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In der Welt der Kräuter

Elisabeth Schmieder betreibt seit 1999 einen Kräuterhof in Pesterwitz. Mit ihrem Wissen verblüfft sie viele.

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© Andreas Weihs

Von Dorit Oehme

Freital. Der Willkommensgruß ist erfrischend. Eine gelb-grüne Fencheldolde schwimmt zwischen violetten Lavendelblüten in einer nostalgischen Emailleschüssel. „Damit empfange ich meine Kursgäste. Sie können ihre Hände ins duftende Wasser tauchen und das Gesicht benetzen und so den Alltag abstreifen“, sagt Elisabeth Schmieder. „Viele mögen das Ritual.“ Die 64-Jährige hat den Kräuterhof Salvia, zu Deutsch: Salbei, im Ortskern von Pesterwitz Ende 1999 eröffnet. Nach 15 intensiven Jahren bietet sie dieses Jahr zwar keine Kurse und Kräuterspaziergänge an. Doch im Vierseithof sind in den Ferien wieder Kinder aus Schulhorten zu Gast. Auch im Kräutergarten ist jetzt viel zu tun. Samen und Blüten müssen geerntet werden.

Kräuter und essbare Blüten

Taglilie Taglilien enthalten Vitamin C und A sowie Protein. Speziell die Gelbrote Taglilie wird in der klassischen chinesischen Medizin genutzt. Mit den essbaren Blüten kann man Speisen dekorieren. Sie haben einen pfeffrig-süßen Geschmack.
Taglilie Taglilien enthalten Vitamin C und A sowie Protein. Speziell die Gelbrote Taglilie wird in der klassischen chinesischen Medizin genutzt. Mit den essbaren Blüten kann man Speisen dekorieren. Sie haben einen pfeffrig-süßen Geschmack.
Monarde Die Monarde oder „Indianernessel“ war eine Heilpflanze der Indianer. Die Blätter duften zitronig-würzig nach Bergamotte. Sie sind für Säfte und Bowlen geeignet. Gibt man Blüten in Schwarztee, erhält er eine Earl-Grey-Note.
Monarde Die Monarde oder „Indianernessel“ war eine Heilpflanze der Indianer. Die Blätter duften zitronig-würzig nach Bergamotte. Sie sind für Säfte und Bowlen geeignet. Gibt man Blüten in Schwarztee, erhält er eine Earl-Grey-Note.
Fenchel Fenchel mag lockere Böden und einen sonnigen Standort. Verwendet werden seine jungen Blätter, die Blüten und samenähnlichen Früchte. Als Heilpflanze wird er hauptsächlich bei Blähungen, Husten und Erkältung genutzt.
Fenchel Fenchel mag lockere Böden und einen sonnigen Standort. Verwendet werden seine jungen Blätter, die Blüten und samenähnlichen Früchte. Als Heilpflanze wird er hauptsächlich bei Blähungen, Husten und Erkältung genutzt.
Engelwurz Engelwurz, auch Angelika genannt, gilt als Allheilmittel. Genutzt werden die Wurzeln der einjährigen Pflanze, die Blätter und Samen. Die Pflanze ist verdauungsfördernd, gallestärkend und wirkt ausgleichend auf Magen, Darm und Seele.
Engelwurz Engelwurz, auch Angelika genannt, gilt als Allheilmittel. Genutzt werden die Wurzeln der einjährigen Pflanze, die Blätter und Samen. Die Pflanze ist verdauungsfördernd, gallestärkend und wirkt ausgleichend auf Magen, Darm und Seele.

Kürzlich hat sich Elisabeth Schmieder eine zweiwöchige Pilgerreise gegönnt. „Ich bin im Lasaner Winkel auf der Insel Usedom täglich zehn Kilometer gewandert. Dabei habe ich Frieden in der Natur erlebt.“ Für die Füße hatte die Freitaler Kräuterfrau Öl dabei. Sie aß auch die mineralstoffreichen Samen von Brennnesseln und Spitzwegerich. „Es ist genug da. Das haben die Menschen in krisenreichen Zeiten genutzt.“ Als Kostprobe knapst Elisabeth Schmieder eine Spitzwegerichpflanze auf dem Hof ab. Sie hat einen Pilzgeschmack. Etwa 1500 essbare Wildpflanzen gibt es in Europa. „Es reicht, die Kräuter vor der Haustür und dem eigenen Umfeld zu beachten.“ Eigentlich sei das Wissen in allen Menschen drin, man müsse es nur wecken, betont Elisabeth Schmieder. Sie lerne von den Pflanzen. „Um Kräuter kennenzulernen, sollte man sich mit einer Pflanze ein Jahr ausgiebig beschäftigen.“

Unter den Kräutern gibt es auch einige giftige. „Um die essbaren klar von ihnen zu unterscheiden, empfiehlt sich eine Sonderführung im Botanischen Garten in Dresden oder ein Kräuterkurs. Man sollte sich auch Zeit nehmen, ehe man ein neues Kraut nutzt.“ Elisabeth Schmieder stammt aus dem Erzgebirge. Sie schöpft aus dem Erfahrungsschatz früherer Kräuterfrauen und tauscht sich mit heutigen aus. Mit Leidenschaft pflegt sie ihre Kräuterbibliothek. Dabei fließen auch die Kenntnisse und Erfahrungen ihrer früheren Tätigkeit als Bibliotheksassistentin ein. Elisabeth Schmieder hat auch Erzieherin und Altenpflegerin gelernt. Schon in der Wendezeit engagierte sie sich für den Umweltschutz. Sie hat die Umweltbibliothek des Freitaler Umweltzentrums mit initiiert und als Umweltberaterin gearbeitet. Gäste fragen gelegentlich, ob sie von ihrer Arbeit leben kann. Dann verlegt sie den Schwerpunkt aufs Wie: „Ich mache viel selbst, tausche und teile, weil ich nicht alles brauche. Dabei empfinde ich mein Leben als weitestgehend selbstbestimmt und natürlich.“ Mit der Familie, ihren drei erwachsenen Kindern, und Mietern pflegt sie eine Hofgemeinschaft.

Aushalten muss sie, dass Kräuterfrauen noch heute mit Skepsis bedacht werden. „Es ist eine archetypische Figur, die die Grenze vom Zivilen zum Wilden überschreitet.“ In ihrer großen Kräuterküche öffnet Elisabeth Schmieder Flaschen und Gläser, in denen sie Kräutersalze, -öle und -essenzen angesetzt hat und erklärt sie. Dann schenkt sie aromatisiertes Wasser aus einem Glaskrug zum Kosten ein: Heckenrosenblüten, Erdbeerminze und Taubnesselblüten verleihen ihm einen zart-aromatischen Geschmack. Das Getränk sei auch mit anderen Kräutern leicht zuzubereiten, es müsse nur wenigstens drei Stunden ziehen, erklärt Elisabeth Schmieder.

In der Kräuterküche können die Besucher Kräuter mit verarbeiten und kochen. Sogar angehende Floristinnen und Kosmetikerinnen kommen zur Schulung. Mit Schülern aus Freital und Dresden knüpft Elisabeth Schmieder an die sinnliche Erinnerung an. „Was man gerochen, gefühlt und geschmeckt hat, merkt sich leichter.“ Eine kleine Spezialität sind Salbeimäuse. Dazu werden Salbeiblätter in Teig getaucht und in Öl ausgebacken. Sie plustern sich auf, der Stiel wird zum Mäuseschwanz. Im Laden gibt es Utensilien für die Kräuterverarbeitung, langsam getrocknete Kräutertees aus biologischem Anbau von kleinen Firmen und mehr. Die Etiketten schreibt Elisabeth Schmieder in markanter Handschrift, wie auch ihre Rezeptbücher. Der Kräutergarten mit seinen Obstbäumen, Sträuchern und den ineinander verwobenen, aber doch strukturierten Kräuterinseln kann man wieder am 2. August und am 24. September bei einer Führung erleben. „Viele lassen sich von der Stimmung des Gartens tragen und öffnen sich. Besonders bei Sonne verzaubert er“, sagt Elisabeth Schmieder.