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In acht Minuten überzeugt

Seit fünf Jahren lebt Michaela Vajova-Schuckart in Görlitz. Jetzt hat sie dank Job-Speed-Dating neue Arbeit gefunden.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Dass sie mal in Görlitz leben wird, hätte Michaela Vajova-Schuckart vor ein paar Jahren nicht gedacht. Dass sie mal im Finanzsektor arbeiten wird, erst recht nicht. Denn die Slowakin hat in Bratislava an der Philosophischen Fakultät der Comenius-Universität studiert. Kunst und Kultur waren eigentlich immer ihr Ding. Inzwischen auch Zahlen.

Denn die 30-Jährige arbeitet seit Sommer als selbstständige Finanzberaterin für die Deutsche Bank in Görlitz. Den Kontakt hatte sie beim Job-Speed-Dating der Europastadt Görlitz/Zgorzelec (EGZ) geknüpft. Bei Facebook hatte sie das gelesen, dachte sich: Mal sehen, was die so zu bieten haben. Zu den beiden Vertretern der Bank hatte sie sofort einen Draht. Eine war Ines Georgi, Regionaldirektorin Organisationsaufbau und -entwicklung für die Region Ost bei der Deutschen Bank und großer Fan von Jobspeeddating. „Ich habe diese Art der Bewerbung noch nirgends sonst erlebt“, erzählt sie begeistert. „Ich finde diese Methode absolut effizient, weil man sich einfach kennenlernen und deutlich sagen kann, worum es geht. Alles ganz unkompliziert und darum sehr wertvoll.“ Deshalb wird sie auch beim 7. Job-Speed-Dating an diesem Sonnabend wieder dabei sein.

27 Unternehmen und um die 100 Interessenten haben sich angemeldet. Diese Zahlen vorher zu haben sei wichtig, damit alles durchorganisiert und die achtminütigen Vorstellungsrunden genau eingetaktet werden können, sagt Eva Wittig von der EGZ. Immerhin gilt es, 130 Stellen an den Mann oder die Frau zu bringen. Sollte jemand ohne Anmeldung kommen, rät sie, viel Zeit mitzubringen. Eine fein formulierte Bewerbung muss man nicht dabei haben, das sei ja gerade das Unkomplizierte.

Das hat auch Michaela Vajova-Schuckart geschätzt. So dringend war sie eigentlich nicht auf Jobsuche, schließlich studiert sie noch Sprachen und Wirtschaft an der Hochschule in Görlitz. Es läuft das letzte Jahr mit viel Zeit etwa für Praktika. Aber davon hatte die 30-Jährige schon jede Menge. Und beruflich orientieren wollte sie sich schon allmählich. Die Deutsche Bank sei ihr da sehr entgegengekommen, sie könne das Studium nebenbei fortführen und will es nächstes Jahr abschließen. Noch mal zu studieren war eigentlich nicht geplant. Aber dann kam es eben, wie es kam. Die Liebe traf sie schon bei ihrem ersten Studium in Bratislava. In der Bibliothek lernte sie den deutschen Studenten Armin Schuckart aus Bayern kennen.

2013 zogen sie gemeinsam nach Görlitz, Armin ist mittlerweile der Ehemann und arbeitet als Arzt am Klinikum. Auch der Bruder der Slowakin lebt inzwischen mit seiner Freundin in Görlitz. Alle vier wohnen zusammen und nehmen sich viel Zeit für die Görlitzer Kultur. „Görlitz hat kulturell viel zu bieten, nur die Vernetzung der Vereine untereinander fehlt noch ein bisschen und auch die Vernetzung nach Polen“, findet sie. Auch wenn ihr Job jetzt Zahlen sind, bleibt die Kultur nach wie vor Michaela Vajova-Schuckarts große Leidenschaft. Sie hat in fünf Görlitzer Jahren sehr viele Leute kennengelernt, bei Vereinen und Initiativen mitgearbeitet – bei einem Theaterprojekt zum Beispiel oder beim Ideenfluss-Verein. Zudem bemüht sie sich, in Görlitz lebende Landsleute zusammenzubringen, bereitet tschechoslowakische Stammtische vor. Mitglied ist sie auch im Wildwuchsverein, wo sie die Beziehungen zwischen Deutschland, Tschechien und Polen pflegt. Dass sie mehrere Sprachen spricht, half ihr auch beim neuen Job. Es gibt viele polnische Kunden in der Region, aber nur wenige Finanzberater, die polnisch sprechen. Seit sie auch in Breslau studiert hat, kann Michaela Vajova-Schuckart neben Englisch, Deutsch und Portugiesisch auch Polnisch.