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Impfen für die Kita

Die Volkssolidarität diskutiert die Aufnahme nur noch mit Impfausweis. So einfach ist das allerdings nicht.

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Von Nicole Czerwinka und Peter Redlich

In Berlin ist ein Kind an Masern gestorben. Das lässt die Eltern und Kindertageseinrichtungen im Landkreis Meißen aufhorchen. „Das ist auf jeden Fall Gesprächsthema in den Familien und auch hier bei mir“, sagt Elvira Bruhn, Tagesmutter aus Riesa. Und auch Petra Weber, die Leiterin der Kita Kleine Freunde in Zeithain erzählt, dass die Eltern sie schon gefragt haben, ob Masern auch in ihrer Einrichtung auftreten könnten. „Natürlich können sie das, das ist nie ausgeschlossen“, sagt Petra Weber.

Sollte der Impfnachweis vielleicht zur Bedingung für die Aufnahme in der Kita werden? Die meisten Leiterinnen und Trägervereine hier im Kreis wären grundsätzlich dafür. Bei der Volkssolidarität wird sogar schon aktiv über eine solche Beschränkung diskutiert. Die Volkssolidarität ist in Sachsen mit 173 Kitas und 20 000 aufgenommenen Kindern der größte freie Betreiber für Kinderbetreuung. Geschäftsführer Frank Stritzke: „Wir diskutieren gerade mit unseren Einrichtungsleitern und wollen das auch mit Elternvertretern tun, ob wir für Kinder ohne nachgewiesene Impfungen den Vertrag ablehnen.“ Stritzke ist sich sicher, dass es dafür ein großes Verständnis unter den Eltern gibt.

Für einen Impfschutz plädiert auch Andreas Krüger, Geschäftsführer des Ortsverbandes Riesa des Arbeitersamariterbundes (ASB): „Ich würde die Impfpflicht begrüßen, zumindest was alle Kinderkrankheiten angeht. Schließlich geht es dabei ja nicht nur um die Risiken für das eigene Kind, sondern auch um die Ansteckung anderer“, sagt er. Rund 300 Kinder betreut der ASB in seinen drei Kindertagesstätten in Riesa, Gröditz und Strehla. Zwar lassen sich die Erzieher bei Neuaufnahmen die Impfausweise zeigen, eine generelle Impfpflicht könne der ASB aber nicht aussprechen. „Das ginge nur, wenn die Impfpflicht auch gesetzlich schon bestünde. Wir können als Träger nur zur Impfung raten, es aber nicht durchsetzen“, erklärt Krüger.

Die meisten Kindertageseinrichtungen im Kreis lassen sich wenigstens einen Impfausweis oder eine Gesundheitsbescheinigung mit dem Impfstatus des Kindes vom Arzt vorlegen, wenn sie neue Kinder aufnehmen. „Ja, das machen wir, schon allein zum Schutz der Gruppe empfehlen wir eine Impfung“, sagt Steffi Schneider, Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätte Trinitatishaus in Riesa.

In der Kita Kleine Freunde in Zeithain läuft es ähnlich. Auch hier muss ein ärztliches Attest vorliegen, wenn neue Kinder aufgenommen werden. „Es ist aber letztlich egal, was in diesem Formular drinsteht, weil wir niemanden zur Impfung verpflichten können“, sagt Petra Weber. Wie auch Andreas Krüger würde sie eine gesetzliche Impfpflicht begrüßen, obwohl ihr in ihrer Einrichtung keine Impfverweigerer bekannt sind und es bislang auch keine größeren Krankheitsfälle hier gab. „Es ist allerdings die Frage, welche Impfungen dann zur Pflicht würden. Meiner Ansicht nach sollte es ähnlich sein wie in der DDR“, sagt Petra Weber.

Tagesmutter Elvira Bruhn stimmt dem zu. „Ich bin der Meinung, ein Impfschutz sollte immer da sein, wenn viele Kinder aufeinandertreffen. Die Eltern müssen auch an die anderen denken“, sagt sie. Allerdings gebe es heute mehr Allergiekinder als zu DDR-Zeiten, die gar nicht geimpft werden können. „Da sollte auf jeden Fall der Arzt individuell abwägen“, sagt Bruhn. Pflicht wäre daher ein zu krasser Begriff.