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In der Hängematte

Rico Babatz hat für Skifahrer in Neuseeland und Fußballfans in Wien gekocht. Jetzt kümmert er sich am Berzdorfer See um andere Gäste.

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© Matthias Weber

Von Susanne Sodan

Ein Schweizer Restaurant, die Strandpromenade der Ostsee, eine Sportbar in Australien, ein Stadion in Wien – Rico Babatz hat schon an vielen Orten hinter dem Herd gestanden. In den vergangenen zehn Jahren ist der Koch durch die Welt gereist. Jetzt ist er zurück in der Oberlausitz. Er betreibt ab dieser Saison die neue Strandbar am Berzdorfer See. Hängematte heißt sie. „Die sind für mich ein Inbegriff von Urlaubsgefühl geworden“, erzählt er. Und das will er auch an die Blaue Lagune bringen.

Ursprünglich stammt Rico Babatz aus Ostritz. Für seine Ausbildung zum Koch hatte er die Oberlausitz verlassen, in Richtung Ammersee westlich von München. „Nach der Ausbildung hat man als Koch sehr viele Felder, wo man arbeiten kann“, erzählt Rico Babatz. „Es gibt Köche, die 20 Jahre in einer Küche arbeiten, andere sind lieber von Saison zu Saison woanders“, erzählt er. Er hatte sich für die zweite Variante entschieden: Im Winter in den Bergen von Österreich, im Sommer an der Ostsee. Im Sommer 2008 kochte er unter anderem in Salzburg und Wien – für die Gäste der Fußball-EM, die damals in Österreich und der Schweiz stattfand. „Wir haben zum Beispiel Besucher der VIP-Lounge im Ernst-Happel-Stadion in Wien versorgt“, erzählt er. Zwei dieser Besucher waren Bernie Ecklestone und Kai Pflaume, erinnert er sich. Von solchen Begegnungen erzählt der 33-Jährige ziemlich unbeeindruckt und erst auf Nachfrage. Eine andere Begegnung bei der EM war für ihn viel wichtiger. Er lernte dort zwei Köche kennen, die Freunde wurden – und mit denen er später durch die Welt zog.

„Ich war nach der EM im Urlaub in Neuseeland“, erzählt er. „In dem Monat habe ich das Reisen für mich entdeckt und dann die beiden anderen damit angesteckt“, erzählt Babatz und lacht. Aus dem ersten Trip wurden längere Aufenthalte: 15 Monate reisten die drei Köche durch Neuseeland, einen Monat durch Südostasien, 15 Monate durch Australien. Währenddessen kochten sie unter anderem in einer Sportbar und bei einem Konzertveranstalter. „Wir haben in der Zeit aber nicht nur als Koch gearbeitet.“ Unter anderem war er auch Cowboy auf einer Farm. „Man trifft auf Reisen so viele Menschen, es ergibt sich immer was.“ Nicht nur beruflich. In Südostasien lernte Rico Babatz auch seine Freundin Sin Loo Lim kennen. Mit ihr wiederum ging die Reise zurück nach Europa, an die Grenze zwischen Deutschland und Schweiz. In Baden-Württemberg studierte Sin Loo Lim Wirtschaft, Rico Babatz arbeitete in einem Restaurant in der Schweiz. „Schließlich kam die Frage auf, ob wir nicht zusammen etwas Eigenes eröffnen wollen“, erzählt er. „Mir war dabei schon wichtig, dass wir dafür einen Ort mit Wasser und Strand finden.“ Seit Februar ist er zurück in der Oberlausitz, am Berzdorfer See. Es war Zufall. Ein Bekannter aus der Oberlausitz machte den 33-Jährigen auf eine Ausschreibung aufmerksam: Für die neue Strandbar an der Blauen Lagune wurde ein Pächter gesucht. „Wir haben lange überlegt“, so Babatz. Vergangenen Sommer waren die beiden mehrfach zurück in seiner Heimat , um sich das weiße Gebäude neben der Wasserwacht anzuschauen und sich ein Bild über die Besucherzahl an der Lagune zu machen. Am Ende entschieden sich die beiden für den Berzdorfer See. „Ich war jetzt lange unterwegs. Es ist auch schön, wieder bei der Familie zu sein“, sagt er.

Durch die großen Fenster ist es drinnen hell in der neuen Strandbar. Klare Linien, unverputzte Wände – modern ist es. Von der Decke hängen Lampen an dicken Fischerseilen. Etwa 40 Gäste können hier Platz finden. Draußen wird gerade noch an der Terrasse gebaut. Der größte Teil der Ausstattung stammt vom Besitzer des Gebäudes selbst, die Ferienpark Berzdorfer See GmbH. Was hier aber angeboten wird, mit welchen Lieferanten man zusammenarbeitet, wie das Konzept aussieht – das entscheidet Rico Babatz. Er hat dem kleinen Restaurant auch seinen Namen gegeben: Hängematte. Falls möglich, soll es auf der Terrasse auch tatsächlich Hängematten für die Besucher geben. Die sind nicht das Einzige, das Rico Babatz von seinen Reisen mitbringt – er hat auch zahlreiche neue Rezepte kennengelernt.

Die Herausforderung, die er und Sin Loo Lim sich gestellt haben: Sie wollen kulinarisch beides zusammenbringen: Oberlausitzer Identität und Gerichte aus der Welt. „Bei manchen Grundlagen geht es ohne Großhandel nicht“, sagt Babatz. „Bei vielen Zutaten werden wir aber mit regionalen Anbietern zusammenarbeiten.“ Zum Beispiel bei Backwaren, Gemüse und Fleisch. Daraus werden zum einen typische Strandsnacks: Pommes aus Süßkartoffeln, Kartoffelecken, Chicken Wings und Burger stehen zum Beispiel auf der Karte. Zum anderen ist geplant, ab Sommer auch Tagesgerichte anzubieten. „Das können dann asiatische Suppen oder auch polnische Gerichte sein“, erklärt Babatz.

Noch ist es still, nur wenige Spaziergänger sind am Strand zu sehen. Aber vom vergangenen Sommer wissen die beiden, dass sich dieses Bild ändern wird. „Wir haben jetzt zum Beispiel schon Anfragen für Geburtstags- und Abschlussfeiern.“ Geöffnet ist bereits, derzeit in der Regel von 11 bis 18 Uhr täglich. Für die Zeit der Saison stellt er sich auf lange Cocktail-Abende der Gäste ein. Serviert auf der Hängematte.