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Im Zentrum des Krippenbaus

Schnitzer aus dem Schluckenauer Zipfel bewahren die Tradition. Sie begeistern Kinder und suchen in Archiven.

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© Oldrich Podzimek

Von Petra Laurin

Jirikov. Zwei Jahre haben die kleinen Krippenbauer aus dem Krippenverein Jirikov (Georgswalde) gebraucht, um der Varnsdorfer/Warnsdorfer Kirchgemeinde eine Krippe zu bescheren. „Diese Kirche hatte bisher keine Weihnachtskrippe“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Oldrich Podzimek. Die jungen Krippenbauer haben sie unter Anleitung der Lehrerin Irina Denezhkina gestaltet. Die Figuren sind aus Ton. Landschaft und Hintergrund haben sich die Kinder selbst ausgedacht und erarbeitet.

Kinder aus dem Verein haben eine Weihnachtskrippe für die Kirche in Varnsdorf gestaltet.
Kinder aus dem Verein haben eine Weihnachtskrippe für die Kirche in Varnsdorf gestaltet. © Oldrich Podzimek

Damit ist der Verein wieder ein Stück weiter vorangekommen auf seinem Weg, die Tradition der Krippen wiederzuentdecken und zu bewahren. „Schluckenau war schon immer ein Zentrum des Krippenbaus“, sagt Podzimek. So ist es kein Wunder, dass der Verein viele Krippenschätze in seinen Klubräumen ausstellen kann. Die Räume befinden sich in der ehemaligen Sparkasse in Georgswalde. Die Werke dort sind von alten und heutigen Meistern. Die Krippen sind sehr verschieden, stammen aus unterschiedlichen Zeiten. Sie sind in verschiedenen Techniken und Materialien gefertigt. Glas, Ton, Holz und Zinn haben die Krippenbauer verwendet. Am 21. Dezember lädt der Verein zur Besichtigung der Weihnachtskrippen in das Vereinsheim in Georgswalde ein.

Olbrich Podzimek hat den Verein mit acht Freunden vor fünf Jahren gegründet. Heute hat der Zirkel fast drei Dutzend Mitglieder. Ein Drittel davon sind Kinder. „Wir möchten uns mit der Geschichte der Krippen und der Schnitzerei befassen“, betont Podzimek. Die Schicksale von 24 ortsansässigen Holzschnitzern wollen die Vereinsmitglieder entdecken und aufarbeiten, „damit sie nicht vergessen werden“, unterstreicht der Vereinsvorsitzende. So hat er in Erfahrung gebracht, dass sich Schluckenau bereits Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Krippenschnitzerei entwickelt hatte. Bis 1938 wurden in der Region immer zur Weihnachtszeit etwa 50 private Krippen ausgestellt.

Bei ihrer Forschung nutzen die Vereinsmitglieder Archive in Museen, alte Zeitschriften und Bücher. „Wir nutzen alle zugänglichen Quellen“, so Podzimek. Die Angaben werden gesammelt und bei gemeinsamen Ausflügen überprüft. Auch die neuere Krippengeschichte wird festgehalten. Das sei wichtig, denn bisher wurden die Schicksale der Krippen nur mündlich überliefert. Der Verein plant ein Buch, das aus diesen Sammlungen entstehen soll. Das Eintauchen in die Krippengeschichte ist für die Holzschnitzer sehr spannend. Jedes Mal, wenn sie auf Recherche sind, erfasst sie ein Kribbeln, weil sie nie wissen, auf welche Merkwürdigkeiten oder Entdeckungen sie stoßen werden, so der Krippenexperte.

Die Nachforschungen begannen mit August Reich aus Filipov (Philippsdorf). Die Forscher fanden heraus, dass an der Stelle, wo der Krippenbauer lebte, heute nur noch ein alter Baum steht. Herausgefunden haben sie auch, dass der Krippenschnitzer Johann Jarschel nach dem Krieg ein neues Zuhause in Hessen fand. „Seine Krippe aus dem Jahr 1913 war seinerzeit die größte in Georgswalde. Schon vor dem Krieg wurde ihr Wert auf 30 000 Kronen geschätzt“, erzählt Podzimek. König der Krippenbauer in Schluckenau sei jedoch Eduard Kindermann, berichtet der Vereinschef. Dessen Krippe habe der Verein restauriert. Sie ist der wertvollste Besitz des Vereins. In der heutigen Form ist sie 1932 installiert worden, sie hat aber einen Kern, der von 1923 stammt. Damals hat Schluckenau sein 700-jähriges Bestehen gefeiert. Der dortige Krippenverein war damals zehn Jahre alt.

Enge Zusammenarbeit verbindet die Georgswalder Krippenbauer mit Gleichgesinnten in Schirgiswalde. Jeden dritten Dienstag im Monat trifft man sich in Sachsen zum Erfahrungsaustausch. Die Krippentradition in Schirgiswalde ist darin begründet, dass der Ort jahrhundertelang zu Böhmen gehörte und erst 1845 zu Sachsen kam. Die Krippenbegeisterung hat sich erhalten. Sie überlebte die Kriegs- und Nachkriegszeit, während durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung die meisten Krippen im nördlichen Böhmen verschwunden sind.

Krippenausstellung in Jirikov/Georgswalde am 21. Dezember in den Räumen der ehemaligen Sparkasse. Geöffnet ist von 16 bis 20 Uhr.