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In den Südflügel zieht der Adel ein

Nach schwierigen Jahren sind 2016 die Besucherzahlen im Schloss Nossen wieder gestiegen. Für noch mehr Freude sorgt eine zukunftsweisende Nachricht.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen. Der Wintereinbruch sorgt für eine kurze Baupause. Doch viel fehlt nicht mehr, dann ist die historische Dachgaube auf der Rückseite des Nossener Schlosses wieder hergestellt. In den letzten Monaten – sagt die Leiterin Ingrid Welzig – sei der Dachstuhl denkmalgerecht ausgebaut und gesichert, einige Balken erneuert worden. Etwas anderes Neues sorgt derzeit unter den Mitarbeitern im Schloss für Vorfreude. Denn wie der Pressesprecher der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten GmbH Uli Kretzschmar auf SZ-Nachfrage bestätigt, hat die seit langem geplante Sanierung des Südflügels die nächste Hürde genommen.

Schlossleiterin Ingrid Welzig freut sich darauf, Exponate zum Adel dann hier – an einem zentralen Ort – zu zeigen.
Schlossleiterin Ingrid Welzig freut sich darauf, Exponate zum Adel dann hier – an einem zentralen Ort – zu zeigen. © Claudia Hübschmann

„Das Projekt ist jetzt in die mittelfristige Planung aufgenommen worden. Das heißt, dass wir es bis 2021 verwirklicht haben wollen“, sagt er. Damit sei ein wichtiger Schritt geschafft, um den ehemaligen Adelssitz in den nächsten Jahren so umzubauen, dass danach – wie schon lange geplant – eine feste Adelsausstellung einziehen könnte. „Genauere Informationen zum Zeitplan und Kosten werden in den nächsten Tagen nachgereicht“, so Kretzschmar.

Für Schlossleiterin Ingrid Welzig bleibt somit trotz aller Vorfreude Zeit, in Ruhe auf das vergangene Jahr zurückzublicken. Nach zwei Jahren deutlichen Rückgangs, sagt sie, seien in 2016 über 400 Leute mehr in die Ausstellungen im Schloss gekommen als im Vorjahr. Konkret habe man 7 600 Besucher begrüßen dürfen.

„Unsere Ausstellungen zum Thema Sächsischer Adel haben sich stabilisiert. Gut gelaufen ist unsere letztjährige Sonderschau in den Prinzenkammern ,Flinte, Korn und blaues Blut‘ zwischen Mai und Oktober. 4 200 Gäste haben dafür Eintritt bezahlt“, sagt Ingrid Welzig.

Wenig Schüler aus Nossen

Die Sonderausstellung im Vorjahr zur Rolle des Adels in den Befreiungskriegen im 19. Jahrhundert hatte dagegen nur 3 800 Besucher gezählt. Einen aus Sicht der Schlossleiterin bedauerlichen Rückgang hat es seit 2013 bei den museumspädagogischen Führungen für Schüler gegeben. Waren es damals noch mehr als 800 Kinder, die abgestimmt auf den Lehrplan, von Experten Geschichtsunterricht in lockerer Atmosphäre bekamen, sind es 2015 nur noch 350 gewesen.

„Wir sind aber froh, dass wir uns im letzten Jahr wieder auf fast 700 Schüler steigern konnten. Vor allem unsere Adventsausstellung hat hier für einen Schub gesorgt. Schade ist, dass deutlich mehr Klassen aus anderen Städten zu uns kommen. Die Nossener Schulen sind da teilweise verhalten“, erzählt Welzig.

In nächster Zeit werde man deshalb noch stärker auf Angebote für Schulen setzen – unter anderem wird es kurz vor Weihnachten ein Märchentheater für Kinder geben. Weiterhin ausbauen möchte man die Talk-Runde „Eure Prominenz! – Das musikalische Verhör am Kamin“.

Nachdem im letzten Jahr der Trompeter und Dirigent Ludwig Güttler und die Jazz-Größe Günter „Baby“ Sommer in Nossen auftraten, haben sich nun sogar drei Gäste angesagt. Den Beginn macht am 26. März der Tenor Olaf Bär. Ihm folgen Sängerin und Schauspielerin Anna Mateur (28. Mai) und Ulknudel Olaf Schubert aus Dresden (15. Oktober). Ob es die beliebten Veranstaltungen auch über 2017 hinaus gibt, ist nicht sicher. „Wir haben im Kaminzimmer leider nur wenig Plätze. Dadurch sind die Abende trotz des großen Interesses Verlustgeschäfte. Möglich wäre auch eine Auslagerung ins Kloster Altzella“, sagt Welzig.

Generell sei festzustellen, dass sich das Schloss wegen der Anordnung seiner Räume besser für die museale Arbeit eignet, Events besser in Altzella aufgehoben sind. „Diese gewisse Trennung ist auch kein Problem. Schließlich werden beide Häuser zusammen verwaltet“, so die Chefin.

Auch das Schloss Nossen kommt 2017 nicht am Reformationsjubiläum vorbei. Die große Sonderausstellung wird vom 1. April bis 5. November im Erdgeschoss stattfinden. Der Titel lautet: „Bekenne dich! Der sächsische Adel im Glaubensstreit“. „Dabei werden anhand von Biografien von Reformationsbefürwortern und -gegnern die tiefen Risse aufgezeigt, die auch durch Adelsfamilien gingen“, schaut Welzig voraus. Darüber hinaus wird ab dem 12. August noch die Wanderausstellung „Heimat bleibt. Vertriebene Familien kehren zurück“ im Schloss Nossen zu sehen sein.

Darin werden Einzelschicksale aus Sachsen, Böhmen und Schlesien genauer betrachtet. Der Traum, eines Tages eine große Adelsausstellung im Südflügel des Schlosses zu bewundern, lebt für Ingrid Welzig durch die neuen Pläne des Freistaats mehr denn je. „Wir arbeiten daran seit 2005. Wenn es nun bald realisiert wird, sind wir sicher, wieder wesentlich mehr Leute in unser Schloss zu locken.“