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„In Bochum wurde weniger trainiert“

Rocco Milde kennt sich bei beiden Verein aus. Der ehemalige Stürmer spielte bei Dynamo und in Bochum. Am Sonntag treffen die Mannschaften aufeinander. Der 48-Jährige erinnert sich an seine Zeit im Ruhrpott.

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© Marco Klinger

Die Anfrage überrascht ihn. „Meine Zeit bei Bochum? Da muss ich erst einmal nachdenken, ist lange her“, sagt Rocco Milde, erinnert sich dann doch gut an die Jahre zwischen 1990 und 1993, als der Pirnaer für den VfL in der Bundesliga stürmte. Damals traf er mit Bochum auch auf Dynamo. Am Sonntag kommt es zum Duell seiner Ex-Vereine, allerdings in der 2. Bundesliga.

Herr Milde, Sie sind im Juli 1990, also noch vor der Wiedervereinigung, von Dynamo zum VfL Bochum gewechselt. Wie lief das?

Ich spielte in der zweiten Mannschaft. Die war damals allerdings nach Meißen ausgelagert worden. Bochum hatte uns kurz nach dem Mauerfall zu einem Freundschaftsspiel im Januar eingeladen. Danach fragte mich Manager Klaus Hilpert, ob ich zum VfL kommen will.

Wie hat Dynamo reagiert?

Da war man nicht begeistert. Ein Wechsel in die Bundesliga war damals noch etwas sehr Ungewöhnliches, ich gehörte zu den ersten fünf Spielern, die in den Westen sind. Aber bei Dynamo hatte ich keine wirkliche Perspektive, da war ich hinter all den Hochkarätern die Nummer sieben oder acht.

Wie schwer fiel Ihnen die Umstellung?

Überhaupt nicht schwer. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen. Was mich am meisten überrascht hat: In Bochum wurde viel weniger trainiert als bei Dynamo.

Und wie lief es sportlich?

Mein erstes Spiel habe ich gegen den VfB Stuttgart bestritten, mein Gegenspieler war Guido Buchwald, ein frischgebackener Weltmeister also. Insgesamt hatte ich allerdings Probleme, mich durchzusetzen.

Warum?

Wenn man als Stürmer keine Tore schießt, wird es schwierig.

Sie haben in den drei Jahren immerhin 55 Spiele für Bochum bestritten.

Ich denke auch gerne an die Zeit zurück. Bundesliga - damit hatte ich nie gerechnet.

Die Mannschaft damals war prominent besetzt mit Ralf Zumdick, Thomas Kempe, Frank Benatelli, Uwe Wegmann, Dariusz Wosz, Heiko Bonan …

… von denen kannte ich die meisten aber nicht. Ich kam ja aus dem Tal der Ahnungslosen, konnte nie Bundesliga im Fernsehen schauen.

Warum stieg der VfL 1993 ab?

Das kann ich nicht mehr so genau sagen. Fakt ist, dass Bochum danach zu einer Fahrstuhlmannschaft wurde, die zwar mal im Europapokal spielte, aber nun schon lange zweitklassig ist.

Seit sieben Jahren genau. Glauben Sie, dass sich der VfL noch einmal in der Bundesliga etablieren kann?

Das wird schwer. Sie machen eine sehr gute Nachwuchsarbeit, die Talente werden ihnen aber früh weggeschnappt. Sie haben auch treue Fans, aber ausverkauft war das Stadion bei uns selten.

Nach Bochum gab es in Ihrer Karriere noch einige Stationen: Hannover 96, Hansa Rostock, FSV Zwickau, Dresdner SC und noch zweimal Dynamo. Wo war es am schönsten?

Sportlich war der Erstliga-Aufstieg mit Hansa 1995 das schönste Erlebnis. Aber auch die Zeit in Zwickau möchte ich nicht missen. Die Trainer waren damals Dixie Dörner und Konrad Weise, meine absoluten Idole. Die beiden Regionalliga-Jahre bei Dynamo waren zwar nicht so erfolgreich, aber in der Heimat zu sein, ist immer schön.

Das blieben Sie auch nach Ihrer Spielerkarriere. Bis auf zwei Jahre als Co-Trainer bei Borea Dresden haben Sie jedoch nichts mehr mit dem Fußball zu tun.

Das stimmt nicht ganz. Einige Jahre habe ich mit meiner Frau eine Fußballschule in Pirna geführt. Dafür bleibt aber kaum noch Zeit, weil ich eine Bowlinghalle in Dresden betreibe.

Und wie steht es um Ihre Verbindung zu Dynamo?

Da gibt es einige persönliche Kontakte. Ins Stadion schaffe ich es nur ganz selten, bin aber trotzdem gut informiert.

Ihr Sohn Paul hat bis 2015 bei Dynamo gespielt.

Inzwischen ist er bei Budissa Bautzen in der Regionalliga, war zuletzt lange an der Leiste verletzt. Als Vater bin ich sehr zufrieden mit ihm.

Wie geht das Spiel am Sonntag zwischen Ihren beiden Ex-Vereinen aus?

2:2.

Gespräch: Daniel Klein