Stadt möglicherweise die Initiative finanziell unterstützt. „Alle schielen da schnell auf die Stadt“, sagt CDU-Stadtrat Gunter Thiele. „Aber so etwas ist nur begrenzt möglich.“ Er hält das Angebot für Begegnungen und Diskussionen in der Neustadt für ausreichend, verweist auf die Scheune, das Stadtteilhaus, die alte Feuerwache, das alternative Zentrum Conni. „Solche Ideen klingen gut, sprechen aber wenige an.“ Außerdem kritisiert er die Art und Weise der Besetzer – den Einbruch.

Ganz anders sieht das Grünen-Stadtrat Torsten Schulze: „Ich finde die Aktion gut. Hausbesetzungen sind ein Mittel, um auf Dinge aufmerksam zu machen.“ Zwar müsse man auch in diesem Fall prüfen, ob so ein soziales Zentrum gefördert werden kann. Aber nur durch die Aktion gebe es auch eine Diskussion. Zumal die Stadt eher Grundstücke verkauft, als sie zu behalten und mit den Bürgern zu gestalten. „Allerdings muss jede Seite auch einen Beitrag leisten“, betont Schulze auch die Verpflichtungen möglicher Nutzer.