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In der Genossenschaft spart sich’s besser

Mitglieder wollten unabhängig von großen Energie-Versorgern sein. Ihre Idee zahlt sich für viele aus.

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© René Meinig

Von Peter Hilbert

Energiepreise steigen, Ersparnisse werfen in Zeiten der Nullzins-Politik immer weniger. Thilo Burkhardt hat ein Rezept dagegen. Der 57-jährige Blasewitzer ist überzeugt, dass sich Genossenschaften lohnen. Er war früher in der Vertreterversammlung einer Volksbank. In dieser Funktion engagiert sich der Diplom-Verfahrenstechniker heute beim Konsum Dresden. Seit zwei Jahren ist er zudem Mitglied der Genossenschaft Energiehaus Dresden, die unter anderem Gas und Strom anbietet. Burkhardt, der in Hannover aufgewachsen ist, zog es nach der Wende zurück in die Heimat seiner Vorfahren. 20 Jahre ist er zwischen Stuttgart und Dresden gependelt. Seit 2012 wohnt er in seinem Blasewitzer Zweifamilienhaus und arbeitet in Dresden.

„Besonders in Zeiten der Globalisierung finde ich Genossenschaften gut“, sagt der Multi-Genossenschafter. „Bei den großen Anbietern ist der Einzelne nur eine Nummer und kann nichts bewirken.“ Bei einer Genossenschaft sei dies anders. So werde bei der Energiehaus-Mitgliederversammlung jeder gehört. „Auf Bedenken und Vorschläge der Mitglieder wird eingegangen“, berichtet Burkhardt. Zudem könne er dort sparen. So ist er auch zu Energiehaus gekommen. Das Gas sei ihm bei der Drewag zu teuer geworden. Da sei er erst zu einem anderen Anbieter und 2014 zu Energiehaus gewechselt. „Für mich ist das preiswerter“. sagt Burkhardt. Nun spart er jährlich über 300 Euro. Jetzt dämmt er noch die oberste Geschossdecke seines Hauses, um weiter zu sparen. Von der Genossenschaft ist Thilo Burkhardt mittlerweile so überzeugt, dass er überlegt, seine Anteile aufzustocken.

2007 wurde Energiehaus gegründet. „Wir sind aus Bürgerinitiativen hervorgegangen“, erzählt Vorstand Ronny Leszkiewicz. Der 38-jährige Diplom-Kaufmann kommt von den Stadtwerken Leipzig und leitet mit einem weiteren Kollegen das Unternehmen. Das zählt mit seinen 14 Beschäftigten zu den größten Energiegenossenschaften Ostdeutschlands. Mit 150 Mitgliedern aus Dresden und dem Umland ist sie gestartet. „Unser Ziel war es, einen besseren Preis als die Drewag anzubieten“, sagt der Vorstand. Ab 2009 wurde begonnen, auch für Nichtmitglieder Gas, ab 2010 Strom anzubieten – anfangs jedoch nur im Elbtal. „Dann ging es stetig bergauf.“ 2011 wurde das Geschäft auf ganz Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern ausgeweitet, 2012 auf die anderen ostdeutschen Länder und ein Jahr später aufs gesamte Bundesgebiet. Heute liegt der Strompreis ganz leicht über dem der Drewag, der fürs Gas bei vorhandenen Kunden hingegen deutlich darunter.

War die Genossenschaft Anfang 2009 mit rund 1 000 Kunden gestartet, so sind es heute über 8 000. „Unser Ziel ist es, mindestens 10 000 Kunden zu erreichen“, sagt er. Im harten Wettbewerb eine schwere Aufgabe. Von den 250 Genossenschaftern kommen mittlerweile einige auch aus anderen Bundesländern. „Im Aufsichtsrat arbeitet auch ein Berliner mit“, nennt Leszkiewicz ein Beispiel.

Wie profitieren Genossenschafter von ihrer Mitgliedschaft? Jeder muss mindestens einen Pflichtanteil von 100 Euro zeichnen und kann bis zu 49 weitere derartige Anteile erwerben. Wird gut gewirtschaftet, bekommen die Mitglieder eine Dividende. Im Laufe der Jahre hat sich der jährliche Gewinn von rund 100 000 Euro bis auf etwa 500 000 Euro erhöht. „Deshalb konnten wir bisher immer eine Dividende ausschütten“, resümiert der Vorstand. Außerdem erhält jedes Energiehaus-Mitglied je nach Verbrauch eine Rückvergütung. „Wenn er rund 10 000 Kilowattstunden Gas abnimmt, können das schon bis zu 50 Euro im Jahr sein“, nennt Leszkiewicz ein Beispiel. „Mit dem Genossenschaftsmitglied wollen wir ja keinen Gewinn erwirtschaften.“

„In letzter Zeit sind wir gut vorangekommen“, sagt er. So wird der Umsatz 2016 etwa bei 15 Millionen Euro liegen. Der Strom- und Gasverkauf konnte um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen. Das beschert dem Energiehaus-Team viel Arbeit. „Es macht mir aber dennoch Spaß, denn wir sind ein gutes Team“, sagt Silke Qualitz. Als dienstälteste Mitarbeiterin hat die 53-Jährige mitgeholfen, dass es heute so gut funktioniert. Anfang 2009 war sie arbeitslos geworden und suchte einen Job. Das Arbeitsamt gab ihr eine Adresse. So fing sie bei Energiehaus an. Damals arbeiteten die wenigen Beschäftigten im Büro im Privathaus eines Vorstands. Dann zog die Genossenschaft auf die Schweriner und 2014 auf die Wiener Straße.

Im Service kümmert sich Silke Qualitz um Wünsche und Probleme der Kunden. „Mit ihnen zu arbeiten und ihnen zu helfen, macht mir Spaß.“ Auch wenn es mitunter aufgeregte Anrufer gibt, die ihren Vertrag zu spät gekündigt haben oder die mit der Höhe der Abschlagszahlungen unzufrieden sind. Sie versuche, immer ruhig zu bleiben und die Probleme zu lösen. Eins erweist sich für sie mitunter als Vorteil. Die heutige Dresdnerin stammt aus Ribnitz-Damgarten an der Ostsee und spricht noch immer Hochdeutsch. „Vor allem, wenn Kunden aus den alten Bundesländern anrufen, bekommt man schnell einen Draht“, sagt sie schmunzelnd.Kommentar